Vorige Woche wurde der Endbericht des IHS zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt veröffentlicht. Selbst unter der Annahme, dass die sehr optimistischen Prognosen des IHS eintreffen, bedeutet das eine Vielzahl an zusätzlichen Arbeitslosen.

In Anbetracht der Umgestaltung des Arbeitsmarktes und der stattfindenden „kalten“ Arbeitszeitverkürzung ist davon auszugehen, dass die angeführten 360.000 Vollzeitarbeitsplätze unter Berücksichtigung der bestehenden Teilzeitarbeitsplätze deutlich mehr aktuelle Arbeitsplätze gefährdet sind.

Wie überhaupt die angenommenen Zahlen und somit das Ergebnis des IHS in Frage gestellt werden müssen.

Die Ausgangsstudie von Frey und Osborn aus dem Jahr 2013 geht für den US-Arbeitsmarkt von 47 % gefährdeter Arbeitsplätze aus.

Daron Acemoglu (M.I.T.) und Pasccual Restrepo (University of Boston), die vor einem Jahr noch eine ähnlich optimistische Schlussfolgerung wie das IHS gezogen haben, sind auf Grund neuester Entwicklungen nun zu ganz anderen Ergebnissen gekommen und erklären die Roboter zu den Siegern im Kampf um Arbeitsplätze.

Eigentlich sind sich ja fast alle einig, dass die derzeitigen Entwicklungen keine historischen Vergleichbarkeiten hat.

Besonders deutlich werden diese Auswirkungen anhand dieses Beispiels einer neuen Fabrik aufgezeigt:

Statt 650 Beschäftigten arbeiten jetzt nur mehr 60, die Produktivität wurde aber um 250 % gesteigert und die Fehlerquote um 80 % reduziert.

Von dieser Entwicklung betroffen sind aber nicht nur Arbeitsplätze in Fabriken oder im Transportbereich, sondern in Zukunft vermehrt auch „White-Collar-Jobs“.

In Anwaltskanzleien, in Ärztepraxen, in Redaktionen, in Banken und Versicherungen.

Aus all dem ergibt sich, dass unsere Gesellschaft mit vielen Fragen konfrontiert wird, auf die es noch keine Antworten gibt.

Diese Diskussionen haben zwar bereits – sehr zaghaft – begonnen, aber das Thema ist bei weitem noch nicht so öffentlich, wie es notwendig wäre.

Wir können und sollten die Automatisierung nicht aufhalten, aber wir müssen dafür sorgen, dass die Vorteile dieses Prozesses nicht nur einigen Wenigen, sondern allen zu Gute kommt.

Ohne gegenzusteuern entwickelen sich grosse Ungleichheiten zwischen wenigen Superreichen die von diesem Fortschritt profitieren und dem grossen Rest der Unterprivilegierten.

Eine neue Studie des IWF zeigt nun, dass nicht nur die Zahl der Arbeitsplätze an sich bedroht ist, sondern die Automatisierung auch massive Auswirkungen auf die Einkommen hat.

In jenen Wirtschaftssektoren, in denen es für Unternehmen besonders billig geworden ist, Menschen zu ersetzen, gab es die größten Einbrüche bei der Lohnquote. Mehr als 50 Prozent des Verlustes sind demnach mit Automatisierung erklärbar, heißt es in der IWF-Studie.

Und genau hier setzt meine Kritik an der aktuellen österreichischen Politik an.

Der „Weitblick“ reicht gerade einmal bis zum nächsten Regierungsstreit und wenn es gut geht bis zur nächsten Wahl.

Visionen sind ja bekanntlich ein Fall für einen Arzt und der berühmte Blick über den Tellerrand ist offensichtlich einer, der am selbsterrichteten Schrebergartenzaun endet.

Unsinnige Massnahmen wie die „Beschäftigungsaktion 20.000“ gaukeln für viel Steuergeld Handlungsfähigkeit vor, ohne echte Alternativen für bestehende Probleme zu bringen.

Mit den für diese Aktion vorgesehenen 200 Millionen Euro hätte man dem Beispiel Finnland folgend, einen grossen Versuch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen starten können.

10.000 Menschen mit je € 10.000,-/jährlich (also in etwa die Höhe der Mindestsicherung) auf zwei Jahre hätten in dieses Experiment inkludiert werden und somit wichtige Erkenntnisse über Auswirkungen gewonnen werden können.

Österreich hätte eine Vorreiterrolle bei einer weltweit immer offensichtlicher werdenden Alternative übernehmen können.

Aber statt dessen wird der Druck auf Arme und Benachteiligte erhöht oder einfach nur Pizza geliefert.

In diesem Sinne:

Bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!´

Und passt`s auf eich auf!

Die dazugehörigen Verlinkungen, ausführlichere Zitate und Kommentare zum Themenbereich finden sich hier:

http://www.hagerhard.at/blog/2017/04/pizza-fuer-alle/

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