Wie sollten die Türken denn sonst reagieren?

Die Empörung der Deutschen, dass die Türken in Deutschland offensichtlich mehrheitlich den Einmarsch in Syrien befürworten, erstaunt mich ja doch ein wenig. Die Ureinwohner haben offenbar vergessen, wie die Zustimmungswerte für den „Prächtigen“ sind und waren bzw. die letzten Wahlergebnisse für die AKP und MHP aussahen. Ebenso scheint den meisten unklar zu sein, dass die „sozialdemokratische“ CHP eine glasklar nationalistische Partei ist. Selbst wenn bei letzterem ein paar vernünftige Leute sein mögen, eine klare Gegenbewegung zum Kriegsgetrommel habe ich nicht wirklich vernehmen können. Wobei ich dafür Verständnis habe, denn wer will schon als Verräter bezeichnet werden? Aber dazu weiter unten.

In den letzten Jahren gab es ja immer wieder mal Schlägereien zwischen türkischen Nationalisten und Öcalan-Fans. Diese steigerten sich ab und zu mal, wenn in der Türkei Wahlen anstanden. Bei den großen Kundgebungen von Kurden bleibt es meist nicht aus, dass türkische und kurdische Gruppen aneinander geraten. Seit dem Vordringen der Türkei in die kurdischen Gebiete in Syrien gab es auch von Nürnberg bis Herne über Essen und selbst in einem kleinen Kuhkaff, an dessen Namen ich mich gerade nicht erinnere – richtige Ausschreitungen. Irgendwann wird es sicherlich auch hier Tote geben – mark my words!

Ich will gar nicht alles wiederholen was ich in meinem Buch zu Türken und Kurden schrieb, daher nur ganz kurz: Das Zusammenleben mit Türken und Kurden wird zunehmend schwieriger werden, selbst bei unpolitischen Leuten, in gemischten Ehen oder bei deren Verwandten. Auf den ersten Blick mag folgendes unwichtig erscheinen, aber die Fertilitätsrate bei Kurden ist bekanntlich höher als bei Türken, egal wie fromm sie auch sein mögen. Hierdurch wird es zu Verschiebungen in allen Bereichen kommen, was ich gar nicht werten will, sondern einfach nur feststelle. Diese Veränderung wird aber auch in Deutschland zu spüren sein. In der Türkei hat die repressive Polizei regelrecht den Knüppel zur Hilfe, was aber auch nicht mehr lange nützen wird. Die kommende gesellschaftliche Entwicklung bzw. Ordnung in Deutschland (und sicherlich in Österreich) die stets durch geopolitische Zusammenhänge beeinflusst ist, wird sich negativ für alle Einwanderer (und deren Nachkommen) aus Kleinasien auswirken.

Liebe Leser, machen Sie sich keine Hoffnungen. In Deutschland und vielen Regionen Westeuropas wird dieser Kampf, der gegenwärtig in Syrien ausgetragen wird höchstwahrscheinlich weiter gefochten werden. Hinzu werden die Neusiedler aus Afrika und islamischen Ländern ihre Probleme mitbringen und sich einmischen. Politisch rechts Stehende haben recht, wenn sie sagen, dass sie kein Interesse an importierter Gewalt haben. Weshalb sollten Sie sich denn auch mit deren Problemen befassen? Weder sie noch ich haben irgendwem Waffen verkauft, oder Konflikte geschürt oder sonstigen Irrsinn veranstaltet. Nur liegt die Sache nicht ganz so einfach. Die Altparteien haben jeden hierher reingelassen, nicht nur diejenigen die seit 2015 einreisen, sondern die unkontrollierte Einwanderung geht schließlich schon seit etwa 50 Jahren so, nur eben extrem verstärkt seit kurzem.

Zur türkischen „Militäroffensive“, wie es fast schon verharmlosend klingt, habe ich nichts beizutragen. Da sind andere besser informiert, ich müsste mich eh nur auf unbestätigte Quellen berufen und zum Rest kann man die Mainstreamquellen zu Rate ziehen. Meine Meinung zu diesem Krieg ist ohnehin völlig irrelevant, ebenso zu den türkischen Fußballspielern in der deutschen Nationalmannschaft oder den türkischen Nationalspielern in den deutschen Fußballclubs, die stolz salutieren oder anderen Promis mit ähnlichen Statements, die den meisten Deutschen vermutlich unbekannt sind. Allerdings habe ich schon Verständnis für die kriegsbefürwortenden Türken. Die Türken hier und dort stehen nämlich durch diesen Krieg unter enormen Druck, nicht nur wenn sie in der Öffentlichkeit stehen, auch Normalos auf der Arbeit oder in der Nachbarschaft. Selbst die orthodoxen Kirchen und die jüdische Gemeinde in der Türkei haben sich positiv zum Kriegseintritt erklärt, was vermutlich nicht so wirklich freiwillig geschehen sein dürfte. Bedenken Sie: Jeder hat Verwandtschaft in der Türkei, egal ob Türke in der Türkei oder in Deutschland. Man wird sich definitiv auch nicht kritisch äußern, wenn man Angehöriger einer Minderheit aus der Türkei ist. Selbst in Deutschland oder Österreich ist man keineswegs sicher vor den Schergen Tayyips oder seiner Schoßhündchen (Graue Wölfe). Neutralität kann es fast nicht geben, denn schließlich ist ja jeder gegen Terroristen, oder? Man begibt sich automatisch in eine Art von Verlegenheits-Spirale, wenn man versucht keine Meinung dazu zu haben. In der Türkei gilt man nicht nur als Verräter, sondern es steht unter Strafe eine angeblich "staatszersetzende" Ansicht zu vertreten.

Diese Typen, wie z.B. Sahin, Gündogan, Can usw. gehören übrigens keinesfalls in ein deutsches Trikot, weder in das der deutschen Nationalmannschaft noch in das eines deutschen Stadtvereins. Aber das ist ein anderes Thema. Bedenken Sie, die Meisten glauben aufrichtig, dass Tayyip Terroristenbekämpung betreiben will, also die PKK und YPG zerschlagen will und die Syrer in den zu besetzenden Korridor ansiedeln möchte. Jeder Türke ist zumindest ein Patriot oder ein Vaterlandsergebener oder nennen Sie es wie Sie möchten. Auch wenn einige sagen werden, das der folgende Vergleich hinkt, so muss man das dennoch ähnlich betrachten: Ein durchschnittlicher Amerikaner steht ja im Normalfall quasi bedingungslos hinter seinen Soldaten, vollkommen egal, ob die Regierung und ihre Politik gutgeheißen wird oder nicht. So in etwa ist es bei den Türken, egal wo sie leben. Zudem ist die türkische Armee anders organisiert, weil sie eben auch aus Wehrpflichtigen besteht, die länger dienen müssen, als es in Deutschland einst üblich war, sodass jeder Türke eine Verbindung zum Militär hat. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Ein Türke steht zu seinen Soldaten, egal welcher Krieg geführt wird!

Von der Vernichtung ganzer Ortschaften oder Bevölkerungsgruppen kann man die allermeisten Türken wohl kaum überzeugen, egal welche Beweise man vorlegt. Sie sehen sich seit mindestens hundert Jahren in bösen Verschwörungen verwickelt und das somit alle Völker ihnen etwas wegnehmen möchten. Die Türkei selbst ist natürlich stets das Opfer und eigentlich engelsgleich. Die Verflechtungen von islamischen Terroristen, unabhängig von Daesh, die mit der türkischen Regierung paktierten, ist hier bereits kompliziert zu erklären, so dass dieser Themenkomplex einem normalen türkischer Bürger zu vermitteln noch schwieriger sein dürfte. Die meisten Türken glauben nur einer Seite, nämlich die der Regierung und der oben erwähnten Parteien, die in vielerlei Hinsicht ähnlich ticken. Die HDP gilt ohnehin als Terroristenfreund und die anderen Parteien sind in diesem Kontext unwichtig, da sie auf Regierungslinie sind.

Vergessen wir dennoch nicht, selbst wenn man mögliche false flag Aktionen des türkischen Geheimdienstes abzieht, dann haben selbstverständlich PKK und deren Abspaltungen Blut von unschuldigen Zivilisten und darüber hinaus von Wehrpflichtigen und Polizisten an ihren Händen kleben. Rechtfertigt das aber einen grenzüberschreitenden Krieg zu beginnen, in dem Russland mitspielen wird und demnächst die USA eine wichtigere Rolle übernehmen werden? Dieser Krieg wird uns alle direkt oder indirekt mit hineinziehen.

Ich erinnere mich an eine Diskussionsrunde Anfang Oktober 2019, bei einem türkischen TV-Sender. Dort wurde über mögliche Kommandooperationen diskutiert, die durchaus schlüssig klangen und für jeden Erdoganhasser sogar nachvollziehbar gewesen wären. Keiner dieser Diskutanten glaubte an einen echten Krieg, sie vermuteten vermutlich, das Erdogan blufft und Zeit schindet und während dieser Zeit mehrere YPG- und PKK-Standorte vernichtet sein würden. Nun aber kämpfen sunnitische, yesidische und sozialistische Kurden gemeinsam mit arabischen Freiwilligenbataillonen, der regulären syrischen Armee und christlichen Verbänden gegen Tayyips islamistische Söldner und eben der türkischen Armee. Dass nun offenbar die drei Gefängnisse mit IS-Kämpfern und anderen islamischen Terroristen sukzessive befreit werden, sollte uns zumindest wacher werden lassen.

In einer Facebookgruppe las ich eben etwas von Ergenekon wiederbeleben usw. Ob das Hoffnung bieten soll will ich gar nicht beurteilen. Aber man kann lesen, dass dieser Krieg Tayyips Präsidentschaft schnell beenden könnte. Ob nach ihm jemand Besseres folgen würde wage ich zu bezweifeln. Wenn seine Befürworter die Lügen um die Pufferzone und Terroristenbekämpfung erstmal durchschauen würden, dann würden sie mit etwas intensiver Recherche selbst weitere Dinge herausfinden, womit sie die Propaganda der letzten Jahre entlarven könnten. Dann könnte es für Tayyip und sein Gefolge allerdings ungemütlich werden. Aber bis dahin werden leider noch sehr viele Gräber ausgehoben werden.

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