Joseph Beuys, nein, das war nicht meine Zeit, da schlief ich noch den Tief-Schlaf einer leistungsverweigernden gedrillt-katholischen-halb-Internat-Schülerin, da lehnten sich meine Eltern in der abendlichen Familiendiskussion massiv gegen Beuys und sein Werk auf. Man vermied aber bewusst das Wort entartet, aber es wurde gedacht. Mein älterer Bruder war zum Glück auf meiner Seite, von ihm lernte ich dass Beuys keinen Irrsinn produzierte sondern eine elementare Funktion als bedeutendster Künstler in der internationalen Gesellschaft einnahm. Soweit zu Beuys. Warum aber gerade er, Joseph Beuys?

Ich hatte später Filme von und über Beuys gesehen, ich hatte über Beuys gelesen, seinen Fett-Stuhl persönlich beobachtet und ich habe versucht mich mit dem auseinanderzusetzen, was er der Gesellschaft zu geben hatte. Das war ein Menge noch nie gehörtes Wissen, noch nie gesehene Kunst, noch nie Gesagtes, wie zum Beispiel der Satz „Jedes TV Gerät ist eine Universität“ und was jene Aussage in der Tiefe bedeutet, heute mehr denn je in Anbetracht einer unvorhersehbaren technologischen Entwicklung und Chancen aber auch Diktatur und Bullshit. Wenn wir tatsächlich - wie die Schriftstellerin Lydia Davis betont – am Ende einer Ära sind, wenn wir etwas zerstört haben, etwas das uns jahrtausendlang begleitet hat und wenn wir in der letzten Phase von etwas sind, das uns unwiederbringlich abhanden kommt, ist das bitter und unendlich traurig und wir müssen unsere Spezies ernsthaft und sorgenvoll betrachten, weil sie destruktiv denkt anstatt nachhaltig handelt. Die Dynamik der Kräfte der Erde setzen sich ungehindert fort. Wie kann angesichts einer Dramatik durch biologische Prozesse als auch innerhalb der Gesellschaft Menschlichkeit an Kraft gewinnen und was ist überhaupt Menschlichkeit, wenn wir auf dem Weg sind sie aus den Augen zu verlieren oder schon verloren haben und gar nicht mehr wissen was das ist? Fett und Filz waren für Beuys Metaphern von Energie, Wärme, Schutz. Das Intuitive, das Streben nach Einklang mit dem Unterbewussten, der ur-humane Kern in der durch Zivilisation und Konventionen entfremdeten Seele, die Wiedergewinnung einer verlorenen Natürlichkeit, kurz: die Wärme eines menschlichen Daseins – das waren Beuys´ Paradigmen und es sind auch meine. Die dünne obere Schicht, die schwindende Mittlere und die große Masse an immer mehr werdenden Armut-Betroffenen müssen wachrufen statt abstumpfen. Die Armut in Österreich nimmt täglich zu, diese Menschen haben null Perspektiven und sehen in der Politik nichts als ein miserables Schauspiel en Suite. Das Rezitieren von politischen Slogans egal ob grün, rot oder blau führt sich selbst ad absurdum. Da genügt es nicht sich im Rathaus hinzusetzen und die eingelernte Spule ablaufen zu lassen, nein, da genügt es nicht gut-geschulte unterminierende Rhetorik anzuwenden, nein, da genügt es nicht festgefahrene Kampf-Rezepte anzuwenden, nein da muss Frau und Herr PolitikerIn sich öffnen, als Mensch, um den Menschen zuhören zu können. Politik muss per se nicht kalt sein. Es fehlt der Politik eindeutig an kraftvollen Persönlichkeiten. Und Politik hat letztendlich nur mehr wenig mit dem Volk zu tun sondern in der Hauptsache mit Wirtschaft und Finanzmärkten. PolitikerInnen sind heutzutage hörig. Die Big Players werken gut geschützt im Hintergrund. Insofern ist Politik durch und durch korrupt, in allen Couleurs.

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Sachenmacher

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fischundfleisch

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