wir sind entsetzt.

ich bin entsetzt.

betroffen, schockiert, und auch sonst noch so einiges.

und auch wütend.

aus unterschiedlichen gründen.

auch, weil es durch den tatort brunnenmarkt einen, wenn auch geringen, persönlichen bezug gibt.

ich bin gern dort.

ich sitz dort gern in der sonne und ess die besten falafel von wien.

mein noch unvollendeter krimi spielt am brunnenmarkt.

soviel also dazu.

ich möcht mich aber gar nicht mit diesem speziellen fall am brunnenmarkt befassen.

mir gehts heut um was anderes.

also erstens

wenn ich mir vorstell, dass meiner frau sowas passiert, geht mir der taschenfeitl in der hose auf.

oder wenn meine tochter ein pratersternerlebnis hätte.

wenn ich den typen erwischad, tät ich ihn an den eiern aufhängen.

so alttestamentarisch wär ich da.

gegen diese erste reaktion meines kleinhirns kann ich mich gar nicht erwehren.

das ist ein reflex.

und noch schlimmer:

ich genier mich auch nicht für dieses erweiterte schutz- und notwehrverhalten.

ich verstehe jeden unmittelbar betroffenen, der auf gewalt mit gewalt reagiert.

und ich bewundere jene, die in der lage sind auch die zweite backe hinzuhalten.

ich kann das nicht.

und ich versteh und muss damit leben, wenn dann der eine oder die andere sagt:

mein gott, was ist das für ein archaischer idiot.

das wär also meine ganz persönliche reaktion als unmittelbar betroffener einer derartigen gewalttat.

wobei mir noch eines wichtig ist zu erwähnen.

es wär mir völlig wuaschd, ob der täter weiss, schwarz, blond, dick, dünn, gross, klein, alt, jung, hungrig, pleite oder sonstwas ist.

ob er/sie aus simmering, döbling, karachi, nairobi, djibouti oder grammatneusiedl kommt.

ob er einfach ein arschloch ist, ob er eine schwere kindheit hatte, oder geistig abnorm ist.

in diesem moment wär er nur täter.

sonst nix.

soweit so gut – oder auch nicht.

aber weil es nach dem erstens auch ein zweitens gibt.

abseits dieser unmittelbaren reaktion eines persönlich betroffenen, muss es eine reaktion der gesellschaft geben.

also von uns allen, die nicht opfer oder angehörige sind.

eine reaktion die mit abstand die fakten beurteilt und ohne grosse emotionalität die richtigen schlüsse zieht und dementsprechende handlungen setzt.

und ich erwarte mir eigentlich, dass die gesellschaft als solches mich als unmittelbar betroffenen davon abhält, meine racheemotionen auch auszuleben und dafür sorgt, dass der mit mühe erarbeitete zivilisationsprozess nicht subjektiven rachegelüsten gleich wieder zum opfer fällt.

also dafür sorgt, dass exekutive und justiz unbeeinflusst ihre arbeit versehen und dafür sorgt, dass dem gesetz genüge getan wird.

auch wenn mir als opfer das nicht recht wäre.

die law&order-fraktion kommt ohnehin grad daher wie die apokalyptischen reiter.

wenn denen glauben geschenkt würde, tät morgen die welt untergehen.

erstaunlich für mich ist, dass medien wie der falter oder das profil sich da ebenfalls aufs pferd gesetzt haben und dass jemand wie der pilz, an vorderer front mitreitet.

die spielen das berühmte aber spiel mit.

das geht so:

ich hab eh nix gegen ..... (hier darf jetzt das jeweils betreffende objekt eingesetzt werden), aber ...

oder

ich bin eh für zb die gründung eines betriebsrates, aber ...

oder

wir haben verständnis für die vielen armen, aber ...

usw usw usw

meines erachtens muss jetzt auf zweierlei weise reagiert werden.

erstens muss natürlich dafür sorge getragen werden, dass gesetze eingehalten werden und unser rechtsstaat auch ein solcher bleibt.

auch wenn persönliche befindlichkeiten mit diesem nicht einhergehen.

vorliegende objektive zahlen belegen, dass es keine zunahme von gewalttaten gibt.

das durchaus vorhandene und manipulativ erzeugte subjektive unsicherheitsempfinden unterschiedlicher bevölkerungsgruppen muss aber ebenfalls zur kenntnis genommen werden und mit entsprechenden argumenten und vielleicht auch mit sichtbaren massnahmen zurückgedrängt werden.

weil der sich fürchtenden kronenzeitunglesenden pensionistin in favoriten oder simmering sind objektive zahlen mit sicherheit wuaschd.

und zweitens muss es langfristige massnahmen geben, die die ursachen für diese verunsicherung beseitigen.

sozialarbeiter statt polizeistaffeln zb

geld für kindergärten und schulen statt fürs bundesheer

armut bekämpfen, statt privilegien für reiche

aber da gibts ohnehin viele gscheite sachen, wie man das angehen sollte.

ein bissl kommt mir das alles jetzt vor, wie eine psychsomatische krankheit.

in dem fall hat halt die gesellschaft in der wir leben so ein leiden.

man sieht ganz deutlich das eierwimmerl auf der nase.

und da gibts dann einige, die glauben, wenn ma des wimmerl ausdruckt, ist alles wieder gut.

wenn aber die ursachen für dieses wimmerl nicht beseitigt werden, kommt das immer wieder und wird immer grösser.

bis es nimmer so einfach zum ausdrucken geht.

dann müsst ma vielleicht schon die ganze nase wegschneiden.

und irgendwann dann landet man bei der künstlichen beatmung und in weiterer folge beim letalen ende.

und das können ned amal die verursacher von dem wimmerl wollen.

in diesem sinne

bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!

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dohle

dohle bewertete diesen Eintrag 07.05.2016 10:00:23

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