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Die Publikationsfreiheit ist ein hohes Gut: Es gibt qualitativ hochwertige Literatur und Groschenromane auf dem Niveau des Mittagsprogramms im kommerziellen Fernsehen. Wissenschaftliche Ausarbeitungen, die unser Leben verändert haben sind ebenso in Büchern zu finden wie absurde Behauptungen. Das ist auch alles ganz egal, sie alle leben davon, daß jedermann das Recht hat, seine Meinung in Schrift, Wort und Bild frei zu äußern. Egal wie dumm manche Meinung ist, sie darf dennoch gesagt werden. Wir wollen, daß das so bleibt.

Aber die Redefreiheit ist nichts, was sich nur über das Gesetz definiert: Wir haben ein Problem, wenn Buchhändler sich weigern, bestimmte Bücher zu verkaufen, weil sie den verantwortlichen Personen in den Unternehmen nicht gefallen. Gerade das ist ja das Prinzip der freien Rede und des freien Wortes: Man muß auch gegenteilige Meinungen aushalten und muß man im Zweifel auch völlig abstruse Äußerungen hinnehmen. Eine Demokratie ist keine Puppenstube, sondern kann es auch mal härter und unangenehmer zugehen. Auch wenn der Verkäufer das Buch doof findet.

Umso besorgter sind wir ob der Tatsache, daß sich der Börsenverein des deutschen Buchhandels gegen einige Teilnehmer der dieser Tage stattfindenden Frankfurter Buchmesse ausgesprochen hat. Natürlich steht man formal zur Meinungsfreiheit, denn man kann ja nicht offiziell zu Gewalt aufrufen. Dennoch haben einige Leute offensichtlich verstanden, was gemeint war. So wurden der Stand des Manuskriptum-Verlages und der Quartalszeitschrift Tumult über Nacht verwüstet.

Da fragen wir uns: Gibt es da keine Sicherheitsdienste oder ähnliches? Kann da einfach jeder ungestört hin und Randale machen? Ist das nicht eine Einladung für Kriminelle aller Art? Oder hat man da ganz bewußt weggeguckt? Wir wissen das natürlich nicht. Wenn wir uns aber mal Gedanken darüber machen, wie es mit politischer Gewalt generell aussieht, dann haben wir unsere Zweifel. Gewalt gegen alles, was ein paar linke Meinungsvorbeter in der BRD für rechts halten oder Jakob Augstein schlicht nicht gefällt, ist gesellschaftlich akzeptiert. Wir haben daher die Vermutung, daß die Veranstalter der Messe zumindest mal nicht gegen diese Form von Gewalt- und Haßkriminalität sind. Auch wenn die Distanzierung pro forma erfolgt ist.

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Bereits in den ersten Tagen der Messe haben Randalierer Bücher des Antaios-Verlages mit Kaffee und Zahnpasta beschmiert. In diesem Verlag erscheinen die Bücher u.a. von Akif Pirinçci und dem Vertreter der Identitären Bewegung Martin Sellner. Auch wenn der mediale Mainstream in der BRD die Täter „Aktivisten“ nennt, wollen wir diesen Begriff nicht aufnehmen. Das ist dumpfe und infantile Randale, die nichts mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung oder (vielleicht berechtigter) Kritik zu haben. Das ist einfach nur saudämlich. Wenn das politische Courage ist, sind uns unpolitische couch potatoes lieber.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir wollen gar nicht alles und jeden verteidigen, was in solchen Verlagen erscheint. Oft können wir das auch gar nicht, weil wir entweder andere Ansichten vertreten oder viele Bücher auch gar nicht gelesen haben. Seit Johannes Gutenberg im ausgehenden Mittelalter den professionellen und industriellen Buchdruck erfunden hat, hat sowieso niemand mehr Zeit, alles zu lesen, was publiziert wird. Akif Pirinçci ist ein Polemiker vor dem Herrn: Manchmal durchaus amüsant aber so einiges („die Gaskammern sind außer Betrieb“) halten wir für allerunterste Schublade und nicht satisfaktionsfähig.

Bernd Baltz https://www.flickr.com/photos/bebal/1570472455/in/photolist-3oM5Ki-E8PjH-7NjBFY-E8PkT-3oRH57-8HACso-8HSyvB-7dhaif-7ddgmp-E8Pit-8HSGEF-7NfDmV-8HAqiE-8HT89Y-8HVPdw-awjN7o-8HADtN-8HACXY-8Hxjrk-7NfDuc-8Hx

Nun nehmen wir natürlich auch den kommerziellen Mißerfolg des Buches von Heiko Maas zur Kenntnis. Der Noch-Bundesjustizminister verkauft seine Bücher einfach nicht, niemand will es haben. Überhaupt lachen liberal und konservativ denkende Menschen über sein Buch und den Inhalt. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, den Verkauf erschweren oder das Buch gar zensieren zu wollen.

Das jedoch hat die Thalia-Buchhandlung das bei Finis Germania des inzwischen verstorbenen Rolf-Peter Sieferle und bei Kontrollverlust von Thorsten „Silberjunge“ Schulte getan. Eine Buchhandlung, die so agiert, betreibt private Zensur. Und dazu gehört auch, wenn Buchhändler öffentlich Bücher zwar nicht verbrennen, aber schreddern.

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Natürlich kann eine Buchhandlung Bücher, die nicht nachgefragt werden, zum Mängelexemplar deklarieren und für wenig Geld verkaufen oder sogar verschenken. Stadtbüchereien können Bücher, die lange nicht ausgeliehen worden sind, ebenfalls aus dem Sortiment nehmen. Aber genau darum geht es in solchen Fällen nicht. Hier werden Bücher aus politischen Gründen nicht mehr verkauft und öffentlich geschreddert. Das ist etwas anderes und das wollen wir nicht akzeptieren!

Aber das gute ist, daß wir (noch immer!) in einer Marktwirtschaft leben. Und diese funktioniert auch einigermaßen. Ja, es kann passieren daß der Buchhandel an der Ecke die Bestellung mißliebiger Literatur ablehnt und es nicht verkauft. Auch bei Amazon wurden schon Bücher aus dem Sortiment genommen, obwohl man z.B. in Amerika keinerlei Skrupel hat, auch Adolf Hitlers Mein Kampf zu verkaufen.

Glücklicherweise es immer auch Ausweichmöglichkeiten, um mißliebige Literatur zu beziehen. So ist der Kopp-Verlag inzwischen auch Onlinehändler und verkauft Bücher, die dort nicht verlegt worden sind. Das unterstützen wir! Und wir erinnern uns an die Worte des Düsseldorfer Dichters Heinrich Heine: Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

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