Blog-Bild: "BlackSun"

Der Winter in unseren Breitengraden dauert verdammt lange.

Wenn ich mein Leben in die 4 Jahreszeiten umlegen würde, welche Kleidung müsste ich wählen?

Rein körperlich betrachtet, derzeit tiefster Winter. Die Seele schwankt zwischen Winter und Frühling. Heute eisig kalt, kaum Licht am Tage und ewig andauernde dunkle schlaflose Nächte. Das Morgen wieder leicht angetrieben von der Sehnsucht, kriechen frühlingshafte Gefühle in mir hoch. Sie kitzeln mich, wie das Fell meiner Katern. Lästig und dennoch wohlwollend berühren sie meine Haut und meine sensible Seite in mir. Manchmal ertrage ich diese Nähe nicht. Doch dann wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine einzige warme Berührung. Nur ein Hauch, nur so viel, dass ich mich wieder spüre.

In einem schwarzen Loch, ganz unten in der Tiefe hocke ich. Greife nach oben. Werfe kleine Steinchen empor. „Hallo Sonne, wo bist Du?“, rufe ich. Winke und schicke zögernd Signale nach oben.

Der Winter hat auch behagliche Seiten. Die Decke unter die ich krieche. Die Zeit für mich und meine Gedanken. Die Augenblicke um Ruhe zu finden. Das Tempo zu reduzieren. Energie tanken.

Doch der Wunsch nach Licht und Sonne taumelt regelmäßig durch die müden Glieder und das einsame Herz. Die Sonne die Energiequelle für das Leben auf dieser kleinen blauen Erde. Sie zeigt sich nicht auf Zuruf. Sie ist wie eine Katze, die ebenfalls nur dann kommt, wenn sie Lust und Laune hat.

Dankbar für winzige Momente des minimalen Kontaktes. Bescheiden und demütig macht die kalte Einsamkeit.

Unbändig, ungeduldig und gnadenlos ist die innere Sehnsucht nach Wärme und Licht. Die gebastelten künstlich produzierten Quellen der Energie reichen nicht.

„Hallo Sonne, wann kommst Du!“ So gerne möchte ich auf Deiner warmen Bank sitzen. In Deiner behaglichen Wärme mich entspannen. Die schweren Kleider von mir reißen. Meine blasse Haut Dir hinhalten, damit Du mich küsst. Die Tür ist offen,„Hallo Sonne, Du kannst rein kommen!“ Ich schicke Dir meine Adresse, meine Telefonnummer, ein Bild von mir. Schau mich an, ich verzehre mich nach Dir. Jede einzelne Falte in meinem Gesicht benötigt dringend schonende zärtliche Berührungen Deiner Wärme. Meine weißen Wangen suchen Dein Licht. Färbe sie ein. Tauche sie in ein leuchtendes Rot.„Hallo, Sonne!“

Die dicken Socken wärmen, das Licht der Lampe spendet Licht, dennoch ist es kalt und dunkel. Die Nacht wird zum Tag. Der Tag wird zur Nacht. Eine rasante kurze Zeitreise in die Eiszeit, die schwarzen Wolken demolieren.

Hey, was ist da plötzlich? Es stupst mich. Ein Hauch flattert an mir vorbei. Halt! Bleib da! Schon wieder, diesmal klingelt es leise. War da ein Licht, ein Ton, eine Berührung? Unversehens trifft es mich. Ja, sie ist da. Sie hat mich erhört. In voller Pracht schwebt sie vor meiner Nase empor. Geblendet von diesem grellen Licht, blinzle ich vorsichtig und kann es kaum glauben. „Hallo Sonne, da bist Du ja!“

Bist Du es tatsächlich? Komm bleib, setz Dich her zu mir auf die Bank. Wärme mich. Umarme mich mit Deinen Strahlen. Befreie mich von den schwarzen vergangenen Wolken. Zerbrösle sie in winzig kleine Teilchen und blasse sie mir aus dem Herzen. Trockne meine feuchten Augen, polier sie und erwecke sie zu neuem Leben. Kriech in mich hinein, rüttle mich wach, nimm mich in Deine ausgestreckten Arme. Beleuchte mich mit Deinem unvergleichlichen Licht und bring mich zum Strahlen. Mein Herzenswunsch, meine Sehnsucht nach einen einzigen Sonnenstrahl zum Greifen nah.

Vorsicht! Heiß! Einen kleinen Schritt zurück hinter die Sonnenbrille. Unter den schützenden Sonnenhut.

Ja, Du bist da! Sonne! Deine Strahlen, Deine Wärme, Dein Licht sie berühren mich behaglich aus der Ferne.

Einen winzig kleinen Augenblick habe ich in Deine Augen gesehen, geblendet und fast verbrannt. Einen Moment haben Deine hitzigen Tentakel nach mir gegriffen. Dieser Hauch von Nichts an Zeit fühlt sich wie Ewigkeit an. Eine kurze Weile, die einige Knoten in mir gesprengt haben. Nun rieseln sie langsam in meinen Schweiß. Kalte alte vergiftete Tropfen. Ich werde sie mir mit Deinem Moment den ich erhascht habe trocknen. Desinfiziere und töte sie mit dem goldig glänzenden Cognac. Danke, Du erster wahrer einziger Sonnenstrahl.Bleib mir wohl gesonnen.

Denn ich liebe es barfuß über sanfte Wiesen zu laufen.

John Lee Hooker - Blues Before Sunrise (1962)

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