Anything goes. Ob Burka oder Kinderehe. Gesellschaftlicher Konsens über grundlegende Fragen des Zusammenlebens war einmal...

Demokratie, Menschenrechte, das Recht des Individuums auf Entfaltung: Da sind wir uns doch alle einig, oder? Dachte ich lange. Mittlerweile gibt es nichts, aber auch gar nichts mehr, dem nicht ein „Aber“, „Wenn“ oder „Vielleicht“ entgegensetzt wird.

Die Angst, dass die Falschen applaudieren könnten

In Hamburg wurden Schülerinnen einer weiterführenden Schule über einen längeren Zeitraum täglich auf dem Schulweg bedrängt, bedroht und belästigt. Erst nach Wochen der Angst und Qual vertrauten sie sich einer Lehrerin an. Die Belästiger: junge Flüchtlinge. Die größte Angst der Mädchen war es, als fremdenfeindlich zu gelten, wenn sie über ihre Erlebnisse sprechen würden.

Die Angst, Zustimmung von der falschen Seite, also von den Rechtspopulisten zu bekommen, führt zu Selbstzensur und Verleugnung. Den kaum wiedergutzumachenden Fehler der staatstragenden Parteien, die Themen, welche die Bürger in ihrem Alltag betreffen und bewegen, ausschließlich den Rechten zu überlassen, rächt sich bitter - auch dann, wenn mittlerweile viele Positionen übernommen werden, die ursprünglich der FPÖ oder der AfD zugeordnet wurden.

Kinderehen

Seit vielen Jahren setzen sich Terres des Femmes, die Stiftung Weltbevölkerung u.a. gegen die zu frühe Verheiratung von Mädchen in Entwicklungsländern ein. Es ist nachgewiesen, dass die Müttersterblichkeit in jenen Ländern am höchsten ist, in denen die jüngsten Mädchen heiraten – müssen. Diese Mädchen werden häufig an wesentlich ältere Männer verkauft und sind damit von Schulbildung und einer altersgemäßen Entwicklung abgeschnitten. Es gibt Zeitungsberichte darüber, etwa, dass syrische Mädchen in den Flüchtlingslagern begehrtes Gut bei arabischen und türkischen Männern sind.

Nun ist das Thema „Kinderehe“, das zuvor nur für Insider eine traurige Gewissheit war, auch in Europa virulent geworden. Hunderte Flüchtlinge, die im Laufe des letzten Jahres ins Land kamen, hatten minderjährige Ehefrauen „im Gepäck“.

Und nun, müsste man meinen, gibt es hierzulande eine riesige Welle an Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, die diesen Mädchen Freiheit, Schulbildung und Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben gewährleisten will.

Weit gefehlt. Man beginnt zu diskutieren. Aber wenn die 14-Jährige nun schon schwanger ist und glücklich mit dem Ehemann? Das sei Kindesmissbrauch? Alles eine Frage der Perspektive!

Öffentlich rechtliches Fernsehen

Ein ZDF-Moderator stellt Sabatina James, einer selbst vor Zwangsehe geflüchteten Frau, die sich seit Jahren für betroffene Mädchen einsetzt, seltsame Fragen. Er gibt vor, die Position einer minderjährigen Braut einzunehmen und kann sich vorstellen "... es war eine Beziehung die ihren Interessen und Neigungen entsprach...". Auch, ob Frau James die Elternrechte unterminieren möchte, fragte der bekannte Fernsehmann sinngemäß.

Ich möchte Christine Schirrmacher zitieren, die auf der Seite der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte schreibt:

„Zwangsehen bedeuten für die Betroffenen eine grundlegende und dauerhafte Verletzung ihres Menschenrechts auf sexuelle Selbstbestimmung und eine Negierung des Grundsatzes der Gleichberechtigung. Sie stellen als legalisierte Form der Vergewaltigung eine besonders schlimme Form der Nötigung dar. Ihre Opfer verdienen jede Art von Unterstützung, zumal Zwangsehen häufig eine Reihe von weiteren Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen nach sich ziehen, wie etwa Einschränkungen und Verbote (der Berufstätigkeit oder Ausbildung der Ehefrau), ihre häusliche Ausbeutung sowie die Androhung oder Anwendung von Gewalt, so dass Zwangsehen von einer modernen Form der Sklaverei nicht wirklich zu unterscheiden sind. Auch die Tatsache, dass viele Frauen in dieser Situation sich in ihr Schicksal scheinbar ergeben haben und die Möglichkeit zur Flucht oder Anklage nicht nutzen, ändert an dieser Einschätzung nichts und ist von Personen in ähnlichen Abhängigkeitsverhältnissen, wie etwa bei Opfern des Menschenhandels, seit langem bekannt.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Dieser Text erschien erstmals heute vor einem Jahr bei https://www.prikk.world

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