Die westliche Welt hat erhebliche Probleme islamisches Recht zu verstehen. Das liegt daran dass erstaunlich lange atheistische Rechtsysteme unser Leben dominieren. Es gibt kein westliches Gesetz das als Begründung „weil Gott es so will“ anführt.

Unsere Gesetze sind pragmatische Regeln die man munter ändern kann. Das westliche Gesetz ist von Menschen gemacht und jeder erkennt das so an. Wir können unsere Gesetze ändern, alles das es braucht ist eine entsprechende Mehrheit.

Religiöse Gesellschaften sind anders. Der Islam ist nicht nur eine Religion, er ist Gesetz, Gesellschaftsnorm, ja sogar Vorschrift wie man seinen Bart zu tragen hat.

Für den Westler, vor allem den nicht religiösen, sind Religionen quasi nur unterschiedliche Marken des gleichen Dings. Islam oder Christentum, das sei wie Coca Cola und Pepsi Cola: eben nur unterschiedliche Marken. Fanatische Fans mögen sich hassen und tun als gäbe es einen Unterschied aber im Wesentlichen sei es das gleiche ungesunde Zeug nur eben unterschiedlich verpackt.

Die Ansicht ist verständlich, haben wir es doch eben seit langer Zeit nicht mit echten Religiösen zu tun gehabt. Lange haben wir Jene im Westen, ihre Religion nicht aufgegeben haben, als die religiösen Fanatiker verstanden. Langsam dämmert aber dass zwischen einen durchschnittlichen christlichen Schwergläubigen und seinem moslemischen Gegenpart aber Welten liegen.

Das liegt in erster Linie eben daran dass Islam alles durchdringt. Auch das Recht.

Ich stütze mich im Folgenden auf das Paper „THE CONCEPT OF LAND OWNERSHIP: ISLAMIC PERSPECTIVE“ der Penerbitan Akademik Fakulti Kejuruteraan

Während im Westen Land eben Land ist, ist die islamische Sicht eine andere. Alles Land gehöre Allah stellt hier die Grundlage. (S-An-Nisa (4):126 & 134)

Damit ist Land das von Menschen besessen wird quasi ein Lehn Allahs und an dieses Lehn sind gewisse Bedingungen geknüpft. Im Wesentlichen muss das Land genutzt werden. Wird das Land nicht genutzt, geht Nutzen für die Gesellschaft verloren und das Land kann an jene abgegeben die das Land in einem Sinne nutzen der für die Gesellschaft nützlich sei. Diese Besitzänderung darf mittels Gewalt erfolgen.

Das ist ein Element dass die Herzen der Kommunisten höher schlagen lässt, bis sie zu der Erkenntnis kommen wer bestimmt was nützlich ist und was nicht.

Land das jemandem gehört der zwar 1000 Menschen ernährt aber seinen Reichtum nutzt um gegen den Islam zu arbeiten ist für die Gesellschaft, denn gemeint ist nur der Islam als einzig relevante Gesellschaft, weniger nützlich als jemand der zwar aus dem gleichen Land nur genügend Nahrung für 4 Personen holen kann aber ein gläubiger Moslem ist. Was also „nützlich“ ist, ist nicht unbedingt deckungsgleich mit der westlichen Auffassung.

Ein Land quasi in die Steinzeit zurückzuführen kann somit als nützlicher gesehen werden als industriell zu bleiben. Hauptsache der Islam profitiert.

Land das einem Moslem gehört ist somit auch immer Land aller Moslems und die Domäne Allahs. Das Land kann legal nicht wirklich in die Hände von Nichtmoslems fallen, da ja der Besitz von Allahs Land durch Nichtmoslems immer zu einer weniger nützlichen Verwendung führt. Hier greift dann das Recht ein und definiert die unterschiedlichen Erwerbsmodi und das beinhaltet Rückeroberung.

Wenn etwa ein Moslem sein Land an einen Nichtmoslem verkauft, dann ist nach westlichen Recht klar was passiert ist: das Land hat zuerst Person A gehört und gehört jetzt Person B. Ende.

Das islamische Recht sieht das anders. Der Verkauf war nicht wirklich Rechtens weil dadurch islamisches Recht gebrochen wurde. Entsprechend kann (sehr vereinfacht gesprochen), nachdem A sein Land an B verkauft hat ein Moslem C das Land mit Gewalt zurückerobern und somit wieder dem höheren Wohl zurückführen. Nach westlicher Sichtweise ist das absurd, nach islamischem Recht aber völlig legitim.

Eine Moschee kann also niemals wieder ein Sportverein werden. Land das einmal dem Islam gehört hat, ist islamisches Land und kann legal mit Gewalt und ohne jede Kompensation wieder dem Islam zugeführt werden.

All das ist nicht verhandelbar. Diese Gesetze kommen von ganz oben und sind nicht optional.

Das skizzierte Problem ist umfangreicher, es zeigt aber an einem Beispiel ein Problem das sich durch das gesamte Rechtsverständnis zieht.

Existieren an der gleichen Stelle zwei Gruppen mit völlig unterschiedlichen Vorstellungen von Recht und Unrecht, kommt es zu Komplikationen.

Wir Westler sind unheimlich arrogant in der Annahme dass wir einfach die Spitze der Entwicklung darstellen und alle anderen einfach nur Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende hinterherhinken aber früher oder später dort landen wo wir sind.

Das ist schlicht nicht korrekt.

Kulturen entwickeln sich unterschiedlich. Die Kultur der Amish etwa kann nicht, sofern sie sich treu bleibt, in einem Zeitalter landen in dem sie Satelliten in den Weltraum schießen. Ihre Kultur (und dazu gehört die Ablehnung von Technologie) macht das unmöglich. Bleibt sie sich aber nicht treu, so sind sie keine Amish mehr.

Was der Westler also meint wenn er behauptet dass alle Kulturen werden was wir sind ist, dass alle Kulturen sich zur westlichen Kultur wandeln. Ich halte das für überaus überheblich und empirisch nicht belegbar.

Kulturen deren Ideale in der Vergangenheit liegen, etwa in einem Menschen der vor anderthalb Jahrtausenden das perfekte Leben gelebt habe, können nicht in einem futuristischen Utopia enden und Kulturen deren Recht letztendlich immer auf „weil Gott das so will“ zurückzuführen ist, kann nicht mit einem anderen Recht koexistieren oder aber ihre Rechtsauffassungen entwickeln.

Aus islamischer Sicht ist Spanien etwa Land das ihnen gehört, weil es ihnen einmal gehört hat. Das schlägt sich mit unserem Rechtsverständnis.

Rechte interpretieren das als Aggression, Linke sehen den Islam in einer Opferrolle, aber kaum jemand stellt sich die Frage wie der Moslem das sieht.

Der Moslem aber sieht einfach nur einen Rechtsbruch wo wir Legitimität sehen.

Unser westliches Recht ist änderbar. Alles was man braucht ist eine politische Mehrheit.

Im Hinblick auf die demographische Änderung sollten wir also beginnen uns sehr intensiv mit der Frage beschäftigen welche Gesetze da auf uns zukommen könnten.

Und zwar schnell.

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