Die gestrige Streif-Abfahrt hat also wieder einen Negativrekord gebracht - Drei Läufer stürzten an der selben Stelle der gefürchteten Abfahrtsstrecke und das Rennen wurde schliesslich doch noch(wahrscheinlich hatte man bis dahin die notwendige Werbezeit erreicht) abgebrochen. War diese Sturzorgie heute in den ORF-Nachrichten ein Thema? Nicht wirklich.

Warum auch, denkt heute noch jemand an den Vorspringer Lukas Müller, der Anfang des Monats auf der Kulm so schwer stürzte, dass er heute mit Querschnittlähmung in Spitalsbetreuung befindlich ist? Oder an Kira Grünberg, die sich bei einem Trainingsunfall eine Querschnittslähmung zuzog? Auch von Vanessa Sahinovic hat man schon seit längerem nichts mehr gehört - ihr Schicksal ist angesichts ihres Alters als besonders tragisch zu werten. Sie wurde Opfer des Bestrebens abgehobener Sportfunktionäre, Sport-Großveranstaltungen in immer exotischere Locations zu transportieren um neue Zielgruppen ansprechen zu können. Und jetzt: The show must go on.

Verletzt sich heute ein Spitzensportler schwer, oder stirbt er bei Ausübung seines Sports so ist ihm zumindestens ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit gewiss. Anders sieht es bei den Sportlern der zweiten Reihe aus - sie haben keine Fanclubs, keine großen Sponsoren. Sie üben ihren Sport in der Hoffnung aus, doch irgendwann entdeckt zu werden, oder in die Medaillenränge zu kommen. Passiert ihnen etwas, wird ihr Leben durch Unfall oder Tod plötzlich gestört ist niemand an ihrer Seite um ihnen beizustehen.

Es gibt natürlich auch Seitens der Medien Abstufungen hinsichtlich der Berichterstattung - Kira Grünberg hat für Fr. Stöckl bei Ö3 ein schönes "role-model" abgegeben. Doch wer berichtet über all die anderen, namenlosen Versehrten und Toten unseres Wahns nach sportlichen Höchstleistungen?

Die kritische Auseinandersetzung mit unserem gesellschaftlichen Wunsch nach medial erbrachten Höchstleistungen ist längst angebracht. Schaue ich mir die Extremsport-Stunts an, die mir ein Lifestyle-Sender eine Softdrinks präsentiert, muss ich mich ernsthaft fragen - und wieviele andere Sportler habt ihr nicht mehr vor die Kamera bringen können? Wieviele solcher Wahnsinnsaktionen sind nicht gut ausgegangen, und werden jetzt totsgeschwiegen?

Weniger ist oft mehr - das sollten wir vielleicht auch im Bereich des Leistungssports als Maxime akzeptieren.

Und die Prominenz in Kitzbühl - sie wird weitergefeiert haben - Brot und Spiele eben.

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