Profit und Nachhaltigkeit? Das geht doch nicht zusammen.

So oder so ähnlich lauten die Reaktionen, die wir bekommen, wenn wir diese Frage stellen. Aber Geld ist doch nicht per se gut oder böse – also warum soll es dann nicht möglich sein, damit die Welt zu verbessern?

70.000 Milliarden US Dollar. Das ist der Betrag, der zurzeit weltweit am Finanzmarkt veranlagt ist – Tendenz steigend. Eine enorme Summe, die die Vorstellungskraft der meisten Menschen übersteigt. Sie wird investiert, um Profit zu generieren. Aber sollte es nicht das übergeordnete Ziel sein, Geld nachhaltig in die Wertschöpfungskette der Gesellschaft einzubringen und dabei die Folgen für die kommenden Generationen im Hinterkopf zu behalten?

Als Endkunde kann man dazu einen Beitrag leisten, indem man sein Geld in nachhaltige Fonds anlegt. Dadurch wird nur in Unternehmen, die bestimmten nachhaltigen Kriterien entsprechen, investiert. Aber das ist leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn die große Intransparenz liegt bei den Finanzinstituten. Oder wissen Sie, wohin das Geld ihrer Lebensversicherung oder ihres Sparbuchs fließt?

Als Umweltorganisation müssen wir großen Banken und Versicherungen – also jene, die wir eigentlich nicht zwingend mit Nachhaltigkeit verbinden – dazu animieren, den Weg der Nachhaltigkeit mit uns zu gehen. Sie müssen sich endlich zur Transparenz bekennen. Das geht aber nur, wenn sie ihre Portfolios offenlegen und die Geldströme analysieren lassen.

Der WWF hat für diesen Zweck gemeinsam mit 40 Organisationen und 70 Experten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance ein Modell entwickelt. Zusammengerechnet stecken darin 1.000 Jahre an Nachhaltigkeitserfahrung. Mit Hilfe von mehr als 100 Indikatoren können Portfolios so nach Nachhaltigkeitskategorien gereiht werden. Durch die Analyse wird auf einen Blick sichtbar, wohin das Geld fließt. Durch eine Veränderung des Geldflusses in Richtung nachhaltig agierender Unternehmen können „schlechter performende" Unternehmen motiviert werden, sich zu verbessern. Branchen, die umwelt- und menschenfreundlich agieren, könnten dadurch einen enormen Aufschwung erfahren.

Aber warum sollen Banken und Versicherungen dabei mitmachen? Die Anwendung so eines Modells ist schließlich freiwillig.

Dazu kann ich nur Folgendes sagen: Zum einen, weil Rendite und Nachhaltigkeit schon lange kein Widerspruch mehr sind, das bestätigen mittlerweile auch zahlreiche Studien renommierter Institute. Die Allianz Österreich, einer der größten Versicherer, hat das WWF-Modell bereits getestet und wird in den kommenden Jahren ihr Portfolio umschichten. Weitere sollen folgen. Zum anderen, ein zugegeben etwas verträumter Grund: weil sie eine gesellschaftliche Verantwortung tragen und es höchste Zeit wird, dieser nachzukommen. Die Erde gehört uns nicht, wir haben also sicherlich weder das Recht noch können wir es moralisch verantworten, auf Kosten unserer nachkommenden Generationen zu leben.

Geld soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Es ist sicherlich noch ein langer Weg bis dahin, aber auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

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torvijs

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WasMichBewegt

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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