140 Ökonomen übersehen Falschdarstellung des Blairismus ?

Dass Christian Felber, Autor von "Gemeinwohlökonomie", in einem Schulbuch ("Geospots 7/8" vom Veritas Verlag) als bedeutender Ökonom, gleichwertig mit Hayek, Keynes, Friedman und Marx dargestellt wurde, führte vor einiger Zeit zu einer Petition, vorwiegend unter Wirtschaftswissenschaftern.

Diese Petition beschäftigte sich intensiv mit dem gegenständlichen Schulbuch und forderte die Entfernung von Christian Felber aus der Reihe bedeutender Ökonomen.

Der Kritik an Felber kann man ja im Prinzip durchaus zustimmen, aber dass 140 Personen, vorwiegend Wirtschaftswissenschafter, lange ein Schulbuch prüften und übersahen, dass auf derselben Seite, auf der der kritisierte Christian Felber abgebildet wurde, eine Falschdarstellung der Wirtschaftspolitik des früheren britischen Premierministers Tony Blair (Labour Party) war, überrascht denn doch.

Über Tony Blair heisst es auf derselben Seite, auf der Christian Felber abgebildet war:

"Auch sozialdemokratische Wirtschaftspolitik übernimmt neoliberales Denken. Dritte Wege, wie Tony Blairs New Labour sind Zeugen dieser Entwicklung, wo auf Marktkräfte und privates Kapital gesetzt wird."

Wahr daran ist folgendes: im Vergleich zu Old Labour setzte Tony Blair tatsächlich sehr intensiv auf Marktkräfte und privates Kapital. Aber im Vergleich zu den Tories setzte Blair relativ wenig auf Markt und Privatkapital.

Ein Beispiel dafür ist die von den Tories (Thatcher, Major; 1979 - 1997) privatierte British Rail, die nach dem Hatfield Crash von 2000 unter Premierminister Tony Blair sozusagen deprivatisiert wurde.

Um die British Rail nach dem Hatfield Crash aufzufangen, wurde eine Gesellschaft gegründet, die sich zwar einerseits vielfach an Privatwirtschaftlichen Regeln orientierte, die aber andererseits keine Aktionäre, kein Privatkapital hatte, sondern Kommunen als Bürgen, nämlich die Network Rail. Diese Gesellschaft agierte auch nicht gewinnorientiert. Sie war keine Aktiengesellschaft, sondern eine Company limited by guarantee.

In dieser Form war das Network Rail tatsächlich ein dritter Weg, der weder eine klassische Privatisierung (Marke Tories), noch eine klassische Verstaatlichung (Marke Old Labour) darstellte.

https://de.wikipedia.org/wiki/British_Rail

https://de.wikipedia.org/wiki/Railtrack

https://de.wikipedia.org/wiki/Network_Rail

https://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Thatcher

https://de.wikipedia.org/wiki/John_Major

https://de.wikipedia.org/wiki/Tony_Blair

(Tony Blair 2014/ Bild-Copyright: Müller / Wikipedia)

http://diepresse.com/home/wirtschaft/eco1848/5123653/GemeinwohlOekonom-Felber-aus-Schulbuch-entfernt?from=suche.intern.portal

http://www.veritas.at/sbo/ebook/px/27126/#88

Zum Veritas-Verlag: "Veritas" bedeutet übrigens genauso "Wahrheit", wie "Prawda", was die Bezeichnung für das sowjetkommunistische Progpagandaorgan war, nur in einer anderen Sprache.

Diese Falschdarstellung der Wirtschaftspolitik Tony Blairs durch einen Schulbuchverlag ist deswegen von Bedeutung, weil ich eine Partei gründete, die sich teilweise am Blairismus orientiert. Da meine medialen Möglichkeiten sehr begrenzt sind im Gegensatz zu auflagenstarken Schulbuchverlagen, schmälert eine Falschdarstellung des Blairismus durch Schulbuchverlage die Chancen meiner Partei beträchtlich.

Die Falschdarstellung der Wirtschaftspolitik Tony Blairs erfolgte möglicherweise wegen des Irakkrieges, an dem Blair sich beteiligte.

Nach der Beteiligung von Tony Blair am Irakkrieg wurde Blair insbesondere in Österreich und insbesondere bei der SPÖ zu einer Art persona non grata.

Vor dem Irakkrieg hatte z.B. Viktor KLima sich gemeinsam mit Blair plakatieren lassen, nach dem Irakkrieg von 2003 war das offensichtlich absolut unmöglich. Was auch immer man von der Beteiligung am Irakkrieg halten mag, was auch immer man von der Zusammenarbeit mit den Neocons und George W. Bush halten mag, ist aus meiner Sicht kein ausreichender Grund, um Blairs Wirtschaftspolitik falsch darzustellen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg

Ich erwäge in diesem Zusammenhang eine medienrechtliche Klage. Passenderweise kann man sie u.U. gut zusammenlegen mit einer möglichen medienrechtlichen Klage gegen die Kronenzeitung wegen der Behauptung, nur Geistig Mindermittelte würden Donald Duck wählen, wobei man dazusagen muß, dass Donald Duck mein Icon in der Piratenpartei war.

Die Frist zur Gegendarstellung für die Kronenzeitung läuft mit der Bundespräsdientenwahl ab, falls die Wahl nicht wegen z.B. Wahlbeisitzermangel aufgehoben und wiederholt wird, also diesen Sonntag.

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 02.12.2016 14:02:34

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