„Konsequenz heißt heute so und morgen so,

und nicht, heute so, und morgen so.“

Sagte dereinst der legändere und geniale Karl Farkas. Konsequenz heißt also einen Weg einzuschlagen und ihn zu verfolgen, heute und morgen und übermorgen, bis zu Ziel, und nicht heute den einen einzuschlagen und morgen einen anderen. Diese Konsequenz bedeutet Verlässlichkeit. Wenn ich mich einem Menschen gegenübersehe, der konsequent ist, so kann ich mich auf diesen verlassen, weiß, dass er morgen noch zu seinem Wort steht. Und diese Verlässlichkeit spielt in allen sozialen Konstellationen, sei es im privaten, im geschäftlichen oder im politischen Bereich eine große Rolle, denn nur so kann man auf lange Sicht etwas aufbauen. Zu wissen, dass jemand am nächsten Tag noch zu seinem Wort steht. Das ist der Kitt, der soziales Miteinander erst möglich macht. Denn sonst wäre ich gezwungen jeden Tag aufs Neue unsere Beziehung zu hinterfragen und neu zu fundieren. Das ist auf die Dauer allerdings eine unerträgliche Last. Wenn ich mich auf Dich verlasse, so sollte ich nicht verlassen sein. Die Vorzüge von Konsequenz sind evident.

Doch wie bei allen guten Dingen, gibt es eine Kehrseite oder eine Übertreibung. Es gibt Menschen, die einen einmal eingeschlagenen Weg im wahrsten Sinne des Wortes bis zum bitteren Ende gehen, bis zum Abgrund und noch zwei Schritte darüber hinaus. Denn sie wollen um jeden Preis konsequent bleiben. So wird eine Beziehung mitgeschleppt, zu der man sich einmal entschieden hat, auch wenn von den Grundlagen eines Miteinander schon längst nichts mehr übrig ist. Konsequenz ohne Wenn und Aber und ohne Rücksicht auf irgendetwas oder irgendjemanden. Konsequenz um der Konsequenz willen und nicht mehr um der Sache oder der Beziehung willen.

Doch wie steht es mit Meinungen?

Meinungen sollten wohlüberlegt, durchdacht und fundiert sein, bevor man sie äußert. Dazu zu stehen, sie zu verteidigen bedeutet ebenso Konsequenz wie Verlässlichkeit. Ich weiß zu sagen, wo Du stehst und wofür Du einstehst. Doch was ist, wenn ich erkenne, dass die Meinung, die ich äußerte und auch vertrete, durch eine neue Erkenntnis, einen fundierten Einwand oder schlicht durch das Leben selbst, obsolet wurde? Das kann durchaus auch im Zuge einer Diskussion geschehen, dass mir plötzlich eine Seite aufgezeigt wird, die ich nicht bedacht hatte, und die manches in ein anderes Licht rückt. An diesem Punkt sollte ich eigentlich sagen, dass ich meine Meinung revidiere. Warum fällt uns das so schwer? Warum – um das ganze von der persönlichen Ebene wegzubringen – sind viele Experten so verknöchert und nicht bereit einen Standpunkt zu ändern, auch wenn die Falschheit ihrer Überzeugung evident ist?

Zum einen ist es wohl – gerade in Expertenkreisen – die Angst um die Reputation. Es ist nicht leicht zuzugestehen, dass ich als Professor ein Leben lang meinen Studenten etwas erzählt habe, und plötzlich muss ich sagen, das stimmt nicht. Andererseits der Verlust der Glaubwürdigkeit bzw. Verlässlichkeit. Natürlich gibt es Menschen, die ihre Meinung mit dem Wetter und der Tageszeit ändern, die sich drehen wie der Wind sich gerade ausrichtet, doch wo ist die Grenze zwischen der ständigen Veränderung je nach Gunst oder Laune und der Verknöcherung, die unbeweglich macht.

Wie geht es Euch damit? Wie haltet Ihr es mit der Konsequenz?

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Paradeisa

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fischundfleisch

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