Eines vorweg: Die Idee an sich ist gut. Finanzminister Hans Jörg Schelling will gegen die kalte Progression ankämpfen, also gegen eine inflationsbedingte, schleichende Steuererhöhung. Immer wieder fällt der Mann mit intelligenten Ideen auf. Diese hier würde den Menschen in unserem Land – und zwar allen – tatsächlich etwas bringen, und zwar mehr Geld in der Börse.

Natürlich ist auch diese Reform nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Österreich ist stark verschuldet, bei uns krankt es an der Basis, wir müssten im Prinzip alles, vom Bildungswesen bis zur Verwaltung, komplett neu durchdenken und auch neu erschaffen. Doch das traut sich keiner anrühren, zu groß ist die Angst davor, Wähler zu verängstigen und in der Folge zu verlieren, da zerstört man doch lieber gleich das ganz Land durch Ignoranz und Dummheit. Ein Beweis? Nun, der Vorstoß von Schelling. Kaum hatte er ausgesprochen, dass er gegen die kalte Progression ist, haben sich die Gewerkschaften beschwert. Ein knallhartes "nein" kam. Warum? Ich kann nur den Kopf schütteln. Denn von Schillings Vorstoß hätte jeder Arbeitnehmer etwas.

Das Nein aus dem roten Lager ist ein neuerliches Zeichen dafür, dass es nicht um das Wohl der Menschen geht, sondern nur darum, Kräfte zu messen. Wie bitte wollen wir uns sanieren, wie soll sich Österreichs stagnierende Wirtschaft erholen und die Kaufkraft steigen? In einem einem Land, wo so viele Köche den Brei verderben, wo Gemeinden, Länder, Bünde, Kammern, Gewerkschaften und unzählige andere mitreden und es so nie zu einer Einigung zum Wohle der Bürger kommen kann – sondern meist nur die eigenen Interessen bedient werden und als Ergebnis der kleinste gemeinsame Nenner, ein Kompromiss der Kompromisse herauskommt?

Herr Schelling, danke für den Versuch, er wird nur leider nichts bringen. Selbst wenn sie damit durchkommen, ist dieses Land Opfer so vieler Interessenvertreter. Als Österreicher fällt es mir schwer, zuzusehen.

Gerald Hörhan ist Unternehmer und Initiator derInvestmentpunk-Academy– http://investmentpunk.academy

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