Immer wieder wird behauptet, dass sich das Klima doch gar nicht erwärmen würde. Als Beleg dafür werden dann beispielsweise diverse aktuelle Kälterekorde angeführt. Deshalb soll hier ausgeführt werden, warum der "Mainstream" behauptet, dass es doch so wäre.

Es soll hier nur darum gehen, ob eine Klimaveränderung an sich existiert, nicht um deren Ursachen. Das ist wieder eine ganz andere Debatte. Bevor man diese aber führen kann, muss man sich einig sein, ob diese Änderung überhaupt stattfindet, und wenn ja, wie sich diese äußert.

Wie definiert man eine globale Klimaänderung?

Eine globale Klimaänderung liegt vor, wenn sich die globale Durchschnittstemperatur langfristig erhöht oder verringert. Die globale Durchschnittstemperatur wird ermittelt, indem die Messwerte Tausender Messstationen überall auf der Welt, die laufend die Temperatur messen, über eine gewisse Zeit gemittelt werden, so dass sich am Ende ein einziger, möglichst repräsentativer Wert ergibt.

Diese räumliche und zeitliche Mittelung bedeutet auch, dass Einzelereignisse wie einzelne Temperaturrekorde nicht zeigen können, dass sich das Klima ändert. Nur eine langfristige Entwicklung kann das zeigen.

Grundsätzlich ist es auch möglich, dass eine globale Erwärmung stattfindet, es aber lokal sogar (langfristig und anhaltend) kälter wird. Eine lokale Abkühlung kann durch eine lokale Erwärmung an anderer Stelle kompensiert werden. Und wenn es an mehr Stellen wärmer als kälter wird, oder die Erwärmung stärker ausfällt als die Abkühlung, dann wird es im Durchschnitt global wärmer, obwohl es in manchen Gebieten kälter wird.

Diese Mittelung gilt auch zeitlich. Es liegt daher auch eine Klimaerwärmung vor, wenn die durchschnittliche Höchsttemperatur im Laufe der Zeit am Tag um 1 Grad absinkt, es aber in der Nacht um 2 Grad weniger abkühlt. Oder die Tiefsttemperatur in der Nacht absinkt, aber die Temperatur am Tag mehr oder länger ansteigt. Somit kann trotz neuer Kälterekorde das Klima im Durchschnitt wärmer werden.

Diese Beispiele zeigen, was ein Mittelwert bedeutet: Dass ein neuer Höchsttemperaturrekord kein Beweis ist, dass es wärmer wird, und ein neuer Tiefsttemperaturrekord kein Beweis ist, dass es kälter wird. Es zählt der Durchschnitt und die Entwicklung über längere Zeit.

Was die Daten sagen

Die Ermittlung dieses aus Tausenden oder Millionen Messwerten zu einer einzigen Zahl zusammengefassten Werts der globalen Durchschnittstemperatur ist nicht trivial und eindeutig.

Daher werden auch mehrere unterschiedliche Berechnungsmethoden bzw. Datengrundlagen verwendet, die sich im Ergebnis aber nur leicht unterscheiden, wie im folgenden Bild zu sehen ist:

Deutscher Wetterdienst https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=100932&lv3=101038

Das obige Diagramm zeigt die Entwicklung der globalen Temperaturanomalie seit ca. 1850 anhand von 4 gebräuchlichen Berechnungsmethoden. Wie unschwer zu erkennen ist, zeigen alle 4 Methoden sehr ähnliche Verläufe. (Als Temperaturanomalie bezeichnet man die Abweichung von einer Durchschnittstemperatur einer Referenzperiode. Da diese Abweichung genauer gemessen werden kann als die Absoluttemperatur, wird allgemein meistens die Temperaturanomalie verwendet.)

Es gibt andere Darstellungsformen dieser Daten, die ebenfalls vor Augen führen, wie sich die globalen Temperaturen in den letzten knapp 200 Jahren entwickelt haben. Zum Beispiel als eingefärbte Weltkarte, die auch zeigt, dass die Erwärmung auf der Erde nicht gleichmäßig stattfindet, sondern im globalen Norden deutlich stärker ausgeprägt ist:

Morice et al., 2020 https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2019JD032361

Man kann im südlichen Atlantik Bereiche erkennen, die heute kälter sind als im Zeitraum 1961-1990. Es trifft also tatsächlich zu, dass es vereinzelt sogar kälter geworden ist.

Auch wenn man nur Deutschland betrachtet, ist eine ähnliche Entwicklung der Durchschnittstemperatur erkennbar:

Deutscher Wetterdienst https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/220105/deutschland_klimarueckblick_2021.html

In den letzten gut 30 Jahren lagen nur 2 Jahre unter dem langjährigen Durchschnitt.

Fazit

Aus der reinen Betrachtung der Temperaturentwicklung ergibt sich keine Aussage über ihre Ursache oder ihre Auswirkungen.

Aber wenn man behauptet, dass es auf der Erde oder hier in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten nicht wärmer oder es sogar kälter geworden ist, muss man schon gute Argumente dafür vorbringen können und erklären, wie diese Behauptung mit den vorliegenden Daten in Einklang zu bringen ist.

Eine reine Aufzählung einzelner Temperaturrekorde ist auf jeden Fall zu wenig.

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