Wieder einmal ein FakeNews-Blog auf FUF. Ein Poster behauptet in einem zum Tagesthema erhobenem Beitrag, der oberösterreichische FPÖ-Obmann Haimbuchner hätte sich als homophob geoutet, indem er sagte "Ich will nicht, dass der Sepp den Lois heiratet, damit sie zusammen den Fritz adoptieren können", oder so.

Diese Aussage ist keineswegs eindeutig homophob und Homo-Ehe-ablehnend, sondern vielleicht nur kritisch gegenüber dem Adoptionsrecht bei homosexuellen Ehen.

Sie stellt (wahrscheinlich) nicht die gleichgeschlechtliche Ehe, nicht das automatische Erbrecht bei derselben infrage, sondern nur die Adoption bei derselben.

Und damit befindet sich diese Aussage durchaus im Einklang mit manchen Erziehungs- bzw. Entwicklungspädagogen (und -innen), die die Unterschiedlichkeit der beiden Eltern (die gut durch die Unterschiedlichkeit von Man und Frau, von Vater und Mutter gewährleistet ist) für wichtig halten.

Aber die absichtliche oder unabsichtliche Falscheinstufung dieses FUF-Posters entspricht durchaus einem medialen Mainstream, der die FPÖ als automatische Verkörperung alles Bösen sieht, und FPÖ-Zitate oft krampfhaft so verdreht, dass sie mit dem Original nichts mehr zu tun haben.

Kein Wunder, dass sich immer mehr Unmut mit den FakeNews einstellt, die Glaubwürdigkeit der Medien so niedrig ist wie nie zuvor.

Und kein Wunder auch, dass die meisten dieser FPÖ-kritischsten bzw. FPÖ-überkritischsten Uminterpretationen dessen, was FPÖler wirklich gesagt haben, aus der angeblichen oder wirklichen Medienhauptstadt, dem roten Wien, kommen.

Das absichtliche Mißverstehen der verfeindeten politischen Lager erhöht auch die Politikverdrossenheit und läuft Gefahr, immer mehr Leute aus der Politik und aus der Beteiligung an Wahlen zu vertreiben.

Aber das zynische Kalkül zahlreicher politischer Spin-Doctors ("Spinn-Doktoren" ?) ist, dass Politikverdrossenheit gut ist, solange im "feindlichen" Lager mehr Leute verdrossen und "demobilisiert" sind als im Eigenen.

Na, dann viel Spass: Demokratie beerdigen, damit der politische Gegner keine demokratischen Wahlsiege landen kann, ist wirklich ein ganz tolles Konzept.

Denn der Begriff "Toll" steht auch für "Verrückt" und kommt auch als Wortbestandteil in "tollwütig" vor.

In Wahrheit steht vielleicht sogar eine für die FPÖ untypische feminismus-nahe Haltung hinter diesem Haimbuchner-Zitat.

Wenn zwei Männer einen Buben adoptieren, dann kann in der Erziehung das weibliche Element fehlen, und das kann auch die zukünftige Fähigkeit, Frauen zu verstehen und mit ihnen eine Beziehung einzugehen, beeinträchtigen.

Das Adoptionsrecht auf homosexuelle Paare auszuweiten, kann sich auch als problematisch insofern herausstellen, als es nur wenige adoptierbare Kinder gibt, und eine Ausweitung auch Kinderhandel und ähnliche problematische Praktiken wahrscheinlicher machen kann.

Und vielleicht war ja das Haimbuchners Motiv, und kein anderes. Aber sowas dürfen FPÖ-Hasser offensichtlich nicht einmal denken.

Ein weiterer Fehler des zitierten Blogs ist, aus Haimbuchners Aussage einen angeblichen religiösen Fundamentalismus abzuleiten. Man kann die Bibel wie in Fällen auch in der Homosexualitätsfrage unterschiedlich interpretieren: insbesondere das Neue Testament, insbesondere Jesus, insbesondere z.B. die Geschichte mit dem dem römischen Offizier und seinem Diener, die möglicherweise eine homosexuelle Affäre hatten. (Eine Bibel-Stelle, die auch vom homosexuellen katholischen Ex-Kleriker David Berger so interpretiert wird)

In zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen nennt man das, was der zitierte Blogger sowie zahlreiche Journalisten (und -innen!) mit FPÖ-Zitaten machen, malevolente, also böswillige Interpretation, also Auslegung.

Und genau diese Böswilligkeit kann auch auf die böswilligen Interpreten zurückschlagen wie ein Bumerang: wen die Leute beginnen, die Medien statt der FPÖ (wie beabsichtigt) zu hassen, wenn Leute beginnen, die Linke statt (wie beabsichtigt) die Rechte zu hassen.

Lebend in ihren Blasen desinformieren sich Parteien, Klüngel, Zirkel (sowohl politische als auch journalistische) oft.

Und genau das ist es, was 50% aller politischen und journalistischen Tätigkeit kontraproduktiv macht, also das Gegenteil dessen erreichend, was der Redner oder Sprecher, oder die Politikerin oder die Journalistin beabsichtigt.

Anders, als der Blogger behauptet, löst das Verfassungsgerichtshofurteil neue Probleme auf, die zu ganz ähnlichem Polithickhack führen werden wie bisher. In Italien zeichnet sich ein Trend ab, dass die gesunden Adoptivkinder an Hetero-Paare abgegeben werden, hingegen z.B. Trisomie-21-Kinder an Homosexuelle. Wie man sich vorstellen kann, liefert das praktisch genau denselben Gleichberechtigungs-Streit, den wir bisher schon hatten.

Und dass jemand wie der Blogger, der selbst politische Ambitionen hat, der Entmachtung der Politik das Wort redet, und die Verlagerung von Entscheidungsmacht von der Politik hin zum Verfassungsgericht begrüßt, kann man wohl nur mit Begriffen wie Barbara Tuchmans "Torheit der Regierenden" beschreiben.

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Dieter Knoflach

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