Imitation oder Inspiration? Plagiat oder Tribut? Ein kleines Plädoyer für den bewussten Umgang mit Ideen ...

~ Teil Eins ~

Zum Einstieg ein paar kontroverse Zitate:

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"The secret to creativity is knowing how to hide your sources." - Albert Einstein

“Originality is nothing but judicious imitation. The most original writers borrowed one from another. The instruction we find in books is like fire. We fetch it from our neighbor's, kindle it at home, communicate it to others, and it becomes the property of all.” ― Voltaire

"Good artists copy, great artists steal." - Pablo Picasso

"What is originality? Undetected plagiarism." - William Ralph (Dean Inge)

"…maybe it’s just that the revolution is: art gives birth to new art. There is no chicken or egg. It’s molecular. Cells give birth to cells. To put it more bluntly, the Hussein Chalayan vessel I wore at the Grammys wasn’t inspired by a chicken. It was stolen from an egg." - Lady GaGa

"Originality is the fine art of remembering what you hear but forgetting where you heard it." - Laurence J. Peter

“Immature poets imitate; mature poets steal.” ― T. S. Eliot

“Nothing is original. Steal from anywhere that resonates with inspiration or fuels your imagination. Devour old films, new films, music, books, paintings, photographs, poems, dreams, random conversations, architecture, bridges, street signs, trees, clouds, bodies of water, light and shadows. Select only things to steal from that speak directly to your soul. If you do this, your work (and theft) will be authentic. Authenticity is invaluable; originality is non-existent. And don’t bother concealing your thievery - celebrate it, if you feel like it. In any case, always remember what Jean-Luc Godard said: 't’s not where you take things from - it’s where you take them to.'" ― Jim Jarmusch

“To steal ideas from one person is plagiarism; to steal from many is research.” ― Steven Wright

„(…)Ich glaube ja eigentlich ehrlich gesagt, dass die menschliche Vorstellungskraft relativ begrenzt ist. Man kann im Prinzip gar nichts Neues erfinden, sondern nur neu kombinieren aus dem, was man schon kennt. Wir formen das Material, das wir haben, immer wieder anders um, als ewige Liebeserklärung an unsere Wirklichkeit und die Schöpfung.“ (frei nach Cornelia Funke)

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Fallbeispiel 1:

Ich geniere mich sehr. Neulich geschah etwas (für mich als Künstler) echt Furchtbares; es ist mir wirklich extrem peinlich:

Ich habe wieder mal durch ein bestimmtes Buch (welches ich schon länger besitze) geblättert (es handelt von jener werten Dame, welche ich hier, hier und hier schon mal erwähnt habe) und dabei fiel mir auf einmal eine Abbildung plötzlich besonders ins Auge. Ich dachte mir: Seltsam, irgendwie kommt mir dieses Bild total bekannt vor... Ich überlegte und überlegte. Irgendwie konnte ich mir keine Erklärung dafür finden.

Doch dann traf es mich wie der Blitz:

Das ist doch MEINE Zeichnung, dachte ich. Aber wie kann das denn bitte sein?!

HILFE, MEIN LEBEN IST EINE LÜGE!!! WIE KANN MIR DAS BLOSS PASSIEREN? ODER BIN ICH ETWA REINKARNIERT WORDEN??? Ich war mir ganz sicher, dass das Kleid aus MEINEM Kopf kam und ich jene Illustration von Alastair NOCH NIE zuvor gesehen hatte in diesem Band oder sonst wo. Mein Bild ist schon älter... Ich wollte lediglich ein Kleid designen, schwarz-weiß-rot, mit Rosen und Federn - es enstand mehr oder weniger aus purem Zufall; ich wollte mich einfach wieder mal kreativ austoben, daran erinnere ich mich noch ganz genau, klar und deutlich. Und jetzt das. Ich zeigte den Vergleich Freunden von mir. Sie glaubten mir nicht. "Das hast du doch ganz bewusst kopiert", sagten sie. "Die Ähnlichkeit ist zu frappierend." Verdammt, NEIN!!! Wie kann mir nur sowas passieren??? Das ist unmöglich. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Ich überlegte. Könnte es tatsächlich sein, dass mein Unterbewusstsein das (im Buch sehr klein abgebildete) Kunstwerk tatsächlich irgendwie gespeichert hat und mir dann quasi einen Streich spielte? Mir ist das Bild bis dato nie zuvor ins Auge gefallen, dachte ich mir. Ich war mir so sicher, dass dieses Design ganz allein meine Idee war. Aber meine Freunde haben nunmal recht: Die Gemeinsamkeiten lassen sich einfach nicht bestreiten. Hilfe, ich bin ein Scharlatan!!! Aber es war mir, Hand auf's Herz, wirklich nicht bewusst, EHRLICH. Mein Gehirn muss unterbewusst dieses Bild der Marchesa irgendwie gespeichert haben, immerhin habe ich schon sehr oft durch dieses Buch geblättert, auch wenn mir jene Illustration bis dahin noch nie zuvor bewusst ins Auge fiel. Es ist verrückt, WIRKLICH verrückt.

Würde der Künstler heute noch leben oder würden seine Bilder nach wie vor urheberrechtlich geschützt sein von irgendjemanden, wäre mir eine teure Klage mit hoher Strafsumme gewiss sicher. Ein Glück, dass die ganzen Abbildungen mittlerweile "Public Domain" sind. Aber trotzdem. Für mich stellte dieser Moment ein Schlüsselerlebnis dar, sozusagen. Ich dachte mir: Wo hört Inspiration eigentlich auf und wo fängt Plagiarismus eindeutig an, quasi? Lässt sich das immer so genau beurteilen und unterscheiden? Ich SCHWÖRE bei allem was mir heilig ist, ich habe dieses Bild nicht bewusst kopiert, wirklich nicht. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie ich Formen etc. unbewusst reproduzieren konnte, ohne es zu merken. Wie gesagt, mir war das Originalbild nicht mal in Erinnerung. Es ist wirklich... verflixt.

Nun möchte ich euch, die "Fisch & Fleisch"-Community fragen, wie ihr das alles so seht?

Dieser Blog-Beitrag ist erst Teil 1, weitere Fallbeispiele zu diesem Thema werden in Kürze in meinen nächsten Postings folgen.

Blog-Bild © Cymae