Kaum ein alternativmedizinisches Verfahren steht heute so sehr in der Kritik wie die Homöopathie. Dies jedoch zu Unrecht, wie ich im Rahmen dieser Gegenkritik an den Homöopathiekritikern belegen möchte.

Denn die schäfsten Kritiker an der Homöopathie haben weder die Homöopathie als alternativmedizinisches Verfahren, noch das ihr zu Grunde liegende Weltbild wirklich verstanden. Und kommen so zu Behauptungen und Schlüssen, die weder dem Grundgedanken der Homöopathie noch dem fundamentalen Werk Hahnemanns auch nur Ansatzweise gerecht werden.

Punkt A - was zu beweisen war oder warum scheinbar nicht sein kann was nicht sein darf!

Die Mehrheit der Homöoathiekritiker unterzieht die Homöopathie keiner - wie oft behauptet wird - fundamentalen Kritik,sondern versucht lediglich den Erweis oder Beweis ihrer angeblichen Nicht-Wirksamkeit zu erbringen.

Wissenschaft, so sie redlich betrieben wird, kann aber nur unter dem Vorzeichen der weitgehenden Vorurteilsfreiheit wirklich als solche verstanden und bezeichnet werden. Die Forderung nach der weitgehenden Vorurteilsfreiheit ist nicht die solenne Höchstforderung, die an eine Wissenschaft zu stellen wäre, sondern schlicht die fundamentale Minimalbedingung ohne die kein wissenschaftliches Arbeiten möglich ist.

Eine Kritik an der Homöopathie müsste also - um tatsächlich als solche gelten zu können - zunächst einmal eine neutrale Position in der Frage nach der Wirksamkeit der Homöopathie einnehmen. Und anschließend wenn schon nicht in einem naturwissenschaftlichen, so doch zumindest in einem formallogischen oder syllogistischen Verfahren das für und wider in der Frage nach der Gültigkeit des homöopathischen Systems stellen.

Tut sie das nicht, ist die angeblich vorgebrachte Kritik eben keine Kritik, sondern in Wahrheit eine stumpfe Polemik, die lediglich in rethorische Floskeln verpackte, uninteressante Scheinargumente von der Warte eines präskriptiven Weltbilds aus präsentiert.

Um echte und authentische Homöopathiekritik vorbringen zu können, wäre eben eine intensive Beschäftigung mit den in Hahnemanns Organon vorgelegten Grundlagen homöpathischen Denkens, der historischen Rolle die diese zu seiner Zeit gespielt hat und den tatsächlichen Argumenten heutiger Homöopaathiebefürworter wie Homöopathiekritikern notwendig.

Merke: Der bloße Hörerschein und die Inskriptionsbestätigung an einer heimischen Universität für das erste Semester, bescheinigen der betreffenden Person eben noch lange nicht auch umfassender Experte auf dem Gebiet der Alternativmedizin zu sein.

Punkt B - Homöopathie ist keine Glaubensfrage!

Häufig prägen Autoren in Artikeln zum Thema "Homöopathie" Floskeln wie: "Glauben auch Sie an die Homöopathie?" und offenbaren damit ein grundlegendes Mißverständnis der scheinbaren Kritiker.

Homöopathie ist keine Glaubensfrage - sondern ein methodisches Verfahren auf Basis eines umfassendern und tieferen Verständnisses der Weltwirklichkeit. Und damit ein System das einen weit höheren Anspruch an intellektueller Redlichkeit, Würde und Wissen vorausetzt als es die meisten Studenten, "Wissenschaftler" und Akademiker unserer Tage mitbringen.

Die richtige Frage (also jene, die diese Autoren eigentlich stellen wollen) wäre also nicht ob wir an die Homöopathie glauben - sondern vielmehr was denn die subjektive Meinung des Lesers zum Thema Homöopathie wäre.

Diese Meinung sagt allerdings nichts über die tatsächliche Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel und die Wirksamkeit des homöopathischen Systems in seiner Gesamtheit aus, sondern kann lediglich die subjektive Einschätzung des Lesers zum Zeitpunkt der Lektüre eines spezifischen Artikels abbilden.

Vielmehr beweist uns aber die Vehemenz in der die leidige Debatte pro und contra Homöopathie eben geführt wird, dass wir es hier mit einem sehr viel komplexeren Problem und Phänomen zu tun haben, als es auf den ersten Blick scheint.

Punkt C - den Weltbildkonflikt den wir überwinden müssen um eine ehrliche und offene Debatte über die Homöopathie führen zu können.

Angesichts der zahlreichen Publikationen, die auch in jüngerer Zeit zum Thema "Pro und Contra Homöopathie" publiziert werden, haben wir es - so lautet meine These - mit einem völlig anderen Phänomen zu tun, als viele auf den ersten Blick annehmen.

Denn: es handelt sich angesichts der Frage nach der Wirksamkeit der Homöopathie nicht um eine Frage nach wissenschaftlicher Methodenlehre und dem rein akademischen Diskurs, sondern um einen inheränten Weltbildkonflikt, der zwischen dem homöopathischen und dem schulmedizinischen Weltbild besteht.

Die Schulmedizin folgt - wie könnte es anders sein - logischerweise und vernünftigerweise dem naturwissenschaftlichen Weltbild. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, jedoch haben wir es angesichts unterschiedlicher Weltbilder oft nicht (wie gemeinhin angenommen und unterstellt wird) mit der Frage nach DER Wahrheit als alleingültiger Maxime der äußeren Weltwirklichkeit zu tun, sondern mit unterschiedlichen und teils gleich gültigen Zugängen zur Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit.

Die Homöopathie folgt nun eben einem anderen als dem naturwissenschaftlichen Denken, das als solches auch nicht aus den Himmeln zu uns herabgekommen ist, sondern als grundlegendes Denkmodell in einem komplexen geistesgeschichtlichen Prozess entstanden ist und sich in Wahrheit über Jahrhunderte hinweg erst langsam und mühsam entwickelt hat: nämlich einem rationalpositivistisch-naturphilosophischen.

Für Viele mag es paradox klingen, doch auch das heutige naturwissenschaftliche Interpretationsmodell der äußeren Weltwirklichkeit hat sich aus teils ursprünglich der Geheimwissenschaft zugeordneten Disziplinen wie der Alchemie entwickelt, die nach weitläufiger (und falscher) Meinung die "Vorläuferin der modernen Chemie" gewesen sei.

Die Alchemie war allerdings weit mehr als ein bisschen Herumgepantsche mit unterschiedlichen Substanzen und Pertinenzien - sie war (wo sie nicht nur von 'Puffern' als heutigen Laborchemikern betrieben wurde) experimentelle Naturphilosophie und Naturmagie in ihrer besten Form.

Alchemie war eine hochstehende Form der Erforschung fundamentaler Prinzipien der äußeren Weltwirklichkeit und eine wesentliche Vorbedingung der späteren Erkenntnisse der heute anerkannten Naturgesetze - und ging auch darüber weit hinaus.

Sie war eine komplexe Wissenschaft ihrer Zeit, die eine Form praktischer Naturphilosophie in Verbindung mit zahlreichen anderen geisteswissenschaftlichen (Mathematik, Philosophie, etc.) und naturwissenschaftlichen Disziplinen (Chemie, Physik, Astronomie, etc.) dargestellt hat und sich selbst der tiefgehenden Erforschung der inneren und äußeren, sowie dem vertieften Verständnis der sichtbaren wie unsichtbaren Wirklichkeit widmete.

Punkt D - dass die Wirklichkeit "mehr" ist als sie auf den ersten Blick scheint ist kein unwissenschaftlicher Hokuspokus, sondern in Wahrheit naturwissenschaftlich anerkannter Mindeststandard

Schon der kongeniale und renommierte Professor Paul Watzlawick formulierte die Frage: "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" und traf damit den Nagel einmal mehr auf den Kopf.

Er selbst stellte die Frage zwar nicht primär im Blick auf die reale Beschaffenheit der äußeren Weltwirklichkeit, sondern unsere Wahrnehmung derselben - dennoch können wir diese Frage auch auf unser Streben nach einem tatsächlich vertieften Verständnis der Realität als in Wahrheit sehr komplexen System unterschiedlichster Teilwirklichkeiten anwenden.

Schon die aristotelische Philosophie im Westen, wie der Buddha im Osten formulierten sehr klar: Wir leben in der Welt der zusammengesetzten Dinge.

Und in der Tat bestehen alle Körper (Objekte) die wir wahrnehmen aus sehr viel kleineren Elementen - und grundlegend belebter wie scheinbar unbelebter Materie. Und diese kann auf völlig anderen Ebenen und in völlig anderer Weise miteinander agieren, interagieren und sich auch auf informationstheoretischer Ebene (Quantenphysik) vollkommen anders verhalten als es Wissenschaftler in allen Bereichen jahrzehntelang angenommen hatten.

Hier enttarnt sich also auch eines der beliebtesten - und am meisten von Unverstehen zeugenden - Argumente der Homöopathiekritiker: "da ist doch kein Molekül des Wirkstoffes mehr drin, also kann es auch keine Wirksamkeit haben". Falsch gedacht: Gerade das Fehlen der materiellen Akzidenz (Wirkstoff) ist das Ziel des homöopathischen Reduktionsprozesses, der die effektive Wirksamkeit informetionstheoretischer Mechanismen begründet, die einen realen Effekt auf das körperliche Gesamtsystem des Einnehmenden haben können. Das nachweisbare Fehlen des Wirkstoffes ist also kein Widerspruch zu den Grundlagen des homöopathischen Weltbildes, sondern dessen Bestätigung, da eine wesentliche Grundannahme des homöopathischen Weltbildes (weitere Verdünnung führt zu einem Abbau akzidentieller Bestandteile von Naturheilmitteln) in diesem auch naturwissenschaftlich bestätigt wurde.

Wir sehen also: die Homöopathie ist ein umfassendes Wissensgebiet, das sich aus komplexen und interessanten Disziplinen heraus ableitet, die selbst der heutigen Natruwissenschaft vermutlich um einige Jahrhunderte voraus gehen. Und: Sie ist praktische Naturphilosophie in ihrer besten Form.

Es stimmt den kritischen Leser traurig, dass heutige Naturwissenschaftler genau so verblendet und unwissend scheinen, wie die von Hahnemann zu Recht kritisierten Quecksilberärzte seiner Zeit. Denn ob nun die Homöopathie wirklich einmal kritiisert werden würde oder auch nicht: in der Negativbeurteilung der scheinbaren "Heilmethoden" seiner Zeit sind Hahnemann und heutige Schulmediziner sich wohl einig.

Weitere Links:

Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie

Aktueller Stand der Forschung (Reader) - wisshom.de

Homöopathie in Indien (Interview Prof. Dr. Martin Dinges)

Versorgungsbeitrag der Homöopathie in Indien

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Sailing-Tiki

Sailing-Tiki bewertete diesen Eintrag 22.12.2018 23:31:46

Rhacodactylus

Rhacodactylus bewertete diesen Eintrag 09.12.2018 12:00:35

Gerhard Novak

Gerhard Novak bewertete diesen Eintrag 09.12.2018 01:33:53

philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 08.12.2018 18:37:53

3 Kommentare

Mehr von EZeyko