„Wir stehen vor spannenden Herausforderungen“ und es alles ist super und motivierend!

Kennt Ihr diese Aussagen, diese Mentalität, aus Besprechungen oder Veröffentlichungen in Eurem Unternehmen? Unterhält man sich heutzutage mit Menschen aus dem Berufsleben, hört man kaum positive Worte. Nahezu alles was erzählt wird, dreht sich um negative Erlebnisse oder eigenartige Entscheidungen im Berufsalltag, kaum jemand findet heute noch etwas wirklich motivierend in seinem Job.

Wenn man sich aber in einem Unternehmen umhört, dann ist die offizielle Sprachregelung immer gänzlich anders. Alle stehen von spannenden Herausforderungen und alles ist toll und wir sind alle motiviert. In vier Augen Gesprächen schaut das dann wieder ganz anders aus!

In Wahrheit steht die Floskel „Wir stehen vor spannenden Herausforderungen“ dafür, dass jeder weiß das die Kacke am Dampfen ist, man hat sich aber nicht getraut es den Chefs zu sagen, oder man ist schlichtweg mit vernünftigen Argumenten nicht durchgekommen. Es kann aber auch heißen, das Projekt ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt, aber die Chefetage will uns ja nicht glauben!

Auch habe ich den Eindruck, umso massiver die Motivationsfloskeln werden, umso schlimmer ist der Gesamtzustand (ob in der Abteilung, oder im Unternehmen ist nebensächlich)!

Persönlich halte ich diese „Kultur“ für eine Unkultur und für gefährlich. Leider ist es nicht nur in den Firmen unerwünscht kritische Fragen zu stellen oder unbequeme Fakten auf den Tisch zu bringen, es ist allgemein verpönt. Die in unserer Gesellschaft eingehaltene „Political Correctness“ hat sich bis in die hinterste Ecke ausgebreitet und hängt uns einen Maulkorb um, den uns die Verfassungsmäßige freie Meinungsäußerung eigentlich wegnehmen sollte. Jetzt wo es in Deutschland mit Jan Böhmermann einen Satiriker und Fernsehmoderator trifft, werden die Journalisten plötzlich hellhörig, dabei sind sie ein großer Teil des Problems. Journalisten waren es unter anderem die den Menschen auf der Straße vermittelt haben, welche Worte und Formulierungen man nicht mehr verwenden darf und das ist so lange vorgekaut worden, bis die Gehirnwäsche vollendet war. Jetzt trifft es einen der ihren und jetzt ist der Aufschrei groß.

Wir stehen nicht vor spannenden Herausforderungen, sondern die Kacke ist am Dampfen und einen Schritt weiter ist der Abgrund. Es gibt nichts mehr schön zu reden oder in blumige Worte zu kleiden, wenn man mit kaputter Bremse einen Berg herunter rast. Da gehört schlichtweg alles auf den Tisch und Lösungen gehören her. Das einkleiden in schöne, lang überlegte Wörter schiebt das Problem nur auf die lange Bank und hilft dabei keine Lösung zu finden! Der Zauns bei Spielfeld ist dafür ein gutes Beispiel. Das ist ein Zaun und kein wie auch immer geartetes Ding, nur damit man das Wort nicht aussprechen muss. Es ist und bleibt ein Zaun, nicht mehr und nicht weniger. Er wird nicht weniger ein Zaun, wenn man das ganze „Grenzmanagement“ nennt. Politiker früherer Zeiten greifen sich auf den Kopf und Kreisky rotiert im Sarg, wenn er das hört. Da vergehen Tage, wenn nicht Wochen, nur damit man ein Wort gefunden hat, das weniger „brutal“ klingt, es ist und bleibt aber ein Zaun!

Es muss endlich wieder Platz für offene Diskussionen, für offene Worte sein, ohne dem politischen Korrektheitswahn, der alles nur in die Länge zieht, aber keine Lösungen bringt. Wir haben keine Zeit mehr für langes Taktieren, überlegen und formulieren. Lösungen müssen her und das ehest möglich, denn schon im April 1912 hat sich auf der Titanic gezeigt, dass zögern, verheimlichen und beschönigen ein Schiff nicht am Sinken hindern und schon gar keine Leben retten kann. Hätte man damals von Beginn der Katastrophe das Kind beim Namen genannt, wären vermutlich nicht rund 1.500 Menschen gestorben, ich denke jeder weiß was das für uns heute bedeuten muss!

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