Unvorstellbar - das war einmal ein Abenteuer

Unvorstellbar - Das war einmal ein Abenteuer.

Heute ist es ganz einfach: Man fährt auf die A2 auf und ist spätestens in drei bis vier Stunden an der oberen Adria-Bella Italia. Doch legendär und abenteuerlich war so eine Reise noch vor 30 oder 40 Jahren - als damaliges Kind kann man da einiges erzählen.

Da brach man noch in das Ungewisse auf, über Pässe und schmale Straßen, durch kleine Dörfer, vorbei an fremden Menschen. Damals war es noch ein Abenteuer nach Caorle zu fahren, das war schon etwas ganz besonderes. So eine Reise musste sorgfältig geplant werden, die Autos waren noch klein und anfällig.

Denn da unten, weit im Süden, da waren für einige noch die Wilden zu Hause. Von der Steiermark z.B. über die Kärntner Grenze zu fahren, das war schon so etwas wie Landesverrat. Doch so begann es, so entstanden Geschichten, von denen noch heute eine ganze Generation zerrt. Wer es sich irgendwie leisten konnte, der brach auf, so wie die amerikanischen Siedler im wilden Westen.

Nur ging es hier nicht nach Westen, sondern in den Süden, in das Ungewisse. Über den Packsattel und zum Teil über den Griffen Pass musste man mit den Lastwagen kämpfen, die vor einem dahin rollten.

Die B 70 war legendär, eng, kurvig, und steil abfallend. Jetzt hatten die Abenteurer den Kleinwagen vollbepackt, mit Kind und Kegel, mit Proviant aus der Heimat.

Wer weiß, was es da im Süden zu essen gibt, da musste man schon selber vorsorgen. Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Wer kein Auto hatte, der machte diese Reise mit einem Busunternehmen, ein Abenteuer der ganz besonderen Art. So brachen sie auf, die Abenteurer, um einmal das Meer zu sehen.

„Bella Italia, Azzuro und Gelati.“

So fuhr man durch Kärnten, immer auf der Hut vor den Witzüberfällen der Kärntner. Die Steirer, die Wiener und noch andere Wilde kommen, alles das wilde Bergvolk hinter dem Packsattel.

Man fuhr durch Wolfsberg, dann durch Völkermarkt und kämpfte sich durch die Landeshauptstadt Klagenfurt. Manche gaben auf, als sie den Wörthersee sahen, glaubten sie doch, das Meer schon erreicht zu haben. Für andere ging aber die Reise weiter. Weiter durch Villach und bis zur Staatsgrenze.

Hinter diesen hohen Bergen, da musste das Ziel sein, da war das gelobte Land zu finden. Da waren Dolce Vita und Amore. Unterwegs auf den Parkplätzen wurde gekocht, geschlafen, das Auto gewaschen und überprüft.

Erfahrungen wurden ausgetauscht. So mancher hatte Angst vor Überfällen irgendwelcher Eingeborener, die da in den Wäldern lebten. Nach Villach tauchten die ersten Piefkes auf, die deutschen Abenteurer, die sich auch nach Süden kämpften.

Sie hatten schon Wohnwägen und sie hatten wesentlich größere Autos. Ja, ja, die Pifkies - das war schon ein ganz eigenartiges Volk. Die Bayern, die konnte man ja noch verstehen, aber die aus dem Norden, die sprachen schon etwas seltsam. Das einzige was alle irgendwie verband, waren die Socken und die Sandalen. (Diese gibt es bis heute.)

Hatte man den Stau an der Grenze in Tarvis überstanden, begann das richtige Abenteuer...

Das Kanaltal, die Rocky Mountains. So mancher bemerkte, dass das alles einmal Österreichisches Kaiserreich war, doch das sollte man ja nicht sagen. So fuhr man zwischen den Bergen, links und rechts steile Wände und das Wasser stürzte herunter. Da musste doch Winnetou und Old Shatterhand leben dachte sich so mancher Karl May Leser.

Man musste Dörfer mit ganz engen Straßen durchqueren, immer angestarrt von den Eingeborenen dieses vergessenen Tales. Blieb man irgendwo stehen, hörte man eine fremde Sprache. Aber wie überall, mit der Zeichensprache kommt man durch. Hatte man das Kanaltal überstanden, dann ging es hinaus in die weite Prärie Oberitaliens.

Jetzt war das Land auf einmal flach. Überall war hohes Gras, viele Blumen, weite Felder und Weingärten zu sehen. Unaufhörlich ratterte man weiter, irgendwie hatte man schon das Gefühl das Meer zu riechen.

Da wurden sie fröhlich, die Abenteurer des Nordens, und das Herz hüpfte vor Freude. Dann, nach vielen Meilen Anstrengung, Schweiß und Tränen, oft glaubte man schon nicht mehr daran, das Ziel jemals zu erreichen, war das Meer nahe. CAORLE- stand da auf einer Ortstafel.

Da vorne lag es, das Ziel aller Träume. Da war ein kleiner Hafen, Fischerboote, Möwen und es roch nach dem Meer. Es hatte sich gelohnt, das Glücksgefühl ließ sich nicht erklären, dass sie empfanden. Und da war sie auch schon, die bescheidene Pension oder der Campingplatz, und man konnte lesen,

“Bienvenuti in Italia - willkommen in Italien. Gleich lief man hinunter an das Meer, aber dabei auch nicht das eigene Auto aus den Augen zu lassen. Naja, Mafia und so, man hatte schon so viel gehört. Dann gab es Spaghetti, Pizza und einen Cappuccino - fremdartiges Essen. Aber man war im Paradies angekommen.

Da waren sie auch schon, die heißblütigen italienischen Machos und die Donnas, die Mädels mit den schwarzen Augen. Coole Kleidung, cooles Aussehen, coole Musik und der heiße Wind des Südens.

Nur keiner der italienischen Männer hatte Sandalen mit hochgezogenen weißen Socken an, ein Manko. Abgelegt wurde die Sturheit des Nordens, man tanzte zu Adriano Celentano.

Ja, ja so ist es gewesen - damals dieses Abenteuer. Heute rauscht man in drei Stunden kurz einmal auf einen Cafe über die Autobahn hinunter und ist schon wieder weg.

Die obere Adria ist nichts Besonderes mehr. Heute sind es Ägypten, Dubai, Dominikanische oder die Seychellen. So ist das, es gibt keine wirklichen Abenteuer mehr. Aber, wer sich manchmal noch etwas abseits der Autobahn bewegt, der kann noch immer wundersames erleben.

Auf der alten Strada del Sole Richtung Süden. Probieren Sie es einmal: Es ist noch immer ein kleines Abenteuer. Man muss ein Land fühlen und riechen können, sonst war man eigentlich niemals wirklich dort.

Es lebe der Aufbruch,  man muss nur den ersten Schritt wagen.

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