Experten gibt es zu Hauf, aber wie erkennt man ob man es mit einem wahren Experten zu tun hat und nicht mit einem Blender der sich nur als Experte ausgibt? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: der messbarer Erfolg in dem Bereich in dem er vorgibt ein Experte zu sein.

Nehmen wir einen Experten im „Überleben in der Wildnis“. Jemand der vorgibt so ein Experte zu sein sollte zu irgendeiner Zeit in seinem Leben demonstriert haben, dass er auf sich alleine gestellt überleben kann. Jemand der das in der Wüste demonstriert hat ist aber dann erst jemand der bewiesen hat dass er ein Experte darin ist in der Wüste zu überleben. Es gilt anzunehmen dass sich diese Fähigkeiten auch auf den Urwald umlegen lassen aber solange er es nicht demonstriert hat, ist diese Ansicht als nicht gesichert anzusehen. Er mag ein Experte für "Überleben in der Wildnis" sein aber wirklich wissen tun wir es nur im Bezug auf die Wüste.

Auf der anderen Seite steht der schwer übergewichtige Experte fürs Abnehmen, der Zahnarzt mit faulen Zähnen oder der Lehrer die richtige Dinge als falsch in der Schularbeit ankreuzen.

Obgleich diese Personen sich auf Positionen von Experten befinden fällt es schwer sie als Experten anzusehen. Das liegt daran dass sie tatsächlich gar keine echten Experten sind.

Um auf den Platz eines Experten zu kommen bedarf es oftmals keiner Expertise. Oftmals reicht es die richtigen Leute zu kennen. Das ist umso richtiger je mehr des Gehaltes aus Steuergeldern bezahlt werden. Auch in der Wirtschaft finden sich falsche Experten und falsche Spezialisten an Orten der Macht und der Weg dorthin führte über Golffreundschaften. Im staatlichen Bereich allerdings, wo Leistung eine weit untergeordnete Rolle spielt, ist es einfacher solche Leute in den Positionen zu belassen in denen sie sind. In der Wirtschaft ist jemand der viel kostet und nichts bringt eine fühlbare Last, im Amt ist so jemand einfach ein Grund mehr Gelder zu beantragen und eventuell, dank diverser Verbindungen besagten Blenders, sogar der Grund warum man mehr von dem leckeren Steuergeld bekommt. Blender können also einen Nutzen haben aber sie sind eben keine Experten und können das was sie angeblich können oftmals nicht oder nicht besser als andere.

Gravierende Probleme entstehen wenn diese falschen Experten Leuten, die die Sache besser können als der besagte Experte, sagen was diese zu tun hätten. Das Resultat ist eine Verschlechterung der Situation.

Das Beispiel des übergewichtigen Diätexperten ist für mich eine autobiographische Angelegenheit. Eine Freundin hatte, für eine gewisse Zeit, einen Partner der mehr als das doppelt von ihr wog, aber ihr ständig und in aller Öffentlichkeit vorschreiben wollte was sie essen sollte. Es war nur völlig offensichtlich das besagte Freundin auch ohne diesen Tipps eine normale Statur aufwies, er aber krankhaft Übergewichtig war. Sein Tipps waren fachlich sicher korrekt aber wenn er wusste was er hätte tun müssen, warum hat er dieses Wissen dann nicht auf sich selber angewandt? Zufrieden war er mit seiner eigenen Statur ja nicht.

Wissen zu haben reicht eben nicht. Der Experte kann das Wissen nachweislich anwenden. Ein Bekannter von mir etwa baut Solarfabriken. Er beginnt auf der grünen Wiese mit dem Geld des Auftraggebers und baut das Ding von Grund auf. Dabei schult er die Vorarbeiter selber ein. Er beherrscht jede der Arbeiten die die Arbeiter dann durchführen müssen. Diese Dinge sind am Papier einfach zu erlernen aber die tatsächliche Fähigkeit eine hochgradig zerbrechliche Scheibe mit einer Dicke von unter einem Millimeter zu löten ist mit „halte einen heißen Lötkolben auf die Scheibe“ nicht abgedeckt, wie ich selber in seinem Keller herausfand.

Theoretisch hatten wir das gleiche Wissen, denn wie man lötet wusste ich, aber am Teststand der Realität zeigte sich, dass ich keine Ahnung hatte wie ich mein Wissen in diesem speziellen Fall anwenden sollte. Der Schlüssel war Fingerspitzengefühl und das kann man am Papier eben nicht ausreichend gut beschreiben. Man muss es zeigen und um es zu zeigen musss man es erst einmal wirklich können.

Genau dieses Problem hatte auch der übergewichtige Exfreund meiner vorher beschriebenen guten Freundin: Er wusste was man hätte tun müssen, aber er konnte es nicht umsetzen.

Hier gilt es zu verstehen dass seine Ratschläge genau deswegen nutzlos waren weil ihnen etwas fehlte das den Unterschied zwischen nützlich und nutzlos ausmachte: das Verständnis wie das Wissen umsetzbar wäre.

Jordan Peterson etwa sagte einmal dass er es witzig findet wenn seine Studenten ihm erklären wie man die Weltwirtschaft ordnen sollte aber sie selber nicht fähig sind ihr Zimmer in Ordnung zu halten oder sich selber einen Studienplan zu erstellen. Er sagte weiter dass man, ehe man die Welt verbessern möchte, zuerst mal seine Leben in den Griff bekommen muss. Wenn man bewiesen hat das zu können, was viele nicht können, gilt es als Nächstes seine Familie in Ordnung zu bekommen und dort alle Konflikte zu lösen. Hat man das geschafft gilt es im Freundeskreis das Gleiche zu tun, dann die Gemeinde, das Land usw. Versagt man an irgendeiner dieser Stellen ist man offensichtlich nicht geeignet der ganzen Welt Harmonie zu bringen und als Nebenbemerkung meinte er dass er niemanden kennt der es jemals über den Freundeskreis hinaus geschafft hätte.

Wer im Kleinen versagt, schafft es im Großen nicht.

Als letztes Jahr in Seattle eine Gruppe Linksextremer einen Teil der Stadt besetzten und noch ihren Vorstellungen darin leben stieg die Kriminalität, die Fälle von Vergewaltigungen und generell Gewalttaten an. Menschen starben. Das Leben im CHOP war weniger friedlich, gleich und harmonisch als das was davor war.

Theoretisch wussten die Aktivisten was sie tun müssten um eine paradiesische Umgebung zu schaffen („Jeder ist eben nett zu allen“) aber als die Praxis dann zur Prüfung rief hagelte es ein „nicht genügend“ nach dem Anderen.

Zu der Verwunderung von absolut keinem.

Marx, den die Linke als jemanden bezeichnet der eine „eindrucksvolle Analyse der Wirtschaft“ geschrieben hätte, war Zeit seines Lebens arm. Jemand der die Wirtschaft versteht ist üblicherweise nicht arm, genauso wie jemand der fähig ist einen „besseren Motor“ zu bauen nicht darin versagen wird das alte, überholte Modell zum Laufen zu bringen.

Um etwas zu verbessern muss man vorher das „ist“ besser verstehen als jene die dieses „Normal“ leben.

Marx hat den Kapitalismus nie verstanden.

Marx ist aber ironischerweise ein phantastisches Lehrbeispiel für den Sozialismus: er selber produzierte nur heiße Luft, lebte auf Kosten einer Person die die Wirtschaft wirklich verstand (Engels) und wurde mit jedem Groschen den Engels in seine Richtung warf nur noch ärmer und abhängiger, was ihn nicht davon abhielt Engels nutzlose Ratschläge zu geben.

Marx verkörpert damit das Versagen des Sozialismus und es ist bezeichnend dass man heute Geld zahlen muss um sein Grab zu besichtigen, weil die sozialistischen Inhaber nicht wissen wie sie das Ding sonst erhalten könnten.

Experten haben Erfolge vorzuweisen. Der Erfolg macht den Experten aus, nicht sein gesammeltes Wissen. Wäre Wissen der Schlüssel zum Expertentum, wäre Wikipedia ein Experte.

Wissen ist wertlos ohne der Fähigkeit dieses Wissen anzuwenden und unterschiedliche Fähigkeiten zu kombinieren um zum gewünschten Resultat zu kommen, zu wissen wann man einer Regel im Detail folgen muss und wann man sie beugen muss, wo man Gefühl und wo man Gewalt anwenden muss, wo man starr und unflexibel sein muss und wo geschmeidig wie Schilf im Wind.

Und das wissen wir alle auf einer instinktiven Ebene.

Deswegen gehen wir nicht zu einem Zahnarzt mit schlechten Zähnen, zu dicken Abnehmgurus oder zu Karl Marx wenn wir wissen wollen wie wir Wohlstand aufbauen könnten.

Wir gehen zu denen die das haben was wir auch haben wollen weil wir das instinktive und völlig korrekte Gefühl haben dass die uns helfen können dort hin zu kommen wo wir hin wollen.

Es zieht uns zu den Besten und wir misstrauen den Erfolglosen.

Die Blender versuchen uns diesen Instinkt schlecht zu reden doch am Ende des Tages haben jene die diesem Instinkt folgen mehr Erfolg als jene die den erfolglosen Dauerschwätzern folgen.

Genau das rettet uns am Ende des Tages vor den wortgewaltigen Betrügern.

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