Anlass war ein Artikel des Abgeordneten Dr. Franz in seinem Forum mit dem Titel "Marx und die Moral-Mission".

http://www.thedailyfranz.at/2016/12/10/marx-und-die-moral-mission/#commentsModule7712857620

Man muss zwangsläufig diese längere Abhandlung lesen, um zu verstehen warum ich so antworte, wie ich antworte. Natürlich habe ich in dem genannten Forum darauf reagiert. Ist kein leichtes Thema, - aber schon wert, darüber nachzudenken. Natürlich interessiert mich, wie man hier im Forum darüber denkt.

Mein Kommentar:

Ich denke, dass hier mehrere falsche Ansätze im Spiel sind. Das was hier geschrieben ist, das befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Ist mir letztlich egal, ob das Herr Dr. Franz selbst verfaßt oder sich mit diversen Quellen beholfen hat, - das Ergebnis zählt.

Gehen wir mal meine persönliche Bewertungsskala von 0 – 100 durch (Das ist eine Wertungsskala, keine Altersskala). Derlei Gedankengänge, wie die in diesem Artikel liegen im Bereich von 90+. Ich habe in meinem ach so kurzen Leben die unterschiedlichsten Diskussionen geführt. Mit den unterschiedlichsten Leuten aus den unterschiedlichsten Lagern. Da war von linken Intellektuellen bis zu überzeugten Nationalsozialisten alles dabei, natürlich auch die ganze Bandbreite der Mitte. Nicht jeder verfügt über dieselbe Intelligenz, nicht jeder über ein höheres Maß an Bildung. Auch ich als einfacher Mensch vom Bau bin da nicht besonders beschlagen, konnte mir aber im Laufe der Jahre durch Literatur und vor allem durch kontroverse Diskussionen vieles aneignen. Einer der Gründe, warum ich gerne in so manchen Foren diskutiere. Irgendwas bleibt immer hängen, so eine Art Profit für die persönlichen Gehirnwindungen.

Trotzdem konnte man sich meistens mit Leuten, die gegenteilige Positionen vertreten, unterhalten, und oft auch kontrovers diskutieren. Warum: Meine Gesprächspartner waren in meiner persönlichen Skala alle irgendwo über 50 anzusiedeln.

Nun komme ich auf den Punkt: Diejenigen, die meinen, irgendwelche marxistischen Ideen zu verkörpern, - die wissen doch meistens gar nicht, was Marx überhaupt ist. Diejenigen, die auf der Straße irgendwelche Parolen brüllen und Schaufenster einschlagen, die liegen doch in meiner Skala weit unter 30. Die können 10 x irgendwelche Thesen von sich geben, verstehen werden die das nie, was sie da auswendig gelernt haben. Das ist doch, mit Verlaub, Herr Dr. Franz, Perlen vor die Säue geworfen, wenn Sie mit derartigen Überlegungen wie in Ihrem Artikel auf diesem hohen Niveau die linken Nachplapperer konfrontieren.

Haben Sie doch Mitleid mit den Leuten, die darauf doch gar nichts Gescheites sagen können. Ist doch dasselbe, wenn man einen Roboter, der auf Quadrate und Rechtecke programmiert ist, mit einem Kreis konfrontiert. Da fliegt höchstens eine Sicherung heraus, aber was Gescheites kann da nicht zustande kommen. Gilt übrigens nicht nur für links–dumm, paßt genauso für rechts-dumm. Wenn ich mich da an einige Diskussionen mit Glatzköpfen erinnere, da fragt man sich wirklich, ob es tatsächlich schon Demenz gibt, der mit dem Alter von 20 Jahren beginnt. Aber die „Spezialisten“ von Schwarzen Block glänzen da in einsamer Qualität, sie heben sich da sichtbar hervor.

Helmut Kohl, den ich hier zitiere, aber nicht in den Himmmel hebe, sagte einst über die linken Chaoten:

„ Die bestreiten alles, nur nicht ihren eigenen Lebensunterhalt.....“

Marx, - das Kapital zu lesen, mit seinen ganzen Bänden, - gerade in der Marx-Engels-Ausgabe, - da braucht man einen eigenen Kopf dafür. Hab das partial gemacht, - aber eine schwierige Lektüre. Hitlers „Mein Kampf“ ist da um kein Haar besser. Als ich den gelesen habe, da waren es maximal drei Seiten in einem Stück, - mehr konnte ich davon nicht aufnehmen. Da ist ja schon Nietzsche leichter verständlich.

Man muss sich immer darüber im Klaren sein, - der extreme Marxismus in Form des Nationalkommunismus (Beispiel Nordkorea) unterscheidet sich kaum mehr im Vergleich zum Nationalsozialismus, wie er in den 30 und 40er Jahren ablief, das Meiste ist absolut identisch.

Ich zitiere aus Ihrem Beitrag, betreffend der allseits üblichen Nazikeule:

„Niemand aus dem bürgerlichen Lager hatte den Mut, den linken Moralisten diese längst lächerlich gewordene Waffe aus der Hand zu schlagen.“

Logisch, kennt man ja. Weil dann jeder sofort als brauner Handlanger gebrandmarkt wird. Bei mir wirds etwas schwieriger, mit meiner Familiengeschichte. Die Lage ist doch die: Die meisten unter uns kennen die Geschichte nicht oder interessieren sich kaum dafür. Deshalb gibt es doch diese Auswüchse, wie wir sie täglich feststellen. Aber das kann man denen, die da irgendwelche Phrasen vor sich hinschreien, nicht erklären.

Ich habe beobachtet, wie klar verständlich und mit einer nachvollziehbaren Logik z.B. eine Frau Wagenknecht argumentiert. Auch andere neben ihr. Genauso manche, die man als rechts verteufelt. Das Interessante: Viele der Argumente sind gleich oder zumindest ähneln sie sich.

Fazit:

Ich unterhalte mich gerne auch mit Leuten von links, wenn sie was in der Birne haben. Zum einen wissen die genau, dass man mit diesen von Marx begründeten Strukturen keinen Blumentopf mehr auf den Tisch bringen kann, und zum anderen die Angriffspunkte in Richtung der etablierten Parteien oftmals identisch auch mit anderen Gruppierungen sind, weswegen man die Gemeinsamkeiten suchen muss, um Mehrheiten zur Beendigung des Lobby-Desasters (auch Regierung genannt) zu ermöglichen.

Das Problem der intellektuellen Linken: Der letzte und vorletzte Nebensatz (das mit den Angriffspunkten und den Gemeinsamkeiten), das legen die Personen, die dort was zu sagen haben, gerne in die unterste Schublade, - weil sie sich zum einen als alleinwissend darstellen wollen und zum anderen nicht gerade mit dem politischen Gegner aus der völlig gegenüberliegenden Ecke dasselbe Vokabular verwenden wollen.

Ein ähnliches Beispiel gibt es in Schweden. Da gibts alle möglichen Strömungen in der Gesellschaft. Linke, andere Gruppen in der Mitte der Gesellschaft und auch Rechte vertraten traditionsgemäß eine verdeckte und gemäßigte Form des Antisemitismus. Das ist seit Jahrzehnten in Schweden bekannt. Nun färbt sich das politische Bild durch den überproportionalen Zustrom von muslimischen Einwanderern in anderen Tönen. Natürlich haben die Juden in Schweden schwerwiegende Bedenken gegen die zunehmende Zahl der Muslime, zumal die eine oftmals schärfere Form des Antisemitismus pflegen. Die Rechte dort setzt sich aber auch gegen diese Überfremdung zur Wehr und verwendet ähnliche Argumente wie die jüdische Minderheit.

Ich zitiere aus einem Interview:

„Das ist natürlich ein weiteres Dilemma, das kommt noch zu den anderen Dilemmata hinzu, und ein Paradox, in dem sich die jüdische Minderheit in Schweden belegt, weil natürlich keiner mit den Rechtspopulisten in einen Topf geworfen werden möchte.“

Entnommen aus:

http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=5949839

Ähnlich geht es dem Zentralrat der Juden in Deutschland. Die beschreiten einen derartigen Zick-Zack-Kurs, dass man sich nur mehr wundern kann. Als Beispiel nur drei völlig unterschiedliche links:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-02/josef-schuster-kippa-zentralrat-jude

oder:

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/anti-islam-buendnis-zentralrat-der-juden-nimmt-muslime-in-schutz/11147386-2.html

oder:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/zuwanderung-zentralrat-der-juden-warnt-vor-antisemitismus-bei-muslimen-a-750632.html

Hintergrund ist doch der krampfhaft zu haltende Abstand zu allem, was man als „rechts“ bezeichnen könnte, einschl. AfD, Pegida, usw., obwohl die Interessen oftmals völlig identisch sind.

Worauf will ich mit meinen abschweifenden Erklärungen hinaus:

Diskussionen oder Beiträge in der Form, wie sie in diesem Artikel zelebriert wurden, bleiben einem bestimmten Klientel vorbehalten. Aber sie überbringen keine Botschaft an die einfachen Leute, die zum überwiegenden Teil Marx gar nicht gelesen haben. Der einfache Linke, der das nachplappert, was ihm irgendjemand irgendwann eingetrichtert hat, mit dem kann man darüber gar nicht diskutieren, die kleine und absolut untergeordnete Schicht, die die Thesen von Marx anbeten wie der Muslim den Koran, genauso nicht. Irgendwelche von Rechtsaußen, die irgendwas vor sich herbrüllen, sind da genauso unbedarft, - also wer soll mit diesen Gedanken aus diesem Artikel erreicht werden?

Etwa der einfache Mann, der sich der politischen Mitte zuordnet? Der von früh bis abends im Hamsterrad steckt und dessen Gedanken sich hauptsächlich darum drehen, wie er seine Familie durchbringt? Oder der Rentner, der sich langsam überlegt, welchen Job er noch nebenbei ausführen kann, um sein Einkommen etwas aufzustocken?

Das, was aus diesem Artikel herauskommt, ist für Politwissenschaftler, für intellektuelle Politiker, für Polit-Analytiker geeignet. Und wer ist das, in der Zahl gesehen? Es sind doch – ohne jemanden zu verunglimpfen, deutlich unter 10% der Gesamtbevölkerung. Was dann letztlich dazu führt, die politische Diskussion einer bestimmten „Elite“ zuzuordnen, was dem Inhalt des Artikels aber nichts bringt.

Was wir brauchen, ist die Verwendung eines Vokabulars, wobei man den „Volk aufs Maul schaut“, was als Argument gut zum anstehenden Lutherjahr passt. Wir brauchen Veränderungen, denn so kanns nicht mehr weiter gehen, - das weiß jeder, das fühlt jeder. Aber mit Argumenten, die auch der sprichwörtliche „einfache Mann von der Straße“ versteht. Wenn das ankommt, dann haben wir eine Chance auf eine bessere Zukunft. Aber ohne Nazi-Keule und ohne der neuen SA, die man unter dem Begriff „Schwarzer Block“ kennt.

Letztere werden wieder aus allen Teilen Europas nach Wien strömen, wenn am 3. Februar dort der Akademikerball stattfindet. Leuten ihre Tradition streitig zu machen, dazu mit hirnrissigen Argumenten, das erzeugt allenfalls Konflikte, aber bringt keine Lösung. Manche von denen wissen gar nicht, wie man Marx schreibt. Ganz abgesehen von Binsenweisheiten wie denen, dass historische und auch noch lebende Linke früher Burschenschafter waren (Karl Marx, Viktor Adler, Karl Liebknecht, aber auch der rote Wiener Bürgermeister Häupl). Nun ja, Geschichtswissen war ja bei denen, die auf der Straße Krawall machen, egal, ob links oder rechts, niemals nennenswert vorhanden.

Wie es so schön heißt: „Wissen ist Macht, - nichts wissen macht auch nichts.“ Der Haken: Wenn ein gewisses Wissen, insbesonders historisches, vorhanden ist, dann kann man auch diskutieren, man kann argumentieren und verstehen, was der andere sagt. Und genau das brauchen wir, die offene Diskussion unter den Leuten, die frei von Aggressionen ist und zum Nachdenken zwingt, und das quer durch alle Schichten der Bevölkerung. Mit einem Vokabular, das jeder versteht, - verstehen muss.

Was den Erhalt von Traditionen betrifft, auch da werde ich mich nachhaltig dafür einsetzen. Egal, ob es ein Akademikerball oder der Aufmarsch am 1. Mai ist. In einer Zeit, wo man alles über Bord werfen will, wo man alles, was nach Traditionen riecht, auslöschen will, wo man schon damit beginnt, die weihnachtlichen Traditionen in so manchen Kindergärten ad acta zu legen, da habe ich begriffen, dass gerade die Traditionen der einzige wirksame Halt sind, der uns vor dem schützt, was uns von „oben“ aufgedrückt wird. Marx wollte die Traditionen ablegen, - aber er ist damit gescheitert.

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