Irgendwann in einem fernen Universum hat die heutige Regierung eine Steuerreform beschlossen. Diese bringt ArbeitnehmerInnen mehr Geld und mir schlaflose Nächte und Stressausschlag.

Seit 1. Mai gelten wieder einmal neue Steuersätze. Sollten Sie zu jenen Menschen gehören, die durch die Steuerreform mehr netto vom brutto haben – super! Ich will jetzt auch nicht der nächste Unternehmer sein, der über das komplexe Steuersystem raunzt. Aber es steht schon auf der Homepage des Unternehmensserviceportals – eine Website des Finanzministeriums: „Das betriebliche Rechnungswesen ist komplex.“ Vielleicht sollten sie dazu schreiben: „Wir selber kennen uns auch nicht mehr aus“.

Worum geht’s also? Nun, grundsätzlich zahlt man als Unternehmen eine Umsatzsteuer von 20 Prozent. Darum ist beispielsweise auch der Betrag immer genau um 20 Prozent geringer, wenn irgendwer fragt: „Brauchen'S a Rechnung?“ ..Gut… das ist jetzt durch Registrierkassenpflicht ein wenig schwieriger. Aber schwarz gearbeitet wird freilich nach wie vor.

Jetzt hat sich aber die Regierung einfallen lassen, dass es auch verminderte Steuersätze gibt. Unser Essbarer Tiergarten wird mit 13 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, die Schokoverkostung im Theater mit 10 Prozent. Also ich muss auf Schokolade 10 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, 20 Prozent Umsatzsteuer, wenn ein Geschenkpaket ein Geschirr beinhaltet und fünf Trinkschokoladen. Auf den Tiergarten aber nur 13 und so weiter. Super Lustig ist es, wenn ich ein Geschenkpaket mache mit fünf Schokoladen (10 %) einen Gutschein für den Tiergarten (13 %) und ein Trinkschokoservice mit (20 %) rein gebe, was ja öfters vorkommt.

Da kann ich dann mit der Registrierkassenpflicht auf dem Kassabon noch einen Einführungskurs in Steuerrecht mitgeben, um das zu verstehen.

Ein anderes Beispiel: Die Verabreichung eines ortsüblichen Frühstücks, das zusammen mit Beherbergung verabreicht wird, wird mit 10 Prozent besteuert. Verkauft der Wirt Wein ab Hof, so sind es 13 Prozent. Kauft sich der Gast am Nachmittag einen Kaffee in, sind es 20 Prozent da ist plötzlich Kaffee kein Lebensmittel? Also für ein und dasselbe Produkt zwei unterschiedliche Steuersätze. Wenn ich das gleiche nach Deutschland liefere, ist noch einmal alles anders, denn dort gibt es 7 Prozent auf Lebensmittel und 19 Prozent auf alles andere. In der Schweiz ist gleich noch einmal alles anders und so weiter. Wenn der Gast von 29. April bis 2. Mai da war, dann gilt für die Nächte im April (zugegeben einmalig) ein anderer Steuersatz als für die Mainächte. Wir werden verrückt.

Das bringt niemanden um, wer als Unternehmer (jetzt muss ich einmal jammern!) mit dem Steuerdschungel überfordert ist, sollte sich anstellen lassen und lieber nicht Selbständig denken. Warum gibt es für die breite Masse nicht einen einzigen Steuersatz oder zumindest in sich logische Steuersätze? Warum ist ein Tiergarten steuerlich etwas anderes als eine inszenierte Schokoverkostung? Ein Museum ist noch einmal was anderes. Selbst die Steuerbeamten, die das kontrollieren sollten, wissen nicht mehr genau, was zu tun ist. Der Steuerberater hat auch schon w.o. gegeben.

Ich rede jetzt gar nicht von Steuern für Reiche, oder Grundstücker, Erbschaften ….das sind ein ganz andere Themen. Sondern nur für Sie und mich, wenn wir unsere Freizeit gestalten. Warum sagt man nicht: So und so viel Steuer auf jede Leistung und aus. Stattdessen heißt es: „Es ist komplex.“ Und uns Unternehmer bleibt kein Freiraum mehr für das Erfinden von kreativen Produkten, weil du bei jedem Gedanken gleich an 100 Folgewirkungen denken musst.

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Elena Laggner

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