Das syrische Regime unter Baschar al-Assad hatte ein Netz von Gefängnissen und Geheimdienstzentralen aufgebaut, die nichts anderes als Fabriken des Terrors gewesen waren. In diesen Orten war systematisch gefoltert, getötet, verhöhnt und ausgelöscht worden. Es waren Stätten, an denen der Staat sich in ein Werkzeug der Vernichtung verwandelt hatte, wo das Leben nichts mehr gezählt und die Sprache der Gewalt alles bestimmt hatte.
In den Folterzentren des syrischen Geheimdienstes waren Menschen jahrelang unter unvorstellbaren Bedingungen festgehalten worden – Männer, Frauen, Jugendliche, teils Kinder. Sie waren spurlos in Kellern verschwunden, in unterirdischen Räumen ohne Licht, ohne Nahrung, ohne Luft. Viele waren gestorben, bevor sie überhaupt verhört worden waren. Die Zellen waren überfüllt gewesen, dreißig, vierzig, manchmal fünfzig Menschen in Räumen, in denen man nicht hatte stehen, kaum atmen können. Der Boden war feucht gewesen, der Gestank von Urin, Blut, Eiter und Verwesung hatte in der Luft gelegen. Ratten waren über die Körper der Eingeschlossenen gekrochen, während Wärter darüber gelacht hatten.
Die Folter war ritualisiert, präzise, kalkuliert gewesen. Elektroschocks, Schläge mit Kabeln, Verbrühungen, das Ausdrücken von Zigaretten auf Haut und Gesicht, das Brechen von Knochen mit Metallstangen – all das war Alltag gewesen. Frauen waren vergewaltigt, Männer sexuell misshandelt worden, um sie zu demütigen und zu zerstören. Den Opfern waren die Nägel ausgerissen, Zähne ausgeschlagen, Gliedmaßen amputiert worden. Ärzte im Dienst des Regimes hatten manche wieder zusammengeflickt, um sie weiter foltern zu können. Viele waren in Eisschränken oder Metallkisten eingesperrt worden, bis sie erfroren oder erstickt waren.
Leichen waren abtransportiert, nummeriert, fotografiert worden – als bloße Beweiskette des Todes. Hunderte Körper täglich – abgemagert, geschwollen, verbrannt. In Massengräbern rund um Damaskus waren Zehntausende verschwunden. Angehörige hatten nach Namen gesucht, nach einem Hinweis, nach einem Knochen – aber das Regime hatte alles geleugnet.
Die Gefängnisse waren keine Orte des Rechts gewesen, sondern des totalen Machtbeweises. Wer dort gelandet war, war aus Sicht des Systems kein Mensch mehr gewesen. Er war ein Körper gewesen, über den verfügt werden durfte, eine Botschaft an alle, die Angst haben sollten. Die Brutalität war nicht das Versagen eines Systems gewesen, sondern seine Grundlage. Assad hatte sich an der Macht gehalten, weil diese Orte existiert hatten – sie waren der unsichtbare Unterboden seines Staates, das Fundament seiner Herrschaft gewesen. Wer in Syrien gesprochen hatte, hatte an diese Keller, an diese Schreie, an das gedacht, was dort geschehen war. Und solange diese Orte bestanden hatten, hatte es keine Freiheit, keine Würde, keine Menschlichkeit in diesem Land gegeben.