Eine kurze Einführung in das Denken Alexander Dugins

(Der folgende Text stellt eine Einleitung zu Alexander Dugins Vortrag "Die Zukunft der europäischen Zivilisation" am 25.01.2017 in Wien dar, welche von mir kurz davor vorgetragen wurde. Er dient der Klarstellung der Falschmeldungen über Dugin und erklärt wichtige Konzepte seiner Theorie)

Sehr geehrte Damen und Herren!,

In der vergangenen Woche wurde in den österreichischen Medien viel über Alexander Dugin geredet. Das meiste davon waren Lügen und aus dem Zusammenhang gerissene Zitate. Ich kann Ihnen versichern: Er wird heute weder zur Auflösung Österreichs, zu einem Genozid an den Ukrainern oder zur faschistischen Weltrevolution aufrufen. Wer ist Professor Dugin? Bei diesem Vertreter des Jahrgangs 1962 handelt es sich um einen Geopolitiker, Philosophen und Soziologen. Dementsprechend komplex ist sein Denken, welches uns in Lehrbüchern, Vorlesungen, Manifesten und zahlreichen Werken vorliegt. Sein Denken ist wesentlich vom Eurasismus beeinflusst, dem russischen Bruder der Konservativen Revolution, sowie der von Alain de Benoist geprägten Neuen Rechten in Europa. Meine Worte sind also nur eine Skizze seiner Theorie, die versucht wesentliche Aspekte zu erklären.

Der heute wichtigste Denker Russlands wird zu einem Thema, dass uns allen am Herzen liegen sollte referieren: Der Zukunft der europäischen Zivilisation. Manche werden bei dem Wort Zivilisation die Nase rümpfen, doch tun Sie das zu Unrecht: Damit meint Dugin nämlich den Kulturkreis, also den politisch größtmöglichen Zusammenschluss verschiedener Völker. In der Zivilisation sieht er das kommende Subjekt einer multipolaren Weltordnung, welche die von den Amerikanern dominierte unipolare Welt ablösen soll. Diese bedeutet nicht die Abschaffung des Nationalstaates, sondern lediglich, dass die Zivilisation als neuer Akteur den Völkern Schutz gegen die vom Westen betriebene Globalisierung bieten wird.

Er gehört zu jenen Denkern, deren Theorien den Aufstieg der von Russland organisierten Eurasischen Zivilisation ab 2008 möglich gemacht haben. Sie merken: Russland ist für ihn nicht Teil Europas, genausowenig will er Europa russifizieren. Nicht umsonst gilt Alexander Dugin als Vordenker der Eurasischen Union und der russischen Außenpolitik seit 2008. Währenddessen erlebt Europa seine Selbstabschaffung als Trabant des liberalen Welthegemons USA.

Diese Selbstabschaffung, ausgelöst durch Geburtenarmut, Masseneinwanderung und Fremdbestimmung ist das Resultat der liberalen Ideologie. Die Auflösung aller organischen Gemeinschaften und kollektiven Identitäten, von der Religion, über das Volk, die Familie bis hin zum Geschlecht und schließlich sogar dem Ich selbst – all das ist kein Zufall, kein Ergebnis über Jahrzehnte hinweg getroffener falscher Entscheidungen, sondern die direkte Konsequenz des Liberalismus. Die Tatsache bewusst zu machen, dass wir es hier nicht mit einer Anhäufung falscher Entscheidungen in der Politik, sondern mit einer politischen Ideologie zu tun haben, ist ein wichtiger Punkt in der Diskussion um die europäische Zivilisation.

Doch was soll an die Stelle des Liberalismus treten? Nach Dugin ist es die Vierte Politische Theorie. Darunter versteht er ein offenes Konzept, keine geschlossene Ideologie, welche sich durch folgende Punkte definiert: 1) Die Ablehnung von Kommunismus, Faschismus/Nationalsozialismus und Liberalismus. 2) Sie fordert keine andere Moderne, sondern eine Ende des modernen Denkens. 3) In ihrem Zentrum steht das Dasein nach Heidegger, also das Volk an sich. Wer also Professor Dugin als Faschisten oder Kommunisten bezeichnet, beweist damit nur, dass er sein Werk nicht gelesen hat.

Mit ihrem Antimodernismus und Antiuniversalismus ist die Vierte Politische Theorie bewusst negativ definiert, um als offenes Konzept genügend Raum für eine positive Ausformung zu bieten. Nachdem es verschiedene Formen des Daseins und zahlreiche Zivilisationen auf der Welt gibt, wird die Ausformung dieser Theorie auch unterschiedlich sein. Professor Dugin macht uns also das unwiderstehliche Angebot, als Europäer wieder Herren unseres eigenen Kontinents zu werden – also lassen sie uns gemeinsam diesen Vorschlag annehmen und die Vierte Politische Theorie für unsere Zivilisation ausformulieren!

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philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 08.03.2018 07:29:32

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