Inspiriert von Kieran Halpin “Where were you?”

Wo bist Du?

Wenn sie ihr das Baby direkt nach der Geburt

von der Brust wegreißen,

damit ihr ihre Milch trinken könnt

und sie den Schmerz einer Mutter aus sich herausschreit,

stundenlang, tagelang.

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Wenn sie die Eier einsammeln,

und von einer Lampe ausbrüten lassen,

bis die Babys schlüpfen,

in einen Käfig, in dem sie zusammengepfercht sind,

nur um ausgesetzt zu werden,

mit kupierten Schnäbeln und gestutzten Flügeln,

in eine Welt,

von der sie keine Ahnung haben,

in der sie nur zugrunde gehen können.

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Wenn sie die Mutter zwischen Stäbe zwingen,

die zwischen die Brüste drücken,

sie zur Futtermaschine machten,

als sie die Hoden herausschneiden,

und die Schwänze und Ohren abschneiden,

ohne den Schmerz zu betäuben,

damit sie auf noch engerem Raum vegetieren können,

dass sie euch schmecken.

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Wenn sie die Millionen vergasen oder zerschreddern,

wenn sie die Kätzchen ertränken oder erschlagen,

weil es billiger ist, als zu kastrieren,

wenn sie die männlichen Babys auf den Müll schmeißen,

weil sie nicht taugen,

wenn sie die anderen in Container sperren,

ohne Nahrung für den Transport über tausende Kilometer.

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Wenn sie unsere Mitlebewesen,

mit Stockschlägen und Elektroschockern,

ins Schlachthaus treiben,

wenn sie in die Gaskammer kommen

und teilweise lebend in kochend heißes Wasser geschmissen werden,

wenn sie mit dem Bolzenschussgerät betäubt werden

oder auch nicht,

wo der Kadaver doch sauber und blutleer im Regal liegt,

hygienisch und appetitlich

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Wenn sie das Land enteignen

und Millionen dem Elend preisgeben,

Wenn sie mit Lebensmitteln spekulieren,

und sich jene, die sie wirklich brauchen,

diese nicht mehr leisten können,

aber wir sie billigst an lebende Fleischmaschinen verfüttern,

wenn sie die Erde mit Giften zerstören,

und letztlich uns selbst.

Seid ihr so blind vor Gier,

so taub vor Eigennutz.

Wo bist Du?

Aber, aber,

Du musst Dich ja nicht so echauffieren.

Diese Emotionalität steht einer konstruktiven Diskussion doch nur im Wege.

Reiß Dich ein wenig zusammen,

dann können wir in Ruhe darüber reden,

aber so, wenn Du mir mit dem Arsch ins Gesicht fährst,

so geht das nicht.

Du kannst ja tun was Du für richtig hältst,

vegan und so,

aber lass doch jeden so leben wie er will,

denn wir lassen Dich schließlich auch.

Leben und leben lassen ist die Devise.

Na gut, ja, vielleicht habt ihr recht,

dann gehe ich halt mal und mache mein Ding

und ihr eures.

Leben und leben lassen.

Nein, verdammt,

das ist es eben nicht.

Ich soll nicht emotional werden?

Wie soll ich emotionslos bleiben angesichts des Leids,

das fortwährend geschieht?

Wie kann ich mich Mensch nennen,

wenn ich angesichts der Folter meine Emotionen ausschalten kann?

Was bin ich dann anderes als ein Monster?

In Ruhe?

In jeder Minute, die verstreicht,

werden fühlenden, denkenden Wesen Höllenqualen zugefügt.

Und da soll ich ruhig sein?

Leben und leben lassen ist die Devise?

Na dann lasst sie doch leben,

gebt ihnen ein richtiges Leben zurück,

das ihr auch für Euch einfordert.

Zu Recht.

Und auch sie hätten das Recht,

wenn ihr in eurer Großherrlichkeit nicht meintet,

Du könntest Lebewesen willkürlich ihr Leben absprechen,

ihre Lebensgrundlagen zerstören.

Nein, verdammt,

ich werde nicht weichen.

So lange ich zwei gesunde Füße habe,

werde ich eintreten,

für die, denen die grundlegendsten Rechte abgesprochen werden.

So lange ich zwei gesunde Hände habe,

werde ich hinweisen,

auf die lebensunwürdigen Bedingungen,

die ihnen zugemutet werden.

So lange ich einen Mund habe,

werde ich davon erzählen

und fordern, dass es sich ändert.

So lange ich Augen habe,

werde ich sie nicht verschließen,

bis jedes Lebewesen den Raum bekommt,

den es zu einem geglückten Leben benötigt.

So lange ich höre,

sind es die Schreie der Geknechteten,

die getanen und die ungetanen,

Schreie derer, die noch kämpfen,

Verstummen derer, die resignieren.

So lange ich atme,

werde ich mich verpflichtet fühlen,

weil ich nicht mehr verleugnen kann,

was ich einmal gesehen habe.

So lange ein Herz in meiner Brust schlägt,

wird es mich auffordern für die zu kämpfen,

die sich nicht wehren können.

Nein, verdammt,

ich werde nicht einfach abgehen und ruhig sein,

denn es ist auch meine Welt,

die ihr kaputttrampelt.

Es ist auch mein Geld mit dem

Billigfleisch und Wegwerfmilch,

Raubbau und Ressourcenentzug,

Hungersnöte und Heimatlosigkeit,

Vergiftung und Entrechtung

finanziert werden.

Es sind auch meine Steuern,

die dafür verwendet werden,

Darmkrebs und Osteoporose und Arthrose und Herz-Kreislauferkrankungen

zu heilen,

die ihr euch vorher angefressen habt.

Und ich werde sagen,

wenn die Welt in Trümmern liegt,

weil ihr uns unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstört,

ich war da.

Wo bist Du?

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