...doch im globalen Tempel des Kapitalismus sitzen die Händler längst auf dem Thron und beten das Goldene Kalb an. Währenddessen verhungern Kinder in Afrika, weil der Profit wichtiger ist als das Leben. Die Logik des Systems ist gnadenlos: Wer nicht kaufen kann, wird ausgeschlossen. Wer nicht produziert, wird vergessen. Und wer flieht, wird abgeschottet oder ertrinkt im Mittelmeer – Opfer einer Politik, die die Reichen schützt und die Armen opfert.
Kapitalismus kostet Menschenleben. Nicht nur, weil er Hunger produziert, sondern weil er das Menschliche in einen Markt verwandelt. Flüchtlinge werden zu Zahlen, Kinder zu Kostenfaktoren, Kranke zu Risikogruppen. In den reichen Ländern wird das Elend draußen gehalten – mit Zäunen, Gesetzen und einer Rhetorik, die an Nationalismus und Faschismus erinnert. Damals, im Dritten Reich, war es die IG Farben, die mit dem Regime kooperierte und von Zwangsarbeit und Vernichtung profitierte. Heute sind es Blackrock und Palantir, die mit Daten und Finanzströmen die Welt beherrschen und dabei oft genug auf der Seite der Macht stehen.
Die Toten des Kapitalismus sind nicht weniger als die Opfer der Diktaturen. Sie sterben leise, fernab der Kameras: an Hunger, an Krankheiten, an Verzweiflung. Sie ertrinken im Meer, verdursten in der Wüste, erfrieren an den Grenzen Europas. Ihre Gesichter kennt niemand, ihre Namen stehen in keiner Statistik. Doch sie sind da – und sie mahnen uns, dass ein System, das den Profit über alles stellt, immer Menschenleben fordert.
Nationalismus und Faschismus waren die großen Ideologien der Ausgrenzung und Vernichtung. Sie trieben Menschen in den Tod, weil sie anders waren, weil sie arm waren, weil sie nicht in das Bild der Herrschenden passten. Heute ist es der Kapitalismus, der mit anderen Mitteln dasselbe Ziel verfolgt: Die Reichen werden reicher, die Armen werden geopfert. Die Abschottung der reichen Länder ist eine moderne Form der Vertreibung. Wer es schafft, wird abgeschoben. Wer es nicht schafft, stirbt.
Wir warten auf Gott, aber vielleicht sollten wir nicht warten. Vielleicht sollten wir selbst die Händler aus dem Tempel werfen – bevor der Tempel zur Ruine wird und wir alle darin begraben liegen.