Wenn der vierbeinige Gefährte alt und krank wird

Ich möchte euch heute die Geschichte unserer Julie erzählen. Julie ist unsere Hündin, ein "Jagdhundmischling", den wir nun seit 13 Jahren haben. Sie ist auf seltsam verschlungenen Wegen des Schicksals als Welpe in unserer Familie gekommen, und wir lieben sie alle heiß und innig.

Und bis vor ca. einem dreiviertel Jahr war sie auch quietschfidel, fit und munter, man hat ihr auch ihr Alter nicht angesehen.

Im Spätsommer des vergangenen Jahres hat sich das aber leider radikal geändert - sie fing auf einmal mit einer Art Husten, Heiserkeit und Schluckproblemen an.

Unser Tierarzt meinte dazu nur, "eine Rachenentzündung", und verschrieb ihr Antibiotika. Die haben aber nicht geholfen, auch weitere verabreichte andere Medikamente nicht. Nach dem dritten Antibiotikum, welches so gut wie keinen Erfolg brachte, mussten wir uns dann überlegen, was wir weiter tun. Sie hatte keinerlei Tumore oder ähnliches im Hals, welches die Schluckprobleme verursachen hätte können.

Inzwischen hatte Julie das Bellen komplett eingestellt, und wir hatten uns angewöhnt, ihr statt des Trockenfutters nur mehr selbstgekochtes, klein geschnittenes Futter zu kredenzen. Seltsamerweise hat sie dann auch nichts mehr getrunken - ihr Futter aber mit Genuß und Freude verspeist. Die Lebensfreude ist ihr trotz allem nicht abhanden gekommen.

Bei einem Besuch in der Vet.Med.Uni Wien wurde dann ein "dynamisches Röntgen" gemacht, eine Untersuchung in Bewegung, bei der man feststellen wollte, was sie denn im Hals habe, das sie möglicherweise beim Schlucken behindert.

Aber auch diese Untersuchung brachte kein Ergebnis - im Hals war nichts.

Das nächste anstehende Mittel zur Diagnosefindung sollte dann eine Bronchoskopie sein.

Aus unerfindlichen Gründen wurde die dann aber nicht gemacht, sodass wir Ende des Jahres dann eine andere Tierklinik in Hollabrunn aufsuchten, die uns empfohlen worden war.

Zum selben Zeitpunkt hat sie plötzlich mit einem Hinterlauf fürchterlich zu hinken begonnen, sodass dann auch ein Röntgen dieses Beins gemacht wurde, bei dem außer ein paar verdächtigen schwarzen Punkten am Knochen nichts weiter festgestellt wurde.

Daraufhin hat man uns eine Knochenbiopsie empfohlen, weil der Verdacht Knochenkrebs auf einmal im Raum stand.

Für den Hals wurde ein CT angeraten.

Beide Untersuchungen brachten - bingo! - wiederum kein Ergebnis, außer, dass sie unsere Brieftaschen ziemlich erleichtert haben.

Man fand keinen Knochenkrebs, hat aber den Verdacht geäußert, dass möglicherweise doch einer bestehen könnte, jedoch nicht im untersuchten Knochenbereich...

Weil Julie aber aufgrund der verordneten Schmerzmedikamente nach 2 Tagen völlig schmerzfrei war, haben wir uns weitere Untersuchungen erspart.

Die nächsten ca. 3 Wochen verliefen relativ ruhig - inzwischen hatten wir uns alle an den heiseren Hund gewöhnt, der nur hin und wieder eine Art "Kotzanfall" bekam, sich mit diesem Zustand aber inzwischen offensichtlich gut arrangiert hatte.

Da fing sie auf einmal mit einem anderen Bein, diesmal mit einem Vorderlauf, fürchterlich zu hinken an, ist teilweise auf drei Beinen herumgehüpft.

Ein weiteres Röntgen erbrachte das Ergebnis Knochenzyste knapp oberhalb des Fußgelenkes. Bei einer Knochenzyste beim Hund ist normalerweise das Mittel der Wahl die Amputation der betroffenen Extremität, weil es eigentlich keine anderen Therapiemöglichkeiten gibt. Was für den Hund wesentlich weniger belastend ist als für den Halter. Sagt zumindest unser Tierarzt. Der meint, das größte Problem dabei ist der Kopf des Halters, dem Hund sei es völlig egal, auf wievielen Beinen er daherkommt. Ansonsten könne man, so das Ding akut wird, nicht viel tun, weil die Schmerzen einer Knochenzyste ziemlich schlimm sind.

In Anbetracht des Alters unserer Hündin und der sonstigen Kleinigkeiten, an denen sie ja zudem laboriert, waren wir uns jedoch sofort einig, dass wir ihr DAS nicht mehr antun. Sollte diese Zyste jemals tatsächlich aktiv werden (oder gar den Knochen sprengen, weil sie dicht an der Knochenwand liegt und wächst), würden wir sie erlösen. Denn unsere Julie ist zudem ein ziemliches "Psycherl", ich glaube nicht, dass sie sich an die Tatsache, dass da auf einmal ein Bein fehlt, so ohne weiteres hinnehmen würde.

Gott sei Dank haben aber dann auch hier die Schmerzmittel gewirkt, Julie ist aktuell schmerzfrei. Zumindest hinkt sie nicht mehr...

Dafür verschlechterte sich am vorvergangenen Wochenende ihr Gesamtzustand rapide - sie war offensichtlich totkrank, hing nur mehr herum, wollte nicht raus, auch kaum noch fressen, usw.

Meine Familie stellte sich bereits darauf ein, sie nun endgültig einschläfern zu lassen - denn quälen wollen wir unseren Liebling auf keinen Fall.

Beim Tierarzt stellte sich jedoch heraus, dass sie "nur" Fieber hatte...

Sie bekam Antibiotika-Injektionen, worauf es ihr nach 2 Tagen schon erheblich besser ging - und: sie trank auf einmal wieder Wasser!

Sie hatte ja monatelang nichts getrunken, worauf wir ihr seit geraumer Zeit das Futter so stark gewässert haben, dass es fast schon wie eine Suppe war, da hat sie die nötige Flüssigkeit aufgenommen. Den Wassernapf hat sie dagegen ignoriert.

Insgesamt pilgerten wir drei Tage hintereinander in die Tierarzt-Praxis, wo sie ihre Injektionen bekam.

Am 5. Tag ging es ihr dann wieder schlechter - worauf wir wieder den Arzt kontaktierten und der uns die Medikamente in Tablettenform gab. Und die bekommt sie jetzt seit 2 Tagen...

Inzwischen hat sich ihr Hals gravierend verschlechtert, sie ist offensichtlich total verschleimt und ihre Kotzanfälle häufen sich wieder, anscheinend ist nun auch Atemnot dazugekommen.

Dafür frißt sie wieder brav....

Ich hoffe nun stark, dass sie auch auf diese Medikamente anspricht, denn sonst müssen wir uns tatsächlich ernsthaft überlegen, dass wir unseren Liebling gehen lassen.

Selbstverständlich habe ich immer gewusst, dass eine solche Entscheidung einmal auf uns zukommen wird, aber trotzdem ist es verdammt schwer, über Leben und Tod zu entscheiden.

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