„Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“

Blog-Bild:"Cake"

(S'ils n' ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche.)

Soll ja angeblich Marie Antoinette (1755–1793) gesagt haben. Der französische Schriftsteller und Moralist Jean-Jacques Rousseau prangerte gern die Dekadenz und den Sittenverfall des Adels an, der in Saus und Braus lebte, während das Volk darbte – eine jener Ungerechtigkeiten, die schließlich die Französische Revolution hervorriefen. In seinen Bekenntnissen schrieb er, dass »eine große Prinzessin angab, als man ihr sagte, die Bauern hätten kein Brot … ›So mögen sie Kuchen essen‹«

Rousseau schrieb diese empörten Zeilen um das Jahr 1766. Marie-Antoinette war zu der Zeit eine zehnjährige Prinzessin und lebte als Tochter von Kaiser Franz I. und Maria Theresia am Hof in Wien – wohl kaum die »große Prinzessin«, von der Rousseau berichtet, zumal der Dichter sich auf eine Begebenheit bezieht, die sich noch einige Jahrzehnte früher zugetragen haben soll. Da Rousseau die Anekdote nicht weiter belegt, wird es für Historiker wohl für immer rätselhaft bleiben, ob sie wahr ist oder ein Ausfluss dichterischer Fantasie. Aber eines ist nachweisbar: Von Marie Antoinette stammt der Ausspruch nicht. (Quelle: Zeit online.de)

Wer auch immer das gesagt haben sollte, ich kann es nicht nachweisen. Ich war ja nicht dabei. Und in solchen Momenten ist es mir auch relativ egal. In jenen wo sehr wohl der Unterschied zwischen "arm" und "reich" spürbar ist.

Aber dieser Satz fiel mir ein, als ich diese Woche in meine Geldbörse sah. Lediglich € 10,-- bis zum Monatsende. Was habe ich eigentlich so großartiges eingekauft? Nichts Außergewöhnliches. Achja die Miete wurde erhöht. Gut ich war ein wenig mehr unterwegs. Sprich die Fahrkosten waren gegenüber dem vergangenen Monat leicht erhöht. Ja und der Februar war ein paar Tage kürzer. Keine Ahnung wo das Geld bleibt.

Nun mein Sohn lässt mich nicht verhungern und hat mir deshalb ein wenig Geld zu gesteckt.

Jedoch hat mich eine andere Episode viel zorniger gemacht:

Eine „APA-Meldung“ bei Twitter springt mich regelrecht an. In der Wiener Staatsoper gibt es eine ganz besondere Aufführung. Ich stürze mich sofort auf die Homepage, muss mich vorab noch rasant registrieren, um die gewünschte Karte zu ergattern. Die Uhr tickt im Warenkorb.

Angelangt bei den Zahlungsmodalitäten, sehe ich zwei Möglichkeiten: EPS (Online-Banking) und Kreditkarte. Kreditkarte besitze ich keine. Ich habe auch keine Bankomatkarte.

Verbinde mich schnell mit meinem Bankkonto. Vorgang abgebrochen, das Konto ist nicht abgedeckt, die Zahlung kann nicht vorgenommen werden!

Mein Blutdruck steigt auf, was weiß ich wie hoch. Wütend schmeiße ich einen Polster durchs Zimmer und poche heftig mit geballter Faust auf mein armes Sofa. Laut fluche ich vor mich hin. Meine beiden Katern sehen mich nur verwundert an und verzupfen sich aus dem Raum.

Grundsätzlich habe ich mich mit meiner monetären Situation arrangiert. Mein Einfallsreichtum, aus Wenig etwas mehr zu machen ist im Laufe der Zeit zu einer Art Hobby geworden.

Aber sowas macht mich noch mehr krank. Eine jener Momente, wo ich es verfluche nicht ausreichend Geld zur Verfügung zu  haben. Nur ein paar Euro für eine beschissene Eintrittskarte!  Lediglich um mir einen schönen Augenblick mit Kultur zu gönnen.

Die Vorstellung ist mittlerweile selbstverständlich ausverkauft. Ich habe seither meinen Wutausbrich wieder in den Griff bekommen.

Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt man ohne ihr.

Ärger verpufft. Mal sehen, vielleicht wird ja die Veranstaltung im Fernsehen gezeigt. Das Theater des kleinen Mannes. Werde mich demütig und genügsam mit einem Stück selbstgebackenen Kuchen vor die Glotze auf meinem Sofa platzieren.

PS: Doch viel lieber hätte  ich mich  live in einem plüschigen Theatersessel zurück gelehnt.

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Herbert Erregger

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Bernhard Juranek

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fischundfleisch

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