Die „taz“ brachte in ihrer Berichterstattung über das antisemitische Attentat von Sidney den folgenden Satz unter: Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist eine weltweite Welle von Antisemitismus zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen, bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt. Es lohnt sich, diesen Satz näher zu untersuchen:

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nehme also der weltweite Antisemitismus zu. Eine kühne These, bleibt doch unerwähnt, dass dem Beginn des Gaza-Kriegs ein Ereignis voranging, das man als mörderischen Ausdruck des weltweiten Antisemitismus bezeichnen muss. Die unterschwellige Behauptung, so etwas wie der Antisemitismus sei nicht ohne Grund (Gaza-Krieg) in der Welt, verschweigt, dass es den Gaza-Krieg ohne die Massaker vom 7. Oktober nicht gegeben hätte.

zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen: Antisemitismus wird nicht beklagt, er wird, als könne es dazu eine neutrale Position geben, lediglich beobachtet. Dass es darunter, also unter der Welle des Antisemitismus, auch Angriffe auf Juden und Synagogen gegeben habe, suggeriert, es gebe einen Antisemitismus, der keinen Angriff auf Juden darstellt. Die Formulierung verschweigt außerdem, dass ein Angriff auf eine Synagoge immer auch einer auf Juden ist, mögen sie dabei getötet werden (Pittsburgh 2018) oder durch glückliche Zufälle verschont werden (Halle 2019, der Mörder reagierte sich an anderen Opfern ab).

bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt: Es gibt also eine Welle des Antisemitismus, bei der anscheinend berechtigte Kritik am Staat der Juden in Hass auf Juden umschlage – Hier wird so getan, als werde eine grundsätzlich berechtigte Sache (Israel-Kritik) in einem kaum zu steuernden Prozess (umschlagen) missbraucht, um den Hass gegen Juden zu rechtfertigen. Die Frage, ob nicht vielmehr der Hass sehr bewusst zur Kritik führt, und zwar nicht nur teils, wagt die taz sich nicht zu stellen. Man liefe Gefahr, beim x-ten tödlichen Angriff auf Juden sich fragen zu müssen, welchen Anteil an seiner Entstehung die „Israel-Kritik“ hat.

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