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Augenwischerei durch Sprache: Analog zur Verkündung der sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“ veröffentlicht die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. heute „PETAs Unwort des Jahres“ und damit das tierfeindlichste Wort 2015: „Jagdtrophäe“. „Trophäenjäger“ verbringen ihre Freizeit damit, wehrlose Tiere zu verletzen und zu töten, um sich anschließend in Jägerkreisen mit den leblosen Körpern ihrer Opfer – den „Jagdtrophäen“ – zu rühmen. Insbesondere auf Jagdfarmen dienen die Tiere den Hobbyjägern dabei als lebendige Zielscheibe. Nach einem „Trophäenfoto“ werden die Tierleichen meist verstümmelt: Ihre Köpfe werden abgetrennt oder ihnen wird das Fell abgezogen, sodass die Jäger ihre Opfer mit nach Hause nehmen können. Über PETAs Veganblog und die Facebook-Seite konnten Interessierte ihre Vorschläge einreichen – eine interne PETA-Jury wählte den zweifelhaften Gewinner aus Hunderten Begriffen.

„Die ‚Trophäenjagd‘ ist ein abscheulicher Zeitvertreib reicher abgestumpfter Menschen, die mehr Geld als Moral besitzen“, so Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA Deutschland e.V. „Ein wehrloses Tier aus dem Hinterhalt zu erschießen oder seinen Körper mit Stahlpfeilen zu durchbohren, ist kein Triumph, sondern ein moralisches Armutszeugnis – deshalb hat sich ‚Jagdtrophäe‘ als PETAs Unwort des Jahres 2015 durchgesetzt.“

Erst im Juli 2015 sorgte der Abschuss des Löwen Cecil durch einen amerikanischen „Trophäenjäger“ für internationales Aufsehen. Medienberichten zufolge wurde das Tier von einem riesigen Stahlpfeil durchbohrt und litt 40 Stunden lang schreckliche Qualen. Seine Leiche wurde verstümmelt, sein Kopf abgetrennt und sein Fell abgezogen. Kurze Zeit später wurde der Abschuss eines seltenen Elefantenbullen durch einen deutschen „Trophäenjäger“ in Simbabwe bekannt. Der Mann soll den größten Elefanten erschossen haben, der seit 30 Jahren in Afrika getötet wurde – ein großer Verlust für den Artenschutz.

PETA setzt sich sowohl aus ethischen als auch aus Artenschutzgründen für ein Verbot der „Trophäenjagd“ ein und fordert ein generelles Importverbot für „Jagdtrophäen“ nach Deutschland.

„Trophäenjäger“ dezimieren die Tierwelt in erheblichem Maße. Aus einer wissenschaftlichen Studie über die Jagd auf Löwen in Tansania geht hervor, dass die legale Trophäenjagd – und nicht etwa Wilderei oder der Verlust von Lebensräumen – der Hauptfaktor für den deutlichen Rückgang der Wildtiere ist. [1] An einer Unterschriftenaktion der Tierrechtsorganisation haben sich bereits über 35.000 Menschen beteiligt, die die Bundesregierung auffordern, ein Importverbot für „Jagdtrophäen“ zu erlassen.

In die engere Auswahl für „PETAs Unwort des Jahres 2015“ kamen auch die Begriffe „Sanfte Dressur“, „Nebenprodukt“, „Schlachtfest“, „Tierwohl“, „Fleischversorgungszentrum (FVZ)“, „Versuchskaninchen“, „Organfarm“, „Frostfutter“ und „Zuchtmaterial“. Seit 2008 sucht und kürt PETA das tierfeindlichste Wort des jeweils vergangenen Jahres. Ziel der Aktion ist es, auf diskriminierende Begriffe hinzuweisen und den Sprachgebrauch langfristig tierfreundlicher zu gestalten. Tiere werden weltweit nicht nur milliardenfach ausgebeutet, missbraucht und getötet; auch die Sprache setzt sie systematisch herab. So existieren viele Worte oder Floskeln, die die wahren Hintergründe der Tierausbeutung verbergen und so den rücksichtslosen Umgang mit Kühen, Schweinen, Gänsen, Nerzen und anderen Tieren verharmlosen.

[1] Packer C., Brink H., Kissui B.M., Maliti H., Kushnir H. & Caro T. (2011): Effects of Trophy Hunting on Lion and Leopard Populations in Tanzania. Conservation Biology. Volume 25, Issue 1, p. 142–153.

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