„Alpenmomente“ genießen, „Nur vom Besten der Natur“, „Die grüne Seele“ – mit diesen Versprechen werden Verbraucher von Seiten der Molkereien und Lebensmittelkonzerne verbal und auch visuell in eine idyllische Naturwelt entführt und möchten am liebsten sofort zum nächsten Joghurt oder Käse greifen, um Teil dieser heilen Welt zu werden. Kein Wunder also, dass die meisten ihren Milchkonsum oft nicht infrage stellen.

Dabei weiß die Mehrheit der mit Weide werbenden Unternehmen nicht einmal, wie viele der Kühe überhaupt Zugang zu einer Weide haben, geschweige denn wie viele von ihnen sogar noch im Stall angebunden werden – oder sie wollen sich dazu nicht äußern. Dies ergab eine aktuelle Umfrage der Welttierschutzgesellschaft.

Zwei Drittel der befragten 20 Unternehmen haben dementsprechend auf unsere Anfrage hin entweder gar nicht reagiert oder die Frage nach dem Weideanteil der Kühe unbeantwortet gelassen. Generell häuften sich Äußerungen wie „Landwirte sind eigenverantwortliche Unternehmer“ oder „die Milchlieferanten halten sich an alle einschlägigen Gesetze“, anstatt auf die konkreten Weide- oder Stallhaltungszahlen einzugehen. Nur vier Unternehmen war so ehrlich zuzugeben, dass sie die Zahlen schlichtweg nicht kennen, und ebenfalls nur vier waren überhaupt bereit, Daten zum Weidegang von insgesamt neun bekannten Marken zu nennen. Ihnen kann zugutegehalten werden, dass sie durch ihre Offenlegung für mehr Transparenz sorgen. Letztendlich wird von diesen Molkereien aber auch nur bei drei Marken das Werbeversprechen gehalten (95 bis 100% Weideanteil). Bei den anderen sechs Marken fällt der Anteil der Kühe, die auf die Weide kommen, deutlich geringer aus.

Die intensive Werbung mit naturnaher Milchproduktion ist vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse mehr als fragwürdig zu bewerten. Mit falschen Werbeversprechungen, die nicht annähernd die Realität widerspiegeln, werden Missstände in der Milchwirtschaft verschleiert und der Verbraucher bewusst getäuscht.

Was gilt es also zu tun? Um für alle Kühe ein Mindestmaß an Tierschutz sicherzustellen, muss Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt eine eigene Verordnung für Milchkühe einführen. Hier haben wir von der Welttierschutzgesellschaft im Rahmen der KUH+DU Kampagne bereits einen Entwurf zur Erweiterung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung um Milchkühe vorgelegt, der u.a. einen verbindlichen Auslauf im Freien vorsieht. Molkereien und Lebensmittelkonzerne wiederum sollten sich aktiv für das Wohl der Kühe einsetzen, deren Milch in ihre Produkte fließt. So sollten sie verbindliche Vorgaben zur Haltung der Kühe mit den Landwirten vereinbaren und diese auch finanziell bei der Umsetzung der Vorgaben unterstützen. Nur so können die Werbeversprechen der Unternehmen in die Realität umgesetzt werden.

>> Zum KUH+DU Weidecheck

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Silvia Jelincic

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baur peter

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