Die Tupolew Tu-144 war der erste Überschallverkehrsflieger der Welt und flog einige Wochen früher als als die britisch/französische Concorde. Wohingegen die Concorde nur den Reichen und mächtigen vorbehalten war, kostete ein Platz auf einer Tu 144 nicht mehr als jeder andere Platz auf einem Flugzeug.

Das Projekt versinnbildlicht die Sowjetunion und in weiterer Folge den Sozialismus: sieht toll aus, wenn man nicht so genau hinsieht und vor allem nicht all zu lange. Aber wehe man kratzt an der Oberfläche.

Also sehen wir länger und genauer hin. Zum einen hätte es die Tu 144 nicht gegeben wenn der Westen so ein Projekt nicht zuvor angekündigt hätte. Hierzu reicht ein Blick auf die Tu 144 um zu erkennen, dass mächtig geborgt wurde. Der Umstand welche der beiden Geräte funktionierte und welches nicht macht auch völlig klar in welche Richtung der Informationstransfer lief.

Das führt uns gleich zum ersten Punkt: die Tu 144 war eine Todesfalle und stürzte regelmäßig ab. Wenn sie dann doch zum Landeanflug ansetzte brauchte sie einen Fallschirm als Bremse da die Genossen die Geometrie der Flügel, die sie kopierten, nicht vollständig verstanden hatten und auf Überschall optimierten. Das führte zu absurd hohen Landegeschwindigkeiten und damit zu recht unbequemem Landungen. Die Triebwerke mussten bei Überschall nonstop auf Dauerbrenner laufen. In Kombination mit den lauten Kühlaggregaten führte das dazu dass man sich wärend des Fluges nicht unterhalten konnte, während im Westen die Reichen und Schönen sich gemütlich bei Champagner unterhalten konnten.

icm https://www.super-hobby.de/products/Tupolev-Tu-144-Soviet-Supersonic-Passenger-Aircraft.html

Ha! Aber wenigstens hier sollte der Vorteil liegen: die Preise waren günstig, jeder konnte es sich leisten mit dem Ding zu fliegen. Aber wohin? Man erhielt ja doch keine Erlaubnis dafür und wenn doch war die Reichweite der Tu 144 recht gering aufgrund des unterlegenen Triebwerks.

Die Kosten für den Betrieb der Concorde waren ebenso absurd hoch. Der freie Markt zwingt den Betreiber also höhere Preise zu verlangen (um die höheren Kosten zu decken) und damit ergibt sich ein Nischenmarkt. In der Sowjetunion hingegen lief das gegen die Ideologie. Jeder sollte es sich leisten können. Am Papier jedenfalls. Das Projekt wurde also subventioniert. 30 Flieger wurden bestellt, 16 gebaut, 7 betrieben und nach 102 Flügen, bzw. 55 Toten, wurde das Projekt nach wenigen Jahren eingestellt.

Die Concorde hingegen flog von 1969 bis 2003.

Wurde die Tu-144 für das Volk gebaut? Nein. Es war ein Propagandawerkzeug. „Alles was der Westen kann, können wir schneller und besser und billiger“ brüllte es aus Moskau. Sah auch so aus, wenn man nur Schlagzeilen liest. Defakto war das Produkt in jeder erdenklichen Beziehung unterlegen und eine unvorstellbare Verschwendung von Geld, Material und Arbeitszeit. Es gab nie einen Bedarf, das Gerät brachte nie einen Nutzen und die Zeche zahlte nicht ein irrgeleiteter Unternehmer sondern das Volk.

Die Kritik dass es bei der Concorde nicht völlig anders war, auch hier subventionierte der Staat ja kräftig, ist valide. In einer idealen Welt trägt das Risiko der der das Ding haben will und nicht der Steuerzahler, so eine Ideale Welt ist aber eben eine Welt ohne Steuern.

Die Tu-144 zeigt an einem wunderschönen Beispiel das zentralisierte Wirtschaft nicht funktioniert aber Resultate bringt die oberflächlich betrachtet den einfachen Verstand dennoch beeindruckt: „Der erste Überschallflieger wurde in einem kommunistischen Land betrieben und die Tickets waren spottbillig“ sind unbestreitbare Fakten und werden noch für Generationen als besondere Leistung von jenen gepriesen werden die sich mit Themen stets oberflächlich beschäftigen.

Für die Gebildeten aber ist klar wie teuer dieser Satz erkauft wurde, erkauft mit Geld von Menschen die sich wohl gewünscht hätten, dass der Staat ein paar mehr Autos oder Wohnungen oder eventuell sogar etwas mehr Brot produzieren lassen würde.

Der Erfolg des Sozialismus ist genau wie der Erfolg der Tu-144 einer den man nur sehen kann wenn man höchstgradig ignorant ist.

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Dieter Knoflach

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