Eine kleine Anleitung, wie man einen Staat teuer, ineffizient, behäbig und für den Bürger möglichst undurchschaubar gestaltet.

Stellen Sie sich mal kurz vor, Sie sind Politiker und haben ein Problem. Seit Jahren heulen Ihnen die Menschen vor, dass sie zu viel Steuern zahlen. Ihre Regierungskollegen der anderen Fraktion verlangen mehr Steuern, weil man leider, obwohl die Steuergelder so üppig sprudeln wie noch nie zuvor, oh Sie ahnen es, nicht auskommt.

Daher verhandeln Sie mit Ihren Regierungskollegen eine Steuerreform, die Sie, als sie fertig ist, für die größte Steuerreform (GröStrZ) aller Zeiten halten. Die Beamtenschaft ist glücklich, denn die Steuerreform beinhaltet neben ein paar technischen Änderungen vor allem eines: neue Regeln, die kontrolliert werden müssen, von noch mehr Beamten als bisher. Dass man diese Beamten auch bezahlen muss, ist Nebensache. Dafür gibt es die Spezies des gemeinen Steuerzahlers. Das ist der, der von dem, was der Arbeitgeber für seine Arbeitskraft ausgibt, nur ein Drittel ausbezahlt bekommt. Der Rest wird leider nicht, wie man annehmen möchte, zum größten Teil wohltätig verteilt. Er verdampft in den Untiefen der österreichischen Verwaltung. Auch eine ganze Berufsgruppe liebt Sie nun: die Steuerberater. Die zahreichen Neuregelungen gewährleisten in Ihrer Kompexität nämlich, dass kein Unternehmer alleine in der Lage ist, sie zu durchschauen und sich dann daran zu halten. Insgeheim stoßen Sie mit Ihren Parteifreunden mit einem Gläschen Sekt an, denn Sie haben alles erreicht: den Staat gerettet, die Partei und alle lieben Sie.

Alle? Nein, bedauerlicher Weise können manche Bürger, die sich Unternehmer nennen, die GröStrZ nicht auf die selbe Weise schätzen wie Sie selbst. Die Aufregung ist groß, Ihre Beliebtheit sinkt. Das kann so nicht bleiben. Sie einigen sich mit Ihren Spielkameraden in der Politik auf ein paar Ausnahmeregeln. Immerhin hatten Sie in Ihrem Überschwang ja ohnehin vergessen, die für die Parteien üblichen Privilegien einzubauen. Bei der Novellierung vergessen Sie darauf ganz sicher nicht, versprechen Sie Ihren Parteifreunden. Und so kommt es: Hier mal eine Ausnahme, dort eine Ausnahme, hier eine Freigrenze, etc.

Nun haben Sie es geschafft. Alle sind glücklich. Insbesondere die Beamten. Komplizierte Regeln rechtfertigen, ja Sie ahnen es: mehr Beamte und mehr Aufträge für Steuerberater. (Ich habe nichts gegen Steuerberater, allerdings sollte es dort und da noch etwas im Unternehmen geben, dass man ohne ihn bewerkstelligen kann).

Glücklich sitzen Sie in Ihrem großen Sessel hinter dem noch größeren Schreibtisch. Sie sind nur ein wenig irritiert, warum die Republik mit den Steuern wieder nicht auskommt. Vielleicht ja, wenn Sie da noch diese eine Ausnahme... Wer weiß.

p.s:

Ist natürlich alles frei erfunden...

http://derstandard.at/2000039416882/Gesetz-zu-Registrierkassen-wird-entschaerft

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Daniela Noitz

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julbing

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fischundfleisch

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