Preisabsprachen - wie Konsumenten über den Tisch gezogen werden

Der größte Abfüller von Mineralwasser in Österreich wurde jetzt wegen Preisabsprachen zu einer Kartellstrafe von 653.000 Euro verurteilt. Eine Marginalie, die Vöslauer aus der Portokasse begleichen wird. Das Unternehmen wird anstandslos zahlen, schließlich hat man sich mit zuvor abgesprochenen, sprich überhöhten, Preisen, wie viele andere Handelsbetriebe auch, an den Konsumenten schadlos gehalten und saftige Gewinne lukriert. Die Kartellstrafen jetzt? Nichts als ein kurzer, wenn auch bedauerlicher, Kollateralschaden.

Das Straferegister der Wettbewerbsbehörde in den letzten drei Jahren liest sich wie das Who is who des heimischen Lebensmittelhandels. Das Ranking wird vom Handelsriesen Rewe (Billa, Merkur, Penny) angeführt, der es 2013 auf über 20 Millionen Euro an Kartellstrafen gebracht hat. Es finden sich renommierte Firmen aus der Bierbrauerzunft wie Brau Union, Stiegl, Ottakringer, Villacher, Mohrenbräu, Brauerei Zwettl, Brauererei Eggenburg und Zwettler Brauerei genauso wie die großen Milchhändler Berglandmilch, NÖM und Kärntnermilich. Gefilzt von den Wettberwerbshütern wurden 42 Betriebe. Bei 18 Unternehmen, also immerhin fast jeder zweiten Firma, wurde man fündig. Das System der Preisabsprachen hat also Methode -. und ist nicht auszurotten.

Freilich hat das profitträchtige System der Preisabsprachen in Österreich Historie und ist nicht auf die Lebensmittelbranche beschränkt. Wer erinnert sich nicht an den stets diskret agierenden Lombardklub der heimischen Kreditinstitute in den Neunziger Jahren, bei dem im Zuge eines feinen Mittagsdinners die Herren Vorstandsdirektoren Bankgebühren untereinander abgestimmt haben? Wer ist wirklich noch so naiv zu glauben, Mineralölfirmen würden ihre Spritpreise an den Tankstellen nicht akkordieren? Wer hängt tatsächlich noch dem Glauben nach, Baufirmen würden Aufträge Preisofferte völlig unabhängig voneinander legen?

Preisabsprachen - das ist offenbar business as usual in Österreich, womit wir uns nur noch unwesentlich von wirtschaftlichen Vorzeigeländern wie Togo und Tanzania unterscheiden.

Blöd nur, dass wir über den Tisch gezogene Konsumenten von den hohen Kartellstrafen keinen müden Cent mehr sehen, sondern sich nur der Finanzminister über zusätzliche Budgeteinnahmen freuen kann.

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Herbert Erregger

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