Von Politikern und anderen Gefahren.

Eine weitere erfreuliche Woche neigt sich langsam dem Ende zu: Der heimische ATX konnte im Wochenverlauf 4,3% zulegen, der DAX knapp 4,5%. Nach dem schlechten Januar steht zwar noch immer ein Minus seit Jahresbeginn zu Buche, die letzten Wochen waren aber eine deutliche Erleichterung für die geschundenen Investoren. Einer der Haupttreiber war auch diesmal wieder der Ölpreis, der im Wochenverlauf um knapp 6% zulegen konnte. Berichte über Outputkürzungen von US-Produzenten machten wieder die Runde, eine Tatsache, die angesichts von Investitionskürzungen von teilweise über 50% eigentlich niemanden verwundern sollte…

Ein weiterer Faktor in diesem relativ drastischen Stimmungswandel an den Märkten war neben der Stabilisierung des Ölpreises (und anderer Rohstoffe wie Kupfer oder Eisenerz) jedoch sicherlich auch die gestiegene Klarheit, was den US-Präsidentschaftswahlkampf betrifft. Nach dem „Super Tuesday“, an dem in mehreren Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen abgehalten wurden, scheint sich das Rennen auf einen Zweikampf Clinton vs. Trump zuzuspitzen. Auch wenn beide Kandidaten nicht gerade als „Freunde der Aktienmärkte“ aufgefallen sind – „the Donald“ will laut eigener Aussage einen Kreuzzug gegen die Wall Street beginnen und die „Blase“ an den Märkten eigenhändig platzen lassen, während in Clintons Programm das Thema Medikamentenkosten und Big Pharma eine gewichtige Rolle spielt – die zunehmende Sicherheit wird generell als positiv eingeschätzt. Immerhin kann man nun daran gehen, ein Portfolio zu basteln, dass möglichst immun ist gegen die Positionen der jeweiligen Kandidaten (oder, wenn man ganz mutig sein will sogar davon profitiert; hier sei jedoch davor gewarnt, dass es sich noch immer um die Ankündigungen von Politikern im Rahmen eines Wahlkampfes handelt…).

Der Großteil der heimischen Unternehmen dürfe wohl von diesen Strömungen verschont bleiben. Ganz ohne Probleme ist man jedoch nicht, wie die Zahlen der Zumtobel diese Woche erwartungsgemäß zeigten. Der Leuchtenhersteller kämpft mit starkem Preisdruck, vor allem aufgrund neuer Technologien im LED-Bereich, während der wichtige französische Markt nicht und nicht in die Gänge kommt. Nachdem die Aktie im Jahresverlauf bereits um über 30% verloren hatte, gab es diese Woche nochmals eine Abfuhr: knapp -4% stehen zu Buche. Die ganze Bewegung war jedoch gelinde gesagt als seltsam zu bezeichnen: Am Tag der Zahlenveröffentlichung konnte die Firma stark zulegen, obwohl die Erwartungen verfehlt wurden. Als jedoch am nächsten Tag die (wenig überraschend) negativen Analystenkommentare eintrafen, brach die Aktie wieder deutlich ein, zwischenzeitlich stand sogar ein Minus von über 10% sowie ein neues Mehrjahrestief zu Buche. So viel zu „effizienten Märkten“…

Besser lief es für Andritz, der heimische Anlagenbauer konnte mit den Ganzjahreszahlen 2015 überzeugen, auch wenn der Ausblick in gewohnter Manier vorsichtig ausfiel. Mit einem Plus von knapp 6,6% im Wochenverlauf können die Aktionäre durchaus zufrieden sein. Noch besser ging es da eigentlich nur den „Rohstoff Werten“ (voestalpine +12,1%, RHI +10%, SBO +14,2%!), die von der bereits vorab angesprochenen Rally bei Eisenerz, Öl und Co profitierten.

Letzteres gleicht jedoch ein bisschen dem Tanz auf dem Vulkan, denn die Daten, die wir in letzter Zeit aus China, dem wichtigsten Treiber für Rohstoffpreise, bekommen haben, waren eigentlich nicht wirklich berauschend. Wichtig wird hier vor allem der neue Fünf-Jahres Plan sein, der am Wochenende vorgestellt werden soll. Aufgrund der „besonderen Ausgestaltung“ der chinesischen Wirtschaft ist der Fünf-Jahres Plan wohl das einzige politische Papier, bei dem man großes Vertrauen haben kann, dass es auch wirklich umgesetzt wird. Entscheidend werden hier weitere Stimulusmaßnahmen sein, um den Wechsel von einer exportgetriebenen zu einer konsumorientierten Gesellschaft zu vereinfachen. Daneben werden auch die „strategischen Industrien“ einen wichtigen Stellenwert einnehmen, immerhin werden hier durch gezielte Förderungen ganze Industriezweige aus dem Boden gestampft…

Bei allem Fokus auf die Realwirtschaft darf man jedoch auch die Notenbanken nächste Woche nicht außer Acht lassen. Immerhin dürfte die EZB in ihrer Sitzung am Donnerstag die Zinsen weiter nach unten schrauben und damit den Banken und Versicherungen wieder ein Stückchen ihres Gewinnes abzwacken. Der Fokus wird hier vor allem auf der weiteren Ausgestaltung des Anleihenkaufprogramms liegen, alles andere als eine weitere Erhöhung und Verlängerung wäre wohl ebenfalls eine Überraschung. Eines ist jedoch sicher: Mit den Kursen sind in den letzten Wochen sicherlich auch die Erwartungen der Investoren gestiegen…

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Paradeisa

Paradeisa bewertete diesen Eintrag 06.03.2016 10:15:42

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