Thomas Sowell ist bekannt für seine pragmatischen und einfach verständlichen Erklärungen hochkomplexer Probleme. Das Problem das viele Menschen mit seinen Erklärungen haben ist aber, dass er niemals endgültige, perfekte Lösungen vorschlägt. Das Zitat “There are no solutions, there are only trade-offs; and you try to get the best trade-off you can get, that's all you can hope for.” (Es gibt keine Lösungen, es gibt nur Kompromisse; den bestmöglichen Kompromiss zu erzielen, das ist das Beste auf das man hoffen kann.) beschreibt seine Weltsicht perfekt.

Und er hat damit recht. Jede Lösung produziert neue Probleme. Immer wenn man einen Effekt abschwächt, verstärkt man einen Haufen andere. Immer wenn man eine Sache besser macht, macht man mehrere andere Dinge schlechter.

Das Problem ist, dass die Folgen oft nicht abschätzbar sind. Die industrielle Revolution etwa erhöhte unsere Produktivität dramatisch und führte zu mehr Wohlstand, geringerer Kindersterblichkeit und höherer Lebensqualität. Sie brachte aber auch die Zerstörung etablierter gesellschaftlicher Normen und Lebensweisen mit sich und ermöglichte die Existenz so mörderischer Systeme wie Faschismus oder Kommunismus, den industrialisierten Krieg und Umweltverschmutzung. War das die Sache wert? Vermutlich schon, aber perfekt war die Sache nicht.

Sowell argumentiert, dass das diese unbestreitbare Wahrheit (dass alles Nachteile mit sich bringt) von der Politik geleugnet wird und genau das das Problem an der Politik darstellt: die Politik behauptet sie könnte, nebenwirkungsfrei, Probleme lösen und das sei eben die Lüge auf der die Politik aufbaut. Die Idee hierbei ist, dass die Politik keine Kompromisse eingehen muss. Die Politik etwa könnte, wenn sie wollte, beschließen dass wir alle genügend zu Essen haben und dann wäre es so. Die Politik beantwortet die legitime Frage „aber warum tut ihr das nicht“ üblicherweise mit „Weil die Anderen es verhindern!“ Was eben auch eine Lüge ist.

Und um das überdeutlich zu sagen: das ist kein Links-Rechts Problem.

Praktisch jede realpolitisch relevante Bewegung agiert diesbezüglich gleich: Sie versprechen Lösungen die (für ihre Leute) keine Nachteile mit sich bringen und wenn sie nicht liefern sind „die Anderen“ schuld.

Der Grund warum sie nicht liefern ist aber eben, dass die Lösungen der Politik in der Realität eben nicht funktionieren, weil sie unabsehbare Nachteile mit sich bringen, wie etwa eine Veränderung der Mentalität die eine Politik, die auf einer anderen Mentalität basiert, ad absurdum führt.

Die Wahrheit ist aber eben, dass es keine perfekten endgültigen Lösungen gibt, sondern wir ständig damit beschäftigt sind Vorteile und Nachteile abzuwiegen beziehungsweise versuchen abzuschätzen welche Handlung mehr Vorteile als Nachteile bringt. Die Frage ist wer das besser kann: eine zentralisierte Behörde oder das Chaos des freien Marktes.

Sowell argumentiert, dass es der Markt, historisch besser hingebracht hat und daher die Schlussfolgerung legitim ist, dass der Markt es besser kann als der Führer.

Nicht perfekt, nicht ohne Probleme zu verursachen aber eben besser als die Politik. Und besser ist eben in der wahren Welt das Beste auf das wir hoffen können, denn Perfektion ist eine Illusion.

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