Warum brauchen Frauen eigentlich ein langes Vorspiel? Und vor allem: was bedeutet "lange"?

Das ist wohl von Mensch zu  Mensch verschieden. Ich persönlich bin nicht jemand, der auf ein stundenlanges Entrée pocht. Raus aus der Wäsche, rein ins Vergnügen. Eigentlich bin ich der Traum vieler Männer. Oder auch der Albtraum, eine Verwirrung, eine Irritation - denn immerhin wird jedem Halbwüchsigen ja beigebracht, dass Frauen sehr viel Zärtlichkeit brauchen. Und noch mehr Zeit. Küssen, Fummeln, Knabbern, Lecken, Streicheln. Den Körper des anderen erforschen. Später hat das Ganze dann einen Namen: Das Vorspiel. Klingt nicht nur affig, für mich ist es auch völlig überbewertet. Ich brauche weder eine Kuschelrock-CD-Box noch eine Familienpackung Teelichter für ein erfülltes Liebesleben.

Beigebracht wurde jedoch auch mir, dass Männer und Frauen in puncto Sexualität völlig unterschiedlich gepolt sind. Darum wäre es besonders wichtig, sich durch ein langes, intensives Entrée auf einen ähnlichen Erregungsstand zu bringen. Bullshit. Wenn mir ein Mann gefällt und zwar mit allen Sinnen, dann möchte ich ihn spüren und zwar so schnell wie möglich. Für mich wäre es eine Qual, wenn mein Freund sich zuviel Zeit lassen würde. Und zwar keine süsse Qual. Sondern eine arge Frechheit. Er muss mich nicht extra scharf machen, mir reicht ein Blick, eine Berührung, eine doppeldeutige Bemerkung. Demnach ist bereits der ganze Tag irgendwie ein einziges Vorspiel. Keine Ahnung wie das in zehn Jahren sein wird, wenn mir die Wechseljahre ins Kreuz springen. Aber derzeit ist Sex für mich noch wie ein Erwachsenenspielplatz für Menschen mit ADHS-Syndrom. Vielleicht nehme ich mir ja etwas mit meiner Hast, wer weiß. Vielleicht wäre der Sex noch besser, wenn ich an mir rumschrauben lassen würde, als wäre ich ein Auto, dessen Motor im Winter nicht anspringt. Aber der Blick zurück bestätigt mir, dass dem nicht so sein kann. Noch bevor ich Sex hatte, ging mir das ewige Knutschen und Fummeln auf den Geist. Unvergessen der Schwiegermutti-Liebling, der zu Teenagerzeiten stundenlang an meinem Hals herumleckte.

Und an meinem Ohr. Und in meinem Ohr. Igitt. Damals war ich noch nicht so weit, mit der Wahrheit heraus zu rücken und ertrug's unter Brechreiz. Später, als sexuell authentische Frau, musste ich herausfinden, dass sich viele Männer sogar überfordert fühlen, wenn man sie darauf hinweist, dass erogene Zonen schön und gut sind, aber man bitte vögeln möchte und ja bitte: sofort. Wenn man sich selbstbefriedigt, dann streichelt man sich ja auch nicht stundenlang selbst. Wenn man sich selbstbefriedigt, geht das schnell. Aber wie gesagt: das ist bloß meine Meinung. Es soll Frauen geben, die gerne ins Koma gestreichelt werden. Oder Frauen, für die ein intensiver Shoppingbummel mit der Kreditkarte des Liebsten völlig ausreicht. Wichtiger als die Länge des Vorspiels erscheint mir, dass Sex Spaß macht. Und zwar beiden. Egal wie lang oder kurz man zuvor fummelt. Völker, hört die Signale: Mit ein wenig  Einfühlungsvermögen hat man schnell den Bogen raus, ob es die große Oper werden soll oder doch nur eine schnelles Giratten-Riff.

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fischundfleisch

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