Eine Hymne für Leonard Cohen

Natürlich kannte ich ANTHEM.

Ihr alle bestimmt auch. Ich hoffe es für euch. Es war ja tatsächlich eine Hymne für viele, die heute fast schon aufgegeben haben. Vielleicht wird sie das auch wieder sein; für die jungen Menschen, die diese Welt erben müssen. Zu wünschen wäre es ihnen.

Er hat nie aufgegeben.

Heute habe ich diese Version von @Charlotte (Danke!) bekommen – den Link zum Video seines London-Auftritts 2008. Keine Studio-Aufnahme kann wiedergeben, was er mit seinen Liedern sagen wollte, so wie nur er das konnte - bei seinen Konzerten.

Leise, höflich, eindringlich.

Und oft schräg. Sehr schräg.

Er schrieb nicht nur den ziemlich skurrilen Roman ‚Beautiful Loser‘, er hielt sich selbst dafür. Er schrieb die schrägsten Gedichte, die ich je gelesen habe, malte erstaunliche Bilder und hatte nicht einmal annähernd eine Stimme zum Singen.

Ich habe seine Lieder immer geliebt.

Aber als er sich mit über Siebzig zu einer Welt-Tournee aufmachte, war er schon fast in Vergessenheit geraten. Und die meisten dachten sicher, ok, auch der hat Geldsorgen. Die hatte er tatsächlich.

Aber der Mann mit dem Hut, der in fast allen seinen Liedern die Menschen beschwor menschlich zu sein, ermutigte seine Konzertbesucher und später all die Hundertausenden – Millionen – die seine Auftritte auf YouTube sahen nicht etwa dazu Lichtlein zu schwingen und dabei schunkelnd den mutmaßlichen Welt-Frieden zu beschwafeln. Beliebigkeit muss ihm ein Graus gewesen sein.

Er brachte Menschen zum Lachen. Zum Weinen. Und dazu, still zuzuhören. Natürlich haben sie ihn bejubelt. Wer hätte das nicht. Viele wollten ihn für sich, für ihre Zwecke vereinnahmen. Präsidenten, Partei-Größen, selbst ernannte Weltverbesserer. Er hat die meisten verachtet.

Leise, höflich, eindringlich.

Ich stelle mir gern vor, er sieht uns. Die Menschen, die seine Lieder hören und die Schönheit sehen, die er auf der Erde sah. Und jene, die diese Schönheit zerstören. Gegen die er ansang.

There is a crack in everything.

Ja. Das hat er – wie immer – klug gesagt. Aber er konnte, was ich nicht kann. Er sah nicht nur den Bruch, das Kaputte, das Chaos. Er sah dort auch die Hoffnung.

Was für ein unglaublicher Mann.

Auf Wiedersehen. Hoffe ich.

FinisNoXx

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