Triggerwarnung: der folgende Artikel wird sowohl fanatische Feministen als auch fanatische Maskulinisten verärgern. Das ist nicht Ziel des Artikels, vielmehr sind Fanatiker nur schlicht nicht die Zielgruppe des selbigen.

Vorträge über Feminismus gibt es wie Sand am Meer, mal verherrlichend, mal verdammend aber wirklich rationale, logische und methodische Vorträge sind leider selten und finden weniger Verbreitung weil sie schlicht und ergreifend nicht sonderlich aufregend sind. Vor einiger Zeit hörte ich so einen nicht aufregenden Vortrag (den ich beim besten Willen nicht mehr finden kann) mit einem Fokus darauf „was Frauen früher taten und heute tun“ mit einem Verweis darauf dass die durchschnittliche Zufriedenheit der durchschnittlichen Frau tendenziell nicht steigt, sondern sinkt.

In anderen Worten: was Frauen früher taten machte sie eventuell nicht glücklich und zufrieden aber es machte sie glücklicher und zufriedener als das was sie heute tun. Bei Männern hingegen hat sich nichts geändert. Männer sind genauso zufrieden oder unzufrieden wie seit Ewigkeiten und wir bringen uns noch immer doppelt so oft um wie Frauen. Daraus kann man eventuell auch etwas ableiten, wenn man denn möchte. Die Vortragende verwies darauf dass die Frauen gerade in eine Richtung gehen die sie nicht glücklicher macht und sie empfand das als ein Problem das es zu erörtern gälte.

Aber genau dieselbe Änderung hin zum Schlechten wird, meiner Meinung nach, auch Männer treffen. Die Frauen waren nur das erste Opfer von Umständen die noch immer wirken.

Es gilt hierbei zu erwähnen dass Gruppen nicht homogen sind. Nur weil eine Gruppe ein Durchschnittsgewicht von 65kg hat bedeutet das nicht dass es in der Gruppe keine Personen mit 50kg oder keine mit 190kg geben wird. Genau das Gegenteil muss angenommen werden. Daher liegt es auf der Hand dass es Menschen gibt die in Situationen aufblühen die die meisten anderen Personen mürbe werden lassen. In anderen Worten: Millionen von Frauen kommen mit der Welt heute besser klar als sie mit der vergangenen klar gekommen wären. Das macht es aber für jene die damit nicht besser klar kommen nicht einfacher. Wenn die Gruppe für die es schlechter wurde größer ist als die Gruppe für die es besser wurde, dann wurde es im Schnitt eben schlechter. Das ist eben Statistik.

Wie also beschrieb die Vortragende die „frühere Welt der Frauen“?

Sie verwies auf ihre Großmutter im ländlichen Italien (Wir sprechen also über eine Realität die es seit 3 Generationen nicht mehr gibt).

Damals trafen sich die Frauen jeden Tag um zu arbeiten. An einem Tag wusch man, an einem besserte man das Gewand aus, dazwischen kochte man und so weiter und so fort. Was genau sie taten war dabei aber unerheblich, der Schlüssel zur Zufriedenheit, so die Schlussfolgerung der Vortragenden, war dass sie es in weiblicher Gesellschaft taten, in „der weiblichen Welt“ wie sie es nannte.

Man war unter sich, man war unter „seinesgleichen“ und gelebt wurde unbedingte Solidarität. Wenn eine der Frauen krank war dann machten die anderen ihre Arbeit. Kein Schuldschein, kein Verrechnen. Man tat einfach was getan werden musste und jeder tat seinen Teil. Man war am Abend müde von der Arbeit aber man hatte das Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben. Das steht im Gegensatz zu den Millionen von Frauen die das Gefühl haben dass sie sich krumm schuften und ihre Arbeit am Ende des Tages völlig bedeutungslos wäre, ein Gefühl das zum berüchtigten Burnout führt.

Und hier kommt mein Beitrag zu der Sache, denn im Folgenden muss ich der Vortragenden widersprechen. Die Vortragende verwies darauf dass Männer die Arbeit der Frauen dann mit mechanischen Geräten ersetzt hatten um die Frauen stärker in die Welt der Männer integrieren zu können, sprich sie als Arbeitskräfte in der Männerwelt zu nutzen. Schuld sei natürlich der Kapitalismus gewesen.

Ich denke dass der Vortragenden ein Einblick in die männliche Psyche fehlt. Ich denke es ist viel wahrscheinlicher dass die Motivation dieser Erfinder und Macher viel grundlegender war. Wir Männer (glauben zu) verstehen dass müde Frauen weniger Lust auf Sex haben als Frauen die entspannt sind. Die Idee eine Waschmaschine zu bauen damit die Frauen am Waschtag entspannter sind macht für das männliche Gehirn sehr viel mehr Sinn als Überlegungen weitreichender sozioökonomischer Faktoren.

Praktisch alle Haushaltsgeräte wurden von Männern erfunden und ich behaupte dass die Motivation all dieser Männer tatsächlich war dafür zu sorgen die Arbeitslast der Frauen auf ein Maß zu reduzieren das ihr Energie für den Abend lassen würde, mit einer recht klaren Vorstellung wie man diese Energie dann nutzen könnte.

Keine große Weltverschwörung, kein Oberpatriarch der seinen männlichen Handlangern Befehle zuflüsterte sondern einfach nur eine simple Überlegung die sich als nicht sonderlich korrekt herausstellte.

Gleichzeitig nutzte Mann(!) die gleichen Fähigkeiten sich das eigene Leben auch einfacher zu machen, mit vergleichbarer Effizienz. Alles was man durch Maschinen ersetzten konnte, wurde und wird durch Maschinen ersetzt. Der Unterschied war dass die männliche Welt sich mit der Maschine mitentwickelte, die Welt der Frauen aber bleib zerstört zurück. Was früher eine Woche dauerte kann man jetzt an einem Nachmittag erledigen aber schlimmer als das: man kann es alleine machen.

Die Solidaritätsgesellschaft der Frauen war nichts das „eben ganz nett war“, sie war überlebensnotwendig und hatte unzählige Synergieeffekte, etwa den Austausch von Informationen. Die Dorfpolitik wurde beim Wäschewaschen gemacht. Die meisten Patriarchen hören sehr artig darauf was ihre Frauen sagen und jene die es nicht tun, hören darauf was die Mutter oder Großmutter sagt. Je größer der Mann in der Öffentlichkeit den Macho gibt, desto stärker steht er unter dem Pantoffel, die Frage lautet immer nur unter welchem (Frau oder Mama).

Mit dem Verschwinden des gemeinsamen Arbeitens verschwand nun die Solidaritätsgemeinschaft in der weiblichen Welt, versiegte der Informationsfluss und damit auch die Möglichkeit der Einflussname. Plötzlich machte der Bürgermeister wirklich was er wollte und nicht mehr das was seine Mama ihm nahelegte.

Was den Frauen blieb war der Gang in die Welt der Männer und das ist eine Welt die anders funktioniert. Wo Frauen auf Basis von Solidarität agieren, basiert die männliche Kooperation auf Basis von Wettbewerb. Nicht weil das lustig ist sondern weil es zu mehr Effizienz führt.

Denn Männer kooperieren zwar auch miteinander aber eben anders (Wettbewerb ist kein gegeneinander).

Und hier bewegen wir uns dann in die rezente Welt, in eine Welt in der Frauen sagen dass sie sich auf eine eigenartige Weise wunderbar gefühlt haben als sie in Frauenmärschen marschiert sind, eine Welt in der wir hören dass Manager die sensibel und solidarisch sind einfach keine Chance haben und sich Heerscharen von Akademikern fragen warum das so sei.

Fakt ist aber dass wir in einer Zeit des Umbruchs sind und der Grund dafür ist dass wir uns selber wegrationalisieren. Was früher Tage dauerte machen wir jetzt in Minuten oder aber geben den Auftrag überhaupt nur der Maschine die es dann vollständig alleine macht. Wir brauchen immer weniger Personen für die gleiche Arbeit und diese Menschen stehen immer weiter auseinander wenn sie tun was sie tun.

Früher saßen die Männer in der Schuhherstellung nebeneinander und plauderten während sie Nägel in Leder und Holz klopften, dann stand man plötzlich Meterweit nebeneinander an Maschinen und jetzt achten Arbeiter auf vier Produktionsmaschinen ohne direkten menschlichen Kontakt, denn der nächste Arbeiter steht 8 Maschinen weiter.

Die vierte Welle des Feminismus postuliert während dessen dass es keine Geschlechter gäbe, impliziert damit dass wir alle das tun sollen was eben Männer tun und damit quasi die Abschaffung der Frau als solches fordert. Die Frau, so die implizierte Logik, ist nicht mehr nötig, die neue ideale Frau ist Captain Marvel: hart, gnadenlos, zielstrebig und mächtig. Also ein idealer Kerl eben. Die moderne Frau hat also ein Mann zu sein.

Unsere Effizienz hat uns alle einsamer in der Arbeitswelt gemacht und wenn die angekündigte nächste industrielle Revolution wirklich dazu führt dass wir nur noch von Zuhause arbeiten dann sind wir alle voneinander isoliert, einsam, frustriert und fühlen uns unvollkommen.

Ich stimme der Vortragenden also weitgehend zu: Wir haben die Welt der Frauen zerstört aber wir Zerstören auch die Welt der Männer indem wir eine Welt der Maschinen über der Welt der gemeinschaftlich miteinander arbeitenden Menschen errichten.

Ist das schlecht? Vermutlich nicht wirklich, befreit es uns doch am Ende des Tages von der Arbeit.

Wir müssen nur eben beginnen Strukturen zu schaffen die dem entgegenwirken, unsere Freizeit eben nicht vor der Glotze verbringen sondern mit anderen Menschen. Arbeit ist nie sonderlich erfüllend, Kontakt mit Menschen ist aber etwas das uns im Blut liegt und ohne dem wir nicht wirklich leben können. Das stellt aber vor allem für die introvertierte Hälfte der Bevölkerung ein Problem dar, also jene Hälfte die, wenn sie die Wahl hat, eben lieber alleine bleibt, was aber nicht unbedingt das ist was sie „brauchen“.

Wir alle brauchen menschlichen Kontakt, im Idealfall eingebettet in einer sinnschaffenden Umgebung. Gemeinsam zu arbeiten ist erfüllend, deutlich erfüllender als einfach zu arbeiten. Es bleibt also die Frage wie viele Tonnen Antidepressiver wir sparen könnten wenn wir in unserer Freizeit öfter in Grüppchen zusammensitzen würden und gemeinsam arbeiten würden oder ob unsere Zukunft tatsächlich darin besteht isoliert zu existieren uns die Unerträglichkeit der Welt mit verschrieben Drogen auszublenden.

Oder aber ob wir es schaffen in unsere Leben wieder menschliche Komponenten stärker zu integrieren. Dazu brauchen wir aber eben wieder Stereotypen die im Moment als überholt angesehen werden. Eventuell brauchen wir die italienische Matrone um als Gesellschaft zu funktionieren. Eventuell ist es Zeit Frauen die so leben wollen kein schlechtes Gewissen mehr einzureden oder ihren Beitrag zur Gesellschaft kleinzureden.

Eventuell betont die fünfte oder sechste oder siebente Welle des Feminismus in den kommenden Jahrzehnten das die Gesellschaft die Weiblichkeit mehr braucht als knallharte Geschäftsfrauen (die wir auch brauchen).

Eventuell steigt dann auch wieder die Zufriedenheit im Schnitt an wenn Menschen wieder das tun wollen was sie tun möchten anstatt das was von ihnen erwartet wird; eine Welt in der eine junge Frau Chefin oder Hausfrau sein möchte und weder für das eine noch für das andere schief angesehen wird.

japaneseprints London http://www.japaneseprints-london.com/

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 03.06.2021 08:19:53

CK13

CK13 bewertete diesen Eintrag 01.06.2021 16:01:15

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 01.06.2021 14:22:20

12 Kommentare

Mehr von Angus