Führerschein bis ins Grab

Sie kriechen im Schneckentempo durch die Straßen, brauchen eine Ewigkeit zum Einparken, schaffen trotz großer Karren kaum mehr als 100km/h auf der Autobahn oder fallen durch seltsames Verhalten in Tiefgaragen auf. Ab und zu schockieren tragische Unfälle, verursacht von Lenkern im Rentenalter. In Österreich sind nach bestandener Führerscheinprüfung keine Gesundheitschecks – ausgenommen in besonderen Fällen – mehr vorgesehen. Der Schein bis zur Bahre – auch wer im Alter seh- oder hörbehindert ist, kommt damit durch.

Die meisten europäischen Länder haben längst auf die steigende Lebenserwartung reagiert und Autofahren regelmäßige Checks vorgeschrieben: In Italien muss ab 50 der Führerschein jährlich abgestempelt werden; in Rumänien ist sowieso alle fünf Jahre ein Besuch beim Amtsarzt vorgeschrieben, ab 45 sogar alle drei Jahre; In der Schweiz bittet man ab 70 im Zweijahresrhythmus zur Untersuchung, in Slowenien wird ab 65 muss alle drei Jahre ein ärztliches Attest vorgelegt werden. So soll die Verkehrstauglichkeit von älteren Semestern garantiert werden.

In Österreich verzichtet man ob den mächtigen Autofahrervertretungen auf medizinische Überprüfung und ist mit Deutschland, Belgien oder Frankreich in zweifelhaft prominenter Gesellschaft. Als hier zu Lande 2013 der Führerschein im Scheckkartenformat (begrenzt auf 15 Jahre) das „rosa Papierl“ abgelöst hat, verzichtete das Verkehrsministerium auf eine Umsetzung einer EU-Empfehlung: Man legte nahe, dass die Verlängerung der Lenkererlaubnis an eine Gesundheitsüberprüfung gekoppelt werden soll.

Für viele sind Senioren subjektiv ein Verkehrshindernis oder Ärgernis, doch sie stechen aus der Unfallstatistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit nicht besonders hervor: Unter den Insgesamt 48.444 bei Verkehrsunfällen verletzten Personen in Österreich befanden sich „nur“ 5.350 in der Altersgruppe über 65 Jahren. Das sind etwa neun Prozent.

Hat die österreichische Regierung – wieder einmal – verschlafen und es längst versäumt, auf aktuelle Trends zu reagieren? Mit einer einfachen Verordnung könnte man den Straßenverkehr sicherer machen – für autofahrende Senioren und den Rest...

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

fischundfleisch

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