Am Rechtsruck sind auch die Medien schuld

Polen rückt nach rechts, in Frankreich wirkt es so, als ob die Republikaner und Sozialisten eine ihrer letzten Wahlschlachten gerade noch so gewonnen haben. Ich frage mich schon länger, warum die Menschen gerne die Parteien wählen, die noch mehr „Wir gegen die" propagieren. Nach den grausigen Terroranschlägen von Anders Breivik sagte der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg: „Wir sind geschockt, aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit." Warum machen wir das nicht?

Erstens einmal sind die Attentäter von Paris Europäer gewesen, die in Frankreich und Belgien lebten. Keine Terroristen, die aus Syrien oder Libyen gekommen sind. Genau so, wie viele Kämpfer für den sogenannten Islamischen Staat Europäer sind. Diese Tatsachen sollten wir immer mitdenken! Und warum die Leute in Europa dann genau die Hetzer und Hetzerinnen wählen, liegt in meinen Augen dann in der Verantwortung der Medien. Denn die reden uns ein, dass hinter jeder Ecke ein Dschihadist wartet und uns und sich in die Luft sprengt. Aber würden wir mit derselben Logik bei anderen Dingen vorgehen, dann müssten wir den Ve r kehr ja .... verbieten. Ja, die Toten bei den Anschägen in Paris neulich und gegen Charlie Hebdo früher im Jahr sind beklagenswert. Aber angesichts von über 3.000 Verkehrstoten im Jahr im Frankreich will ja auch niemand den Verkehr verbieten.

Die Bedrohung ist mehr eine gefühlte, eine, die die Medien schüren. Ja, es ist alles furchtbar tragisch, wenn etwas passiert. Aber es gab das schon immer, seit den 70er-Jahren. RAF, IRA, palästinensische Organisationen, die ETA aus dem Baskenland – der Terror gehört seit Jahrzehnten zum Leben. Doch es fühlt sich näher an. Denken Sie an die 14 Toten in San Bernadino! Wenn so etwas passiert, dann ist es quasi in der Sekunde in allen Medien und CNN hält live drauf. Ich glaube, dass es sich hierbei um einen Mix aus Voyeurismus und Medienpräsenz handelt. Wir schauen halt gerne hin. Aber wissen Sie was: Ich sitz hier im Bezirk Feldbach und es wird mir nichts passieren. Das, was passiert, das kann ich eh nicht beeinflussen. Und wenn es passiert, dann ist es auch fast egal, welchen kranken Ideen die Attentäter nachlaufen.

Der Eindruck entsteht aber, dass das alles immer und überall und bei uns ums Eck passiert. Die Medien müssten sich zurücknehmen. Ich habe meine Konsequenzen daraus gezogen. Ich beschränke den Nachrichtenkonsum auf die Lokalzeitung und vielleicht eine überregionale Zeitung und dann auch auf eine halbe Stunde am Tag. Es ist mir unangenehm, folgende Umstände zuzugeben: Der Terror in San Bernadino und Paris, der hat mit meinem Leben fast nichts zu tun. Doch die Medien reden es durch ihre Sensationsgeilheit den Menschen ein. Dann liest du kurz die Krone, die Bunte oder irgendwas Ähnliches, schaust ins Standardforum und dir wird schlecht. Da diskutieren Leute, die ja nur noch hetzen. Warum müssen die nicht ihre Namen nennen? Das möchte ich sehen, ob die dann auch noch hetzen!

Überhaupt ist es so, dass ja auch nur drauf gewartet wird, die nächste Sau zu finden, die man durchs Dorf jagen kann. Im Frühjahr war's Griechenland. Das war schnell fad. Dann waren's tote Kinder an Europas Küsten. Auch schnell fad. Jetzt Terror. Es scheint, wir warten nur darauf, vor dem nächsten Ding Angst zu haben. Und viele Menschen denken sich dann, dass die, die die Gesellschaft noch weiter auseinander dividieren, die für noch mehr freien Markt stehen, dass genau die Menschen die Probleme lösen. Damit kann ich mich nicht anfreunden.

Shutterstock/coxy58

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Nebenbuhler

Nebenbuhler bewertete diesen Eintrag 18.12.2015 16:52:33

Thomas Fuchs

Thomas Fuchs bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:18

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:18

13 Kommentare

Mehr von Josef Zotter