Er gilt in Österreichs linksgewebten Medien als einer der wichtigsten Wirtschaftswissenschafter: Stephan Schulmeister, der die Falschheit seiner Theorien eben mit seiner Schulmeisterlichkeit verteidigen muss.

Mit seiner Unterscheidung zwischen "Guter Realwirtschaft" und "Böser Finanzwirtschaft" kopiert er die Nazi-Rhetorik, in der das "Raffende jüdische Finanz-Kapital" dem "schaffenden arischen Industrie-Kapital" gegenüberstand.

Er negiert wahrscheinlich aus unwissenschaftlichen Gründen (Buchverkauf), und weil er ein SPÖ- und AK-Apparatschik ist, zahlreiche Wahrheiten der Wirtschaftswissenschaft.

1.) Phänomene wie der Abgasmanipulationsskandal bei Automobilkonzernen zeigen, dass auch die sogenannte Realwirtschaft, die Schulmeister so preist, nicht sooooo wunderbar ist.

2.) Wir haben derzeit Nullzinsen durch die Notenbank. Genauso wie Schulmeister sich das wünscht. Allerdings belebt das nicht die Real-Wirtschaft, so wie das seine Theorie vorsieht, sondern es führt zu einem Steigen der Aktien- und Immobilienmärkte.

Und diese Nullzinspolitik führt nicht zu einem Beschäftigungsanstieg, wie das Schulmeisters Theorie eigentlich vorsehen würde, sondern zu Robotisierung und zu Abwanderungseffekten, die aber in seiner Theorie nicht vorkommen dürfen.

3.) natürlich gibt es Phänomene der Unterregulierung und dadurch entstehende Krisen, aber es gibt auch Phänomene der Überregulierung in der Finanzwirtschaft, und es sind gerade die Finanzkrisen, die den Übergang von der Unterregulierung zur Überregulierung verursachen.

Waren vor der Finanzkrise von 2008 die Richtlinien für Kreditvergaben zu streng, so scheint es manchmal so, als seien seither die Regeln in gewissen Bereichen überschiessend scharf reguliert worden.

Zum Beispiel sind in Konsumentenkreditgesetz und Hypothekarkreditgesetz die Vergaberichtlinien so verschärft worden, dass Einkommensschwache gar keine Kredite mehr bekommen dürfen, auch wenn sie Sicherheiten anbieten.

4.) Schulmeisters These, dreistündige Auktionen am Aktienmarkt seien besser als Fliesshandel, ist Blödsinn. Je seltener der Handel, umso größer sind oft die Ausschläge.

Schulmeisters Computerfeindlichkeit entspricht einer Steinzeitsozialdemokratie aus dem 19. Jahrhundert: den Maschinenstürmern. Maschinen seien böse, weil sie Arbeitsplätze zerstören.

Und Computer genauso. Es gibt kaum seriöse Studien darüber, was Algo-Trading tatsächlich bewirkt. Und dem langfristigen Investor kann kurzfristiges Algo-Trading egal sein, weil sich seine Effekte sowieso in kurzer Zeit wieder aufheben.

Der einzige Punkt, wo man Schulmeisters Argument vielleicht in manchen Fällen gelten lassen kann, sind neue Informationen: wenn diese allen Marktteilnehmern gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden könnten, in der Drei-Stunden-Pause zwischen einer Schulmeister-Auktion und der nächsten, dann würde in der Tat eine Gerechtigkeit zwischen den Marktteilnehmern herrschen.

Der algorithmisierte Handel ist vielleicht das geringere Problem im Vergleich zum technologischen Informationsvorsprung: wer es sich leisten kann, mit einer hochschnellen Leistung (zum Beispiel Glasfaser) eine wichtige Fed- oder EZB-Sitzung abzuhören, der kann wahrscheinlich mehr Geld am Finanzmarkt "machen" als mit Algo-Trading. Allerdings ist das illegal, und wenn man dabei erwischt wird, kann man im Gefängnis landen.

5.) Ja, es gab eine Wachstumsphase nach dem Zweiten Weltkrieg (das sogenannte "Wirtschaftswunder" ), aber der stand erstens unter dem Eindruck des kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs. War zweitens durch den laut Schulmeister bösen, neoliberalen US-amerikanischen Marshall-Plan verursacht.

6.) Auch Schulmeisters These, dass jedem Vermögen Schulden gegenüberstehen müssen, ist Unsinn: wenn nur zwei Menschen existieren, Adam und Eva, die jeweils ein Haus und einen Apfelbaum besitzen, und keiner der beiden Schulden beim jeweils anderen hat, wo sollen dann die Schulden herkommen, die laut Schulmeister jedem Vermögen gegenüberstehen müssen ? Aus demselben Schwarzen Loch, das wie Schulmeister jede wirtschaftliche Vernunft verschlingt ?

7.) Schulmeister ist ein Krisen- und Untergangsprophet, nur der Untergang, von dem er faselt, kommt einfach nie. Vielleicht eben deswegen, weil seine Theorie einfach Schrott ist. Wer den Untergang prophezeit, aber nie ein Datum nennt, der entzieht sich dem, was der Wissenschaftstheoretiker Karl Popper "Falsifizierbarkeit" nennt. Gerade in diesem Zusammenhang ist Schulmeisters Behauptung, er sei ein Empiriker, lächerlich. In derselben Sendung vertritt Schulmeister 20 Minuten später die Ansicht, dass in der Wirtschaftswissenschaft Wahrheit und Empirie nichts zählen, sondern nur Durchsetzung, Macht und die Herrschaft einer Theorie in der Wissenschaft und in den Medien. In was für einer Zeit des Ungeistes leben wir eigentlich, dass solche Geisteszwerge wie Schulmeister so große Schatten werfen und so viel Zuspruch erhalten ?

8.) Das Exportwachstum Griechenlands, das Schulmeister lobt, ist in Wirklichkeit ziemlich nebensächlich: wenn die Exporte von 100 auf 120 wachsen, und im selben Zeitraum die Importe von 200 auf 240, dann bleibt eines gleich: es wird doppelt soviel importiert wie exportiert; und das kann langfristig zu Krisen führen. Aber um Griechenland gesundzubeten, vertuscht Schulmeister das Importwachstum.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/15615/umfrage/handelsbilanz-von-griechenland/

Griechenland hatte 2007 ein Handelbilanzdefizit von 55 Mrd. US-$, und hat heute eines von 24 Mrd. US-$.

Schulmeister verschweigt auch eines: Griechenland ist erstens ein europäischer Randstaat und Frontstaat mit dem Islam. Die vergleichsweise hohen Rüstungsausgaben Griechenlands hängen auch zusammen mit dem griechisch-türkischen Konflikt, der zahlreiche Kriege verursachte, und zahlreiche Probleme verursachte.

Man mag der deutschen Rüstungsindustrie vorwerfen, verantwortungslos gehandelt zu haben, und Griechenland mehr Rüstungsgüter geliefert zu haben, als es langfristig finanzieren konnte, aber unter dem Aspekt des griechisch-türkischen Konflikt kann man dafür ein gewisses Verständnis haben, und wenn die Deutschen Rüstungskonzerne diese Rüstungsgüter nicht geliefert hätten, dann hätte Griechenland halt wahrscheinlich anderswo ähnlich viel gekauft.

Aber Rüstungsgüter sind in der Schulmeister-Theorie gute Realwirtschaft, und die Banken, die diese Rüstungsdeals finanzierten, dienen Schulmeister dazu, davon abzulenken, dass es eben auch PASOK-Politiker (die PASOK ist die griechische Schwesterpartei der SPÖ, bzw. war es) waren, die diese Rüstungsankäufe tätigten. D.h. die ganze Schulmeister-Theorie dient der Verschleierung der Wahrheit, nicht der Aufdeckung derselben.

Und wer weiß?: wenn das von Nea Demokratia- und PASOK-Politikern beherrschte Griechenland nicht soviele deutschen Rüstungsgüter gekauft hätte von 1950 bis 2005, dann wäre die Türkei vielleicht nach Griechenland expandiert, und nicht nach Syrien.

9.) Schulmeister liegt auch völlig falsch mit seiner totalen Verdammung von Derivaten als spekulativ: Derivate können auch zur Absicherung verwendet werden.

Wenn es so leicht wäre, mit Finanzprodukten schnell reich zu werden, und wenn Schulmeister die Mechanismen so genau kennt, wieso ist er dann nicht schon längst Milliardär ???? Die Antwort ist: er hat wahrscheinlich keine Ahnung, und schwafelt nur, um Bücher verkaufen zu können, was offensichtlich wunderbar funktioniert.

10.) Schulmeister behauptet, in der ersten Hälfte der 1990er Jahre waren die Renditeerwartungen an Investmentfonds 10%, aber er verschweigt, dass damals auch die Renditeerwartungen an normale Anleihen 10% waren. Er dämonisiert die Zinshöhe bei Investmentfonds (also Aktien), und vertuscht die gleichhohe Zinshöhe bei Anleihen in diesem Zeitraum, der ersten Hälfte der 1990er Jahre.

11.) Wo soll denn das von Schulmeister beanspruchte Wirtschaftswachstum herkommen, wenn erstens das Lohnniveau in Österreich so hoch ist im Vergleich zu zahlreichen östlichen Nachbarn und wenn die Grenzen offen sind ? Schulmeisters Vertuschen der Lohnniveauunterschiede dient wohl nur dazu, zu vertuschen, dass SPÖ-Uraltdogmen nur deswegen noch Anhänger finden, weil ihnen unbewußt ist, dass damals der Eiserne Vorhang und der kalte Krieg herrschte, und es damals eben deswegen keine Konkurrenz mit niedrigen Lohnniveaus aus Osteuropa geben konnte.

12.) Schulmeisters Unsinn ist in der Dimension ungefähr gleichgroß wie Felbers oder Gesells. Aber, um den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu erwecken, reicht es oft, sich von einer anderen Art der Unwissenschaftlichkeit zu distanzieren.

Das ist Wiener Schmäh, Schmähung und Verächtlichmachung.

https://oe1.orf.at/player/20180601/514505

Stephan Schulemister kann man wahrscheinlich nur einen einzigen positiven Aspekt abgewinnen: als negatives Beispiel, als Beispiel wie Scharlatanerie die Wissenschaft dominieren kann.

Ich kann allen nur empfehlen, Schlulmeister zu vergessen: ja, Märkte können irren, aber auch Staaten, Politiker und Wähler und -innen können irren.

Es gibt nicht nur das Marktversagen, auf dem Schulmeister fixiert herumreitet, sondern es gibt auch das Politikversagen, das Staatsversagen und das Volksversagen, das Schulmeister vertuscht.

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