Manchesmal denke ich darüber nach, warum der Mensch den Verstand, den er zur Verfügung hat, einfach nicht in der Lage ist, sinnvoll einzusetzen.

Doch da dies immer ein frommer Wunsch bleiben wird, überlegte ich mir, wie es wäre, wenn einfach unsere Mitbewohner auf Erden etwas von unserem Verstand abbekämen. Uns würd er nicht abgehen und den Tieren wär im Umgang mit uns geholfen.

Zum Beispiel sagt man den Pferden nach, dass sie besonders intelligent seien. Weiters pflegen sie auch eine gewissermaßen gezwungene Nähe zum Menschen. Beides könnte man so beibehalten, nur durch etwas mehr “Verstand” seitens der Pferde könnten wir ihnen beibringen, Landkarten zu lesen und nicht auf Straßen sondern gleich in Blumenbeete ihren Mist zu verteilen.  Hätten sie dann  beim eigentlichen Reitprozess noch eine kleine Auswahl an Reit und Wanderlieder parat , die es uns vortragen würde, würde ich sofort von Auto aufs Pferd umsteigen.

Doch weit mehr Potential zur Optimierung des gemeinsamen Lebens gibt es bei denen, die uns noch näher sind, nämlich bei den Hunden dieser Welt. Würde die Evolution ihnen etwas mehr Verstand zugestehen, wäre es ihnen vielleicht möglich unsere Sprache zu verstehen und man müsste Hunde nicht mehr abrichten, sondern könnte in kleinen Diskussionsrunden gemeinsam mit den Vierbeinern Strategien entwerfen, die das Zusammenleben nachhaltig verbessern. Darin könnten wir den Rüden erklären, dass es nicht egal ist, ob man an den Beinen eines Menschen oder auf den Rücken einer Hundedame seinen Trieben nachgeht. Oder ihnen beibringen, wie Verhütung funktioniert, da auch sie dann verstehen würden, dass es keinen Sinn macht, Kinder in die Welt zu setzen, die sie ohnehin nie zu Gesicht bekommen würden, weil sie kein Geld für Alimente haben. Hündinnen würden an ihren Tagen freiwillig zur Binde greifen und selbst kontrollieren, ob alle Türen fest verschlossen wären, um das Eindringen unbelehrbarer Trieblinge zu verhindern.

Doch, und jetzt driftet dieses Essay etwas ins Absurde, den größten Vorteil von mehr Verstand im Tierreich hätte der Mensch (und auch das Tier), wenn sogenannte Plagegeister etwas mehr vom vielgepriesenen Hausverstand abbekommen würden. Also Gelsen, auch Staunsen, Stanzen oder Schnaken genannt. Zwar Letzteres sicher nie in Österreich, jedoch muss ich aufgrund des internationalen Formats davon ausgehen, dass auch Nicht-Österreicher sog. Deutsche oder Schweizer diesen Text lesen.

Diese Biester, also Gelsen, sind dafür bekannt, einem die erholsamsten Stunden des Tages, nämlich die Nacht, zur Hölle zu machen. Durch ihren deutlich hörbaren Flügelschlag, der eher an hämisches Gelächter als an Fortbewegung erinnert, kündigen sie ihre Bereitschaft an, uns um ein paar Tropfen Blut erleichtern zu wollen. Das Problem jetzt ist aber, dass wir wissen, warum die Gelse das tun will, aber sie selbst nicht weiß warum sie das tut.  Sie tut es aus dem  Grund, weil sie Eiweiß benötigt, dass sie selbst nicht herstellen kann, zur Produktion ihrer Eier und zur Sicherung ihres Nachwuchses. Diesen Wunsch kann man ihr ja fast nicht abschlagen, jedoch denk ich mir als Mensch: Wie stellt sich die Gelse ihren Eiweiß-Raub eigentlich genau vor ? Sie dringt in mein Haus ein, weckt mich mit ihrem Rumgepoltere ala Flügelschlägen, und wird in den meisten Fällen mittels Gelsenklatsche  erschlagen. Die wenigen zukünftigen Gelsenmütter, die es jedoch schaffen, mir ein paar Tropfen Blut abzunehmen, werden meist danach gekillt oder sie finden nicht mehr beim Haus raus um  letztendlich bei einem Gewässer Eier abzulegen.

Also würden ich meinen, dass nur eine von 10.000 zukünftigen Gelsenmüttern mittels Hausbesuche ihren Eiweißnotstand bereinigt und es schafft sich fortzupflanzen.

Hätten Gelsen etwas mehr Verstand, wäre ihnen das Risiko klar und sie würden menschliche Behausungen einfach meiden, weil dies ihren sicheren Tod bedeuten würde. Dadurch würden wir Menschen besser schlafen, wären tagsüber besser drauf und wären allgemein Gelsen - und Schnakenfreundlicher gestimmt. So würde  einem gewiften Geschäftsmann zum Beispiel einfallen, in der Nähe eines Sees spezielles Fortpflanzungseiweiß für Gelsen im Diskont-Schwarmpack anzubieten. Gelsen könnten so völlig risikofrei zu dem benötigten Eiweiß kommen ohne dafür ihr Leben zu riskieren. Innovative Hoteliers würden Stundenzimmer zur Fortpflanzung mit anschließender Kinderaufzucht  für Gelsen anbieten.

All diese Verbesserungen könnten stattfinden, wenn die Evolution nicht so einseitig beim Verteilen von Verstand gewesen wäre. Die  Tiere wurden, so behaupte ich, zu geistigen Immigranten abgestempelt. Doch wir Menschen könnten ihnen im Zuge einer allgemeinen Solidarisierung davon etwas abgeben, da wir ihn meist sowieso nicht nützen.

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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