"Sonnenstrahlen wurden zu Boden geschlagen im Durchgangslager zur Hölle namens Novaky, und du warst so klein, so jung...Sonderzug und Wachleute, Männer mit dem trügerischen Kreuz an ihren Uniformen...Die Nummer an deinem Unterarm ist blau, wie deine Augen es sind, wie der stumme Himmel über Novaky, dein Bauch war geschwollen wie ein Ballon, als sie dich fanden im fernen Ausschwitz....Niemand konnte glauben, dass du noch leben würdest, um Zeugnis abzulegen für Dein zerbrochenes zu Hause".

Dieses Kind, das eigentlich gar nicht mehr leben sollte, heißt Eva Umlauf, Psychotherapeutin und Kinderärztin und veröffentlichte ein Buch: "Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen" (Erinnerungen). Am 19. Dezember 1942 kam Eva Umlauf in Novaky, einem Arbeitslager in der Slowakei, auf die Welt. Ihr Vater wurde verschleppt und ermordet. Die kleine Eva kam mit ihrer Mutter am 2. November 1944 nach Auschwitz.

Das Mädchen wird im Lager krank, sie bekommt Tuberkulose und Gelbsucht. Sie kämpft ums Überleben. Ihre Mutter ist selbst erst 21 Jahre alt und ist mit drei Kindern in Auschwitz. Die Mutter und die Kinder überleben, alle anderen Familienangehörigen wurden ermordet.

Nach der Zeit in Auschwitz erlebt Eva Umlauf schwierige Jahre in der Slowakei, bis sie 1966 heiratet und in den Westen übersiedelt.

"Vergessen Sie das Kind, es wird nicht leben." Mit diesen Worten wird Eva Umlaufs Mutter Anfang 1945 in Auschwitz konfrontiert. Ihre Tochter ist mit zwei Jahren eine der Jüngsten im Lager, abgemagert und todkrank. Eva Umlauf wird sich später nicht an diese Zeit bewusst erinnern können, und dennoch schlummert das Erbe ihrer Vergangenheit unter der Oberfläche in ihrem Unbewussten und prägt ihren gesamten Lebensweg.

"Es gibt eine Seelen-Erinnerung, die man unbewusst in sich trägt"- sagt Eva Umlauf.

Die Erlebnisse als immer emanzipiertere Frau in der Diktatur der Slowakei - "man muss sich immer wehren" - und in der verzopften und verdrängenden BRD. Das Drama, als ihr erster Mann verunglückt und das Leben als Kinderärztin in München sind interessant und berührend geschildert. Ein Buch für jeden, den Zeitgeschichte und Menschen interessieren!

Wie lebt man, wenn man als Zweijährige Auschwitz knapp überlebt hat? Und wenn man dann anschließend im ebenso judenfeindlichen sozialistischen System der Tschechoslowakei groß wird? Und wie schafft man das, nach weiteren harten Schicksalsschlägen doch noch die Kraft für ein erfülltes, erfolgreiches Leben aufzubringen? Ein spannendes, kurzweiliges, gut recherchiertes Buch. Eine Lebensgeschichte, die klug und weise Überleben und Weiterleben schildert, dass man kaum in Worte fassen kann.

Die Ärztin und Psychotherapeutin Eva Umlauf hat also das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Sie ist die jüngste Überlebende, der man noch eine Nummer schmerzhaft eintätowiert hat. Sie war zwei Jahre alt. 66 Jahre später hat sie im früheren Konzentrationslager am Jahrestag der Befreiung eine Gedenkrede gehalten. Die Nummer ist mit ihrem Alter mitgewachsen, sie hat sie nicht weggelasert, weil sie zu ihr gehörte.

"Ich rede mit Kindern in Schulen. Sie haben Interesse und gehen unbefangen mit dem Thema um. Sie haben keine Schuldgefühle. Das ist eine andere Generation."

Noch einige Tage nachzuhören in verpasste Sendungen im Oe1/Menschenbilder vom Sonntag, den 20.9. um 14.05 Uhr.

oder

5 Min.You Tube/Suche: Zeitzeugin Eva Umlauf

Der Antisemitismus:

ist nicht weg in Europa, wenn auch gerade nicht so salonfähig, aber er ist da. Auch wenn es natürlich keine Kollektivschuld für Nachkommen gibt, so gibt es jedoch für jeden Menschen, der davon hört und liest, eine Verantwortung - nämlich die Jugend und kommende Generationen vor dem Faschismus zu warnen und jeder sollte proaktiv beitragen, damit sich dies Greuel nicht wiederholen. Durch jede Destabilisierung unserer Demokratie wächst dieses Risiko, bleiben wir wachsam!

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Gescho

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 20.09.2016 00:06:59

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