Die amerikanische Präsidentschaftswahl ist zu einer nie dagewesenen Schlammschlacht verkommen bei der unvorstellbare Summen an Geld verschleudert werden. In Europa schütteln viele den Kopf und wundern sich, auf welche plump vorgetragenen Lügen diese einfältigen, konsumgesteuerten Amerikaner noch herein fallen. Eine Kandidatin und ein Kandidat im Ring der Öffentlichkeit, versetzen sich permanent Tiefschlag um Tiefschlag, zerstören ihre eigene Reputation und vernichten dabei das letzte Bisschen an Vertrauen in die Politik.

Man muss wirklich kein Freund der Clintons und auch kein erklärter Anhänger der Demokraten sein, um das marktschreierische, populistische Auftreten des Immobilien-Moguls Trump abschreckend zu finden. Möglicherweise ist es dieser Elefant im Porzellanladen der uns ein Bild von künftiger Politik vor Augen hält.

Ohne Rücksicht auf alles was unter „political correctness“ verstanden wird, beleidigt und diskreditiert er alle, die nicht der weißen Rasse angehören, alleinerziehende Mütter, behinderte Kriegsveteranen, das Establishment in Washington und sonst wo.

Er hält Belgien für eine schöne Stadt und glaubt, dass Deutschland von islamischen Terroristen beherrscht wird. Er will die mühsam etablierte Krankenversicherung wieder rückgängig machen und die amerikanischen Bürger stärker als bisher bewaffnen. Er brüstet sich damit, dass er am Times Square jemanden erschießen könnte, ohne Zustimmung einzubüßen. Er liefert das Bild eines außer Rand und Band geratenen Populisten – und der „kleine Mann“ identifiziert sich mit ihm. Mit ihm der sich nie um die kleinen Leute gekümmert hat, der ein Leben lang dem Establishment angehört hat, im eigenen Wolkenkratzer residiert, im eigenen Flugzeug unterwegs und stolz darauf ist, 18 Jahre keine Steuern bezahlt zu haben.

Hillary Clinton, die sich aus kleinen Verhältnissen empor gearbeitet hat und sich ein Leben lang für die Rechte von Frauen und sozial Schwachen eingesetzt hat, wird vorgeworfen zu wenig locker, zu ehrgeizig zu sein, zu viel Geld verdient zu haben.

Ich maße mir nicht an, die amerikanische Politik zu verstehen, aber ich stelle fest, dass dieser aufgeblasene Möchtegernpolitiker Trump unter europäischen Befürwortern des zügellosen Populismus zahlreiche Anhänger hat, die sich wünschen, dass er diese Wahl gewinnt. Weil sie ihm glauben, dass er nicht zum Establishment gehört, weil er auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt und weil man ihm zutraut, alle Fähigkeiten eines künftigen amerikanischen Präsidenten zu besitzen. So als ob diesen Job jeder erledigen könnte, der sich ein eigenes Flugzeug leisten kann und ansonsten von Politik nicht das Geringste versteht.

Ich stelle mit einem gewissen Entsetzen fest, dass Europa dabei ist, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Auch hier wird den polternden Populisten zugejubelt, auch hier beklatscht man aus der Luft gegriffene Hassparolen, unflätige Diffamierungen, stumpfsinnigen Nationalismus und Ausgrenzungen. Auch hier fragt niemand nach einer Qualifikation, nach politischer Erfahrung und erwiesene Misserfolge in der Vergangenheit werden mit einem Handstreich vom Tisch gewischt. Weil man den Menschen einredet, dass es schlimmer nicht mehr werden könnte. Oh, welch Irrtum.

Ich werde Hillary Clinton die Daumen halten. Nicht, weil ich ein uneingeschränkter Fan von ihr bin, sondern weil ich mir wünsche, dass Trump die Wahl verliert.

Ich weiß, dass es für eine Frau überaus schwer ist, als Präsidentin ins Weiße Haus einzuziehen und viele Amerikaner über ihren chauvinistischen Schatten springen müssen, um erstmals eine Frau zu wählen, aber ich hoffe, sie tun das, um die Gefahr abzuwenden, dass die ganze Welt in den nächsten Jahren den unberechenbaren Launen des Herrn Trump ausgeliefert ist.

Und gleichzeitig hege ich die vage Hoffnung, dass man auch in Europa und besonders in Österreich noch einmal darüber nachdenken sollte, ob die populistischen Aufwiegler nicht doch in der Oppositionsrolle besser aufgehoben sind.

g.novak

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