Gespräch mit einem Kind diesen Jahrtausends

Bluesanne www.bluesanne.at

Heute darf ich Zeit mit einem jungen Mann, den ich schon kannte als er noch gut behütet im Bauch seiner Mama verweilte, verbringen. In all den Jahren habe ich sein Aufwachsen mitverfolgt und war immer wieder verzaubert von seinem einnehmenden Wesen. Jeder der ihn trifft, ist von dem Bub sofort begeistert. Es wäre übertrieben zu sagen, er sei ein problemloses Kind. Nein, das ist es nicht was diesen Jungen so besonders macht. Das wäre ja auch langweilig und eher ungewöhnlich unnatürlich. Vielmehr ist es sein gesamtes Wesen, welches durch sein Tun, sein Denken und sein Auftreten ausmacht. Es ist keineswegs überspitzt gemeint, wenn ich Auftreten im Zusammenhang mit einem 11-jährigen Buben schreibe. Ich will wissen, welche Sicht er auf unterschiedliche Dinge in seinem Leben hat. Wie ist das so in den 2000er Jahren auf zu wachsen. Vor allem möchte ich wissen, woher diese unbekümmerte, selbstsichere und vor allem respektvolle Art und Weise wie er mit Menschen umgeht, kommt.

Darum fragte ich ihn heute, ob es für ihn in Ordnung sei, wenn ich ein kleines Interview mit ihm führen würde. Er war damit einverstanden.

Leon (diesen Namen hat er für sich für dieses Interview gewählt) sitzt mir entspannt in einem großen Sofasessel gegenüber. Vor ihm lässig seine Beine auf einem Polsterschemel gelegt. Er hat kein Handy, kein Smartphone oder irgendein ähnliches elektronisches Kleingerät bei sich. Das finde ich schon mal äußerst sympathisch. Er lässt sich voll und ganz auf das Gespräch ein.

1. Frage: Was bedeutet Schule für Dich?

Antwort: Freunde treffen, lernen. Wobei er betont, dass das Zusammenkommen mit den Freunden an erster Stelle steht.

2. Frage: Wo verbringst Du die meiste Zeit?

Antwort: zu Hause

3. Frage: Worüber wird in der Schule bzw. unter Freunden so geredet?

Antwort: Fußball, Noten

Ich hake nach; tatsächlich nur Fußball? Ja, sei das Thema Nummer Eins. Nach kurzem Überlegen fallen ihm dazu noch die Noten ein.

4. Frage: Was hat sich für Dich, seit der Kindergartenzeit am meisten verändert?

Antwort: Papa ist gegangen, meine Persönlichkeit.

Ich staune über die zweite Antwort. Hake nach: Was meinst Du genau mit Deiner Persönlichkeit?

Leon: Ich bin nicht mehr so schüchtern. Früher habe ich bei vielen Sachen meinen Mund gehalten. Jetzt sage ich meine Meinung.

5. Frage: Was war bisher Dein tollstes Erlebnis?

Antwort: Als ich mein erstes Smartphone vor einem Jahr bekommen habe.

Tatsächlich, wieso ist das so toll für Dich? Weil ich so besser mit meinen Freunden in Kontakt bleiben kann und weil ich einer der letzten in der Klasse war, der eines hatte.

6. Was war für Dich bisher das traurigste Erlebnis?

Antwort: als Papa gegangen ist

Zum besseren Verständnis: sein Vater ist 2011 an Krebs erkrankt; Lion hat den Verfall seines Vaters hautnah miterlebt, sein Tod beschäftigt ihn scheinbar bis heute noch sehr.

7.Frage: Wie wirst Du in 10 Jahren leben?

Antwort: keine Ahnung, habe ich überhaupt keine Vorstellung davon.

8.Frage: Wovor fürchtest Du Dich am meisten in der Zukunft?

Antwort: Das ich zu früh sterbe. Ich möchte mindestens 50 Jahre alt werden.

9. Frage: Denkst Du mehr über heute, morgen oder gestern nach?

Antwort: Heute! Vielleicht an den nächsten Tag. Aber meist an das was gerade jetzt passiert.

Als Nachtrag erzählt er mir noch, dass er froh darüber ist, noch ein Kind zu sein. Obwohl er manchmal schon gerne erwachsen wäre. Da kann ich dann entscheiden, wann ich schlafen gehe oder wo eine Reise hingehen soll. Erwachsene haben aber mehr Verantwortung als ich und sie haben jede Menge Stress, den ich nicht habe.

10. Frage: Welche Frage, würdest Du Dir noch stellen wollen?

Antwort: Keine.

Leon meint zum Abschluss, es sei ein ganz normales Gespräch gewesen und er hat sich dabei gut gefühlt. Vielleicht hat er sich ja ein Interview etwas anders vorgestellt.

Ich habe es auch als angenehm empfunden mit diesem jungen Herrn zu Plaudern. Vielleicht liegt es an dem „Heutebewusstsein“ welches ihn so unkompliziert und entspannt macht. Vor allem denke ich aber, er ist Kind und das finde ich sehr schön. Weil nicht alle dürfen das sein in seinem Alter. Ich hoffe, es gibt noch viele derart kluger Kinder auf dieser Welt.

Vielen Dank für Deine Worte lieber Leon!

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