Es war einmal in Österreich eine junge Frau namens Jenni. Sie wurde verschwunden. Ich sage das bewusst so, weil es aktiv war. Frauen verschwinden nicht wie Socken in der Waschmaschine. Sie werden verschwunden. Die Ermittler so: Passt schon, die ist halt gegangen. Ohne ihre Sachen. Wie man das halt so macht als Frau, wenn man seinen Freund verlässt. Das ist wie eine spirituelle Entschlackungskur.
Und es war einmal ein junger Mann mit Chloroform. Und es war einmal ein Vater, aber nicht irgendein Vater. Ein Polizisten-Vater. Das ist jetzt wichtig. Das ist sehr wichtig. Weil in Österreich gibts zwei Sorten von Vätern: die mit der Uniform und die ohne. Die mit der Uniform kennen sich aus. Die wissen, was Beweise sind. Und noch wichtiger: was KEINE Beweise sind.
Die Mutter des mutmaßlichen Mörders – nicht vorhanden in dieser Geschichte. Jennis Mutter? Sehr vorhanden, sehr laut, sehr überzeugt, dass der Freund ihre Tochter umgebracht hat. Aber was weiß schon eine Mutter? Die sind ja immer so emotional. So hysterisch. Kannst nicht ernst nehmen.
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Männer schon, die sind rational. Besonders wenn sie am Tag vor der Tat Chloroform googeln. Ist halt ein Hobby. Manche sammeln Briefmarken, andere recherchieren Betäubungsmittel. „Aber er hat Kameras in ihrem Schlafzimmer installiert!“ Mein Gott, ein Kunstprojekt. Dann ist er nachweislich am Tag ihres Verschwindens mit ausgeschaltetem GPS in den Wald gefahren. Rational! Frische Luft und GPS macht Strahlung. Gesund ist das nicht.
Alles rational. Alles glaubwürdig. Weil, erstens Pimmel, zweitens Papa-Bonus. Das sind zwei Pluspunkte für ihn. Die Mutter hingegen hat nur ihre Emotionen und eine tote Tochter. Das ist zwar dramatisch, aber nicht wirklich ein Argument für die Ermittler.
Und jetzt, jetzt hat er gestanden. Nach über 7 Jahren. Nach allem. Er hat gestanden, weil vielleicht hat ihm sein Vater erklärt, dass die Sache aussichtslos ist. Vielleicht war es auch seine männliche Intuition. Jedenfalls nicht, weil die Polizei gute Arbeit geleistet hat. Die haben gute Arbeit geleistet im Abwarten. Im Strukturell-Betroffen sein.
Und wie nach jedem Femizid heißt es jetzt, das Problem sei die „toxische Männlichkeit”.
Als ob Männlichkeit vergiftet worden wäre wie ein Brunnen im Mittelalter. Als ob da jemand Gift reingekippt hätte und man es nur rausfischen müsste. Männlichkeit ist nicht toxisch geworden. Gewalt ist männlich. Das ist keine Vergiftung, das ist die Rezeptur.
„Das System hat versagt!“, sagen sie jetzt. Das System hat nicht versagt. Das System hat exakt das getan, was es soll: Männer schützen. Frauen ignorieren. Mütter pathologisieren.
Wir haben kein strukturelles Problem. Wir haben ein sehr konkretes Problem: Männer verletzen Frauen, und andere Männer schauen weg. Manche beruflich, manche familiär, manche aus Prinzip. Das ist keine Struktur. Das ist Tradition.
RIP Jenni und viel Kraft ihrer Familie, allen voran ihrer unermüdlichen Mutter. 🖤