Ist man ohne Matura wirklich ein Niemand?

Unlängst habe ich ein Video gesehen, wo eine Youtuberin erzählt, warum sie Schulabbrecherin ist etc. Das gab mir sehr zu denken. Aus diesem Grund lege ich auch diesen Blog an. Ich habe die Schule zwar ordnungsgemäß beendet, aber eines ging mir dabei schon immer mächtig auf die Eier. Nämlich die Tatsache, dass die Matura angeblich das Wichtigste im Leben sei. Des is afoch nur so a deppada Wisch, dank dem du späta studiern derfst. Und i hätt docht, dass de Matura a Schatztruhe mit Unmengen an Gold is, de zufällig genau in mein Gortn vagrobn wurde... Muas jo außagewöhnlich sein, waun olle sogn, dass ma es nur damit zu wos bringa kau...

Hätte ich ohne Matura einen guten Job, so würde ich mich genauso wohl fühlen. Voraussetzung: Die Arbeit macht mir entsprechend Spaß. In dem Fall hätte ich mir wohl keine Gedanken über Abendschule etc. gemacht. Aber gut, lassen wird das mit dem Konjunktiv. Ich habe mir diesen Wisch namens Matura geholt. Der Sommer danach war am geilsten, aber das sagt sowieso jeder, der maturiert hat. Egal, ob vor 20 Jahren, vor 10 Jahren oder heuer.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich zu Schulzeiten oft nichts lernen wollte. Wäre meine Mutter nicht so dahinter gewesen, hätte ich die Klassen nur irgendwie geschafft oder vielleicht gar einmal wiederholt. Aber da sie sich so sehr für meine schulischen Leistungen einsetzte, hatte ich eigentlich nie erheblich Probleme und meistens sogar einigermaßen gute Noten. Sie sagte oft "na da Roland hat bestimmt schon zum Lernen angefangen", wenn eine Schularbeit anstand. Ich bin aber nicht der Roland und heute sehe ich genau, was dir gute Noten in der Schule bringen. Im Endeffekt nichts. Im späteren Job wird es wohl keinen interessieren, ob du jetzt im dritten Gym einen ausgezeichneten oder nur einen guten Erfolg hattest. Hauptsache, du hast deine Ausbildung abgeschlossen.

Wenn ich eben wieder so eine Phase hatte "Schule is eh wuascht. Hauptsoch a Gaude mit de Freind und irgendan Bledsinn onstön", dann durfte ich oft folgendes Statement hören: "Wennst nix lernen willst, kannst am Bau hackln gehn." Als ob das jetzt das Schlimmste auf der Welt wäre. Gesünder als in der Schule sitzen ist es aber auf jeden Fall.

Wie ich schon bei einem Beitrag vom Fraunz kommentiert habe, wurde es für mich direkt nach meinem 15er ernst. Am Samstag wurde ich eben 15 und am Montag darauf habe ich schon bei archäologischen Ausgrabungen gearbeitet. Diesen Job hat uns der Griechischlehrer vermittelt. Es war also keine Bewerbung notwendig. Ich musste nur sagen "I darads mochn" und schon hatte ich den Ferialjob. Bei so einer Hitze wie jetzt den ganzen Tag am Feld werken, ein paar Flüsse vollschwitzen und nebenbei auch noch braun werden. So ging es ein Monat dahin. Im September merkte ich dann schon, wie "angenehm" Schule ist.

Meine Mutter meinte diesbezüglich unlängst "du woitast des jo domois". Ich bin heute sehr froh darüber. Gestern war ich wieder im Garten arbeiten und das bei voller Sonne. Habe für vier Stunden kein T-Shirt getragen, aber mich davor natürlich entsprechend eingeschmiert. Heute spüre ich keine Schmerzen und merke nichts von einem Sonnenbrand. Erinnerte mich irgendwie an damals, als ich 8-10 Stunden pro Tag am Feld gegraben habe.

Mittlerweile finde ich es aber übertrieben, wenn Leute einen schief anschauen, der halt keine Matura hat. Von Mama höre ich immer wieder "Suach da ane, de auf deim Niveau is". Als ob es in den höheren Schichten keine primitiven Leute gibt... Liebe ist meiner Meinung nach von der Ausbildung der Partner und bis zu einem gewissen Grad auch vom Alter unabhängig. Mir geht es primär darum, dass man menschlich zueinander passt und auf einer ähnlichen Wellenlänge unterwegs ist. Wenn er zehn Doktor-Titel hat und sie Friseurin ist, kann das doch auch eine super Beziehung ergeben. Deswegen widern mich so ausbildungsspezifische Vorurteile besonders an.

Ein guter Freund von mir hat aus gesundheitlichen Gründen die Schule abbrechen müssen. Inzwischen hat er über Maturaschule seinen Wisch nachgemacht. Jedenfalls hatte er meiner Meinung nach einen starken Druck aus der Familie, da seine 3 Brüder alle die Matura haben. Deshalb freue ich mich so für ihn, dass er von diesem Thema nun endgültig eine Ruhe hat.

Letztendlich finde ich es falsch, wenn sich alle auf die Matura versteifen (höhöhö steif). Wenn du z.B. ein guter Tischler bist, hast du vom Poly und einer entsprechenden Lehre sicher mehr als wie von einer Matura. Die kannst ja später immer noch nachmachen, wenn es dir wirklich so ein Bedürfnis ist.

Zum Schluss noch ein Punkt bezüglich Schulnoten: Diese sagen genau nichts über deinen Studienerfolg aus. War man in der Schule in seinem Fach der beste, so heißt das noch lange nicht, dass das auch für die Unilaufbahn gilt. Ein Studium ist ein neuer Lebensabschnitt, die Schule war im Endeffekt nur die Vorbereitung darauf.

Hier noch ein lustiges Bild zum Thema Ausbildung. Es entspricht einfach der Wahrheit. Quelle: www.facebook.com/Dialekt

Nun bette ich euch noch das YT-Video ein, weshalb ich diesen Beitrag verfasst habe. Ich finde es sehr gut, wie offen sie redet und ihre Situation schildert. Seht selbst:

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