Nein, ich schreibe nicht noch einmal über die „zehn kleinen Negerlein“. „Muhrli“ kommt nicht von Mohr, sondern von Muhr.  Hermann Muhr, Pressesprecher der Innenministerin (Bild). Diese nennt ihn „Muhrli“. Das klingt natürlich viel netter als „Herr  Mauritz“ (Andreas Treichl) oder „Frau Kaserer“ (Reinhold Mitterlehner). Fast schon zärtlich… In meinen Ohren ein bisschen wie „Mogli“. Das ist mein schwarzer Kater, der am liebsten auf den Transkriptionsunterlagen schläft – natürlich während ich gerade Interview schreibe.

Ohne Pressesprecher – sie heißen nicht so, weil sie für ihren Chef sprechen, sondern weil sie sich um die Presse, also unsereins kümmern – gibt’s ja keine Interviews. Außer von Niki Lauda, der seit ich denken kann sein eigener Sprecher ist. Was er sich da in 40 Jahren für Geld erspart hat! Schneller als er könnte auch kein Pressesprecher der Welt eine Interview-Anfrage beantworten. Er sagt entweder „Ja“ oder „Nein“.

Bei den professionellen Referenten ist das schon komplizierter.  Es beginnt damit, dass manche – leider kein Einzelfall! - gar nicht erst zurückrufen. Sonntagsinterview? Muss ja nicht der kommende gemeint sein. Kronen Zeitung? Die sollen sich schön brav bemühen.

Hat unsere unerbittliche Isabella sie dann am Telefon und zu mir verbunden, steigern sie ihre Machtspielchen noch. Von welcher Zeitung WAREN Sie nochmal? Ich sage trotzig, dass ich NOCH IMMER bei der Kronen Zeitung bin. Zu welchem Thema wollen Sie ein Interview? Besonders schlau kommt diese Frage nach einem Rücktritt rüber.

Auch herzig: Die Sprecherin (sorry, aber jetzt muss ich ein paar männliche Kollegen der Dame in Schutz nehmen) eines SPÖ-Politikers bietet mir ein „Weihnachtsinterview“ an, obwohl gerade der Hut brennt. Was soll das bitte sein, ein „Weihnachtsinterview“? Und seit wann schmückt sich die Sozialdemokratie mit religiösen Ritualen? Sowas verzeihe ich höchstens Michael Prüller, dem Pressechef von Kardinal Christoph Schönborn.

Sehr gern habe ich als Journalistin auch, wenn ich meinen Namen buchstabieren soll. Also ich für meinen Teil würde den während des Gesprächs ja lieber googeln als mich so blöd (oder einfach arrogant?) zu verkaufen. „Ich setz‘ Sie auf die Liste“ ist auch so eine Killerphrase. Warum sagen die nicht gleich, dass sie mit den paar Anfragen, die sie haben, einschätzungstechnisch und organisatorisch überfordert sind?

Und dann gibt es noch die Kontrollfreaks. Auch wenn die Autorisierung durchbesprochen ist – „Nein, über den Vorspann können Sie nicht bestimmen!“ -, jagen sie Mails hinterher, in denen sie den Oberlehrer raushängen lassen: „Haben Sie das jetzt übernommen oder muss ich das um fast Mitternacht nochmals alles durchgehen?“

Aber, und jetzt komm ich auf „Muhrli“ zurück, es gibt auch viele hervorragende, hochprofessionelle und sympathische Pressesprecher. Sie machen einfach ihren Job und unterstützen uns dabei, unseren zu machen. „Muhrli“ – ich bin übrigens per Sie mit ihm – ist so ein Exemplar. Man möchte ihn am liebsten kraulen dafür (Bild).