"Das Internet setzt sich eh nie durch!"… nicht ganz

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Wolfgang Peierl - Ich, März 2016

Am 18.3. veröffentlichte Branchen-Chefredakteur Dinko Fejzuli im Medianet einen Kommentar mit Titel „Wenigstens klein, wenn geht mit Bild“. Schon bei der Headline werden sich nicht wenige von uns „PRlern“, Unternehmenskommunikatoren oder -sprechern ein klein wenig ertappt gefühlt haben. Denn Fejzuli brachte auf den danach folgenden Zeilen auf den Punkt, was uns ständig begleitet bzw. im Nacken sitzt und uns teilweise zu etwas unbeholfenen Anrufen bei Redakteuren zwingt, mit dem Zweck, den höchsten Kundenwunsch, das Print-Clipping, NICHT das Online-Clipping, wahr zu machen.

Nicht immer schaffen es Themen, die wir für unsere Kunden trommeln, in die Print-Ausgaben. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: weil die Geschichte eher für Online-User relevant ist, weil das Print-Heft schon „zu“ ist, weil die Geschichte für Print vielleicht auch mal etwas zu dünn ist oder einfach, weil wir gutes Bewegtbild mitliefern können, das sich in Print relativ schlecht umsetzen ließe. Und dennoch: die Online-Erscheinung „gilt“ gerade auf Kundenseite häufig erst dann, wenn davor oder kurz danach das jeweilige Thema auch in der gedruckten Ausgabe erschienen ist. Leben wir noch immer in Zeiten, in denen das Analoge, das Haptische, das wortwörtlich Greifbare mehr wiegt als sein digitales Pendant? Fakt ist, dass die Online-Leser nicht dieselben sind, wie die Print-Leser. Manche stehen auf die Melange: Online für die schnelle Kurzinfo – Print für den Tiefgang. Aber hat Online das Potenzial Print in ernste Gefahr zu bringen?

Ist Print jetzt tatsächlich ein Auslaufmodell? Wird der Online-Bereich insbesondere beim aktuellen Trend zu Bewegtbild und den entsprechenden Plattformen das tatsächlich Gedruckte verdrängen? Und wenn ja, warum sind dann die Mediaspendings im Printbereich noch immer um so vieles höher als im Digitalbereich? Langsam aber doch gewinnt man den Eindruck, dass diese Diskussion in erster Linie die Medien- und Kommunikationsbranche beschäftigt, weil man sich eben gerne mit sich selbst und natürlich auch seiner Zukunft befasst.

Keine Frage, zur Zeit wächst eine Generation heran, die eines Tages mit einer „echten“ Zeitung, einem Buch, einem Flugblatt vielleicht tatsächlich nichts mehr anfangen kann. Deren Existenz lässt uns all jene Zielgruppen vergessen, die sehr wohl das gedruckte Wort noch schätzen, nutzen und kaufen.

Unsere Arbeit ändert sich täglich und ja, man sollte keine Entwicklung versäumen, aber keine Sorge: Unseren Job wird es auch in fünf Jahren noch geben und verdammt, wir werden auch in zehn Jahren noch leben.

Wolfi

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